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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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wollte sie Mut machen: „Habt keine Angst. Schon gar nicht um euren Verstand. Stellt euch auf die Erde und spürt sie unter den Füßen! Fasst nach den Felsen, greift nach den Blättern!“
    Nicht weit von ihr fielen die Federn. Finster schillernd. Schwarzblau. Braunviolett wie die Blüten der Tollkirsche.
    „Wir müssen ihn fesseln. Bevor er wieder zu sich kommt“, hörte sie Mikolo.
    Ein Durcheinander an Stimmen kommentierte seinen Vorschlag.
    „Alles vergeht ...“, murmelte der Horrlekin und mühte sich kaum, seine Federn festzuhalten. „Alles zu spät.“
    „Nein, alles wird neu! Und du bist wieder Papajano!“ Skaia spürte, wie sie dieses Wissen ganz ausfüllte, wie es sie glücklich machte. Mit all dem Leuchten, das in ihr aufstieg, strahlte sie ihn an. Dann rief sie es ihrem Bruder zu, ihren Freunden, den Gesichtern in den Fenstern, der Sonne, dem Mond, dem Himmel über der Erde: „Alles wird neu! Alles wird neu!“ Es kam ihr so vor, als müsse die ganze Welt es hören. Und andächtig lauschten alle, wie die Worte vom Wind weitergetragen wurden.
    Nur der Kapellmeister bemerkte: „Na, wird ja auch Zeit.“
    Von irgendwoher tauchte Tabbi mit einem Umhang auf. Er ähnelte dem des Hofrates, nur dass er grün schimmerte. „Das kann man ja nicht mit ansehen“, erklärte sie bestimmt und bedeckte Papajano, der fast schon nackt dastand, mit dem samtenen Stoff. „Komm mit! Wir suchen was Passendes für dich aus.“ Ohne auf das Murren ringsum zu achten, zog sie ihn fort zum Kostümwagen.
    „Und wenn er ihr etwas antut? Sollen wir ihn nicht doch lieber ...“
    „Ist schon in Ordnung, Mikolo“, antwortete Skaia. Das Wesen, das sie beinahe umgebracht hätte, war verschwunden. Geblieben waren nur Papajano und lauter gute Geister: Aldoro, der nicht mehr Guter Herrscher sein musste, Mikolo, der ihr überall hin gefolgt war, die Theaterleute, bei denen sie sich aufgehoben fühlte, der Kapellmeister, der den überstürzten Aufbruch aus Solterra herbeigeführt hatte, und die wunderbare Blaukappe. Dankbar lachte Skaia das Flämmchen an. Und weil sie nicht wusste, wie sie es hätte umarmen sollen, umhalste sie stattdessen stürmisch Mikolo, der verblüfft „Ups“ machte.
    Hinter ihm sah Skaia Lunetta, mit der alles angefangen hatte. Nur war ihr Fell damals weiß gewesen. Hatte unschuldig ausgesehen, noch nicht das spätere, nächtliche Schwarz angenommen. Jetzt hatte es sich ― gemeinsam mit dem Land ― erneut gewandelt. Unter dem Himmel von Sonne und Mond trug Lunetta eine weiße Weste zur Schau, während sich das Schwarz maskengleich über Augen und Ohren zog. Mit weißen Vorderpfoten saß sie da. Den schwarzen Schwanz hatte sie sorgsam geordnet darüber gelegt. Nur auf dem blassrosa Näschen prangte unverrückt der kleine, schwarze, leicht aus der Mitte gerutschte Fleck, und die Bernsteinaugen blitzten wie eh und je.
     
    Die Welten hatten sich ineinander verschränkt. Der tückische Lindwurmbrunnen war verstellt vom Gestänge eines Sonnenmasts. Das Lager des „Papp-Palast“-Theaters nahm sich neben dem klobigen Gebäude der Schlafförderungsanstalt putzig aus. Die Lichterblütenreihe mit ihren Regenbogenfarben durchschnitt ein solterranisches Blumenwappen.
    Das Haus der Zeit war von einer uralten, riesenhaften Eiche gesprengt worden. Umgekippt röchelten einige der grünen Maschinenungetüme noch vor sich hin. Die Datenfressmaschine gab piepsende Töne von sich, doch die meisten lagen wie tot da. Brauner Schaum kroch über Greifarme, Fließbänder und einen reglosen Robold. Unter ihm war ein zeternder Gnom eingeklemmt. Dessen ehedem weißer Kittel hatte sich größtenteils vollgesogen mit dem braunen Schmodder.
    Angenehm fand es Skaia zwar nicht, in der Brühe herumzusteigen, um gemeinsam mit Schnock und Schnauz den Meister der Zeit aus seiner misslichen Lage zu befreien, aber er sollte auch nicht ersticken am quellenden Schaum.
    Auf sein Gekrähe „Dann ist es wohl jetzt zu Ende, ja“ antwortete sie lächelnd: „Mit der Zeit wird alles gut!“
    Die Hauptstraßen von Sol, die zwölf Strahlen, führten immer noch zur Burg, auch wenn sie streckenweise kaum wiederzuerkennen waren. Mal tat sich mittendrin ein Tümpel auf, um den man herumgehen musste, mal stiegen sie steil bergan, nur um sofort wieder abzufallen.
    Gerade als Skaia mit ihren Freunden auf den Vorplatz der Burg trat, schrien die versammelten Menschen auf, weil sich ein Rudel wandernder Zypressen aus dem vierten Strahl stürzte, den Platz

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