Prinzessin in Pink
ein kleines Zimmer in irgendeinem billigen Viertel leisten!«
Aber bei Johanna ist das wahrscheinlich was anderes, weil die ja keine Eltern in irgendeinem New Yorker Nobelvorort hat, die vor lauter Sorge schon ganz krank sind.
Keine Ahnung, was da in Grandmère gefahren ist. Ich hatte eigentlich eine Nerzstola oder ein ähnlich widerliches Geburtstagsgeschenk erwartet. Aber dass ich etwas bekomme, das ich mir wirklich auch gewünscht hab... also, dass sie mir hilft, Patin eines hungernden Waisenkindes zu werden … da hat sie sich ja richtig was dabei gedacht. Ich muss sagen, ich steh jetzt noch unter Schock.
Mom und Dad anscheinend auch. Dad hat sich gleich einen Wodka pur bestellt, als er Grandmères Geschenk gesehen hat, und Mom hat es zum ersten Mal, seit sie schwanger ist, komplett die Sprache verschlagen. Ungelogen.
Als Nächstes hat Lars mir sein Geschenk überreicht, obwohl Geschenke von Bodyguards im genovesischen Hofprotokoll ja eigentlich nicht vorgesehen sind. (Man muss sich nur mal anschauen, wie das damals bei Prinzessin Stephanie von Monaco endete: Erst hat ihr Bodyguard ihr was zum Geburtstag geschenkt und dann hat sie ihn GEHEIRATET! Was ja okay gewesen wäre, wenn sie irgendwelche Gemeinsamkeiten gehabt hätten, aber Stephanies Bodyguard interessiert sich nun mal nicht fürs Augenbrauenzupfen, und Stephanie hat eindeutig keine Ahnung von Ju-Jitsu, weshalb das Ganze von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.)
Jedenfalls hat man gemerkt, dass Lars’ Geschenk echt von Herzen kam.
LARS:
Ein original Baseballcap vom Bombenentschärfungskommando der New Yorker Polizei, das er von einem echten Einsatzleiter geschenkt bekommen hat, der Grandmères Suite im Plaza nach Sprengsätzen durchsucht hat, bevor der Papst sie besuchen kam. Ich fand das echt süß von Lars, weil ich weiß, wie viel ihm die Mütze bedeutet. Dass er sie mir geschenkt hat, ist ein echter Beweis seiner Ergebenheit und hat bestimmt nichts mit Heiratsabsichten zu tun, weil ich zufälligerweise genau weiß, dass
er in Mademoiselle Klein verliebt ist, wie alle heterosexuellen Männer in ihrem Dunstkreis.
Aber das schönste Geschenk hab ich von Michael bekommen. Er hat es mir nicht vor den anderen gegeben, sondern hat bis eben gewartet und ist mir gefolgt, als ich aufs Klo gegangen bin. Ich wollte gerade die Treppe zur Damentoilette runter, als er mich zurückrief. »Hier, Mia. Alles Gute zum Geburtstag!«, hat er gesagt und mir eine flache, in Goldfolie verpackte Schachtel in die Hand gedrückt.
Ich war echt überrascht - fast so überrascht wie über Grandmères Geschenk. »Aber Michael«, hab ich gesagt. »Du hast mir doch schon was geschenkt! Du hast doch den Song für mich geschrieben! Und musstest meinetwegen nachsitzen!«
Aber er winkte bloß ab. »Ach das. Das war doch noch nicht dein richtiges Geschenk. Das kriegst du erst jetzt.«
Weil die Schachtel so klein und so flach war, kam mir der Gedanke - ja, ich geb es zu -, es wären vielleicht Karten für den Abschlussball drin. Lilly könnte ihm doch gesagt haben, wie gern ich zum Abschlussball möchte, und er hätte die Karten gekauft haben können, um mich damit zu überraschen.
Tja, überrascht war ich tatsächlich. In der Schachtel lagen nämlich keine Balltickets.
Aber dafür etwas, das fast genauso gut war.
MICHAEL:
Eine Kette, an der eine winzig kleine, silberne Schneeflocke hängt.
»Zur Erinnerung an den Jahresendzeitball«, sagte er, als hätte er Angst, dass ich es nicht sofort kapiere. »Weißt du noch? Da hingen doch lauter Papierschneeflocken von der Decke der Turnhalle.«
Natürlich erinnerte ich mich an die Schneeflocken. Ich hab doch sogar eine in meiner Nachttischschublade liegen.
Okay, ich hab zwar keine Karten für den Abschlussball bekommen und auch kein Armband mit der Aufschrift »Eigentum von Michael Moscovitz«, aber was ich stattdessen bekommen hab, ist wirklich fast genauso gut.
Deshalb hab ich Michael an Ort und Stelle, also auf der Treppe zum Damenklo und vor den ganzen Kellnern vom »Les Hautes Manger« und der Dame am Empfang, die alle Gäste an die Tische führt, und der Garderobiere und überhaupt vor allen geküsst. Von mir aus hätten in dem Moment irgendwelche Paparazzi so viele Fotos von uns schießen können, wie sie wollten - sogar aufs Titelblatt der US Weekly von nächster Woche hätten sie mich setzen können, mit der Schlagzeile: MIA IN AKTION! Ich hätte nicht mit der Wimper gezuckt. Weil ich so glücklich war.
Bin.
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