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Prinzessin in Pink

Titel: Prinzessin in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Weil ich so glücklich bin. Meine Finger zittern jetzt noch, während ich das schreibe, weil ich nämlich glaube, dass ich möglicherweise zum allerersten Mal in meinem Leben die oberen Äste des Jung’schen Baums der Selbstaktualisierung erklommen hab... Sekunde mal, da draußen ist irgendwas los. Ich höre es klirren und kläffen und irgendjemand kreischt...
    O Gott, das ist Grandmères Stimme.

Freitag, 2. Mai, Mitternacht, zu Hause
    Ich hätte es wissen müssen. Er war zu schön, um wahr zu sein. Mein Geburtstag, meine ich. Es lief einfach alles zu perfekt. Na gut, ich hab zwar keine Karten für den Abschlussball bekommen und die Reise nach Genovia steht immer noch an. Aber alle meine Lieben (na ja, fast alle) saßen zusammen an einem Tisch, ohne sich zu zanken. Ich hab alle meine Wünsche erfüllt bekommen (na ja, fast alle).
    Michael hat mir einen Song geschrieben. Ich hab eine Schneeflockenkette. Und ein Handy.
    Aber halt, nicht so voreilig! Wir reden schließlich über MICH. Jetzt wo ich fünfzehn bin, sollte ich mir endlich eingestehen, was ich schon seit einiger Zeit ahne: Mir ist einfach kein normales Leben vergönnt. Kein normales Leben, keine normale Familie und natürlich auch kein normaler Geburtstag.
    Diesmal hätte es ausnahmsweise mal anders kommen können, wäre da nicht Grandmère gewesen. Grandmère und Rommel.
    Kleine Frage am Rande: Wer nimmt denn bitte einen HUND ins RESTAURANT mit? Dass das in Frankreich normal ist, spielt keine Rolle. Französische Mädchen rasieren sich auch nicht unter den Achseln und finden das normal. Daran sieht man doch, wie verroht die Sitten da drüben sind. Die essen ja auch Schnecken. SCHNECKEN! Welcher einigermaßen klar denkende Mensch kommt auf die Idee, zu glauben, was in Frankreich normal ist, könnte auch hierzulande okay sein?

    Wer? Meine Großmutter.
    Sie versteht die ganze Aufregung nicht. »Aber natürlich habe ich Rommel mitgenommen.«
    Ins »Les Hautes Manger«. Zu meinem Geburtstagsessen. Meine Großmutter hat ihren HUND zu meinem GEBURTSTAGSESSEN mitgeschleppt.
    Sie behauptet, sie hätte ihn nur mitgenommen, weil er sich doch immer kahl leckt, wenn sie ihn allein lässt. Das liegt an einer Zwangsneurose, die der fürstlich-genovesische Hoftierarzt diagnostiziert hat und gegen die Rommel Medikamente bekommt.
    Kein Witz. Der Hund meiner Großmutter nimmt Psycho-Pillen.
    Aber wenn ihr mich fragt, leidet Rommel gar nicht unter einer Zwangsneurose. Er leidet darunter, dass er bei Grandmère leben muss. Wenn ich mit Grandmère zusammenleben müsste, würde ich mich garantiert auch kahl lecken. Jedenfalls wenn meine Zunge lang genug wäre.
    Abgesehen davon ist selbst eine Zwangsneurose keine Entschuldigung dafür, einen Hund zu meinem GEBURTSTAGSESSEN einzuschmuggeln. In einer Hermès-Tasche. Noch dazu mit kaputtem Verschluss.
    Und was ist passiert, während ich auf dem Klo war? Rommel kroch aus Grandmères Tasche. Und flitzte panisch im Restaurant herum, um nicht wieder eingefangen zu werden - na klar, versteh ich gut. Wer würde keinen Fluchtversuch unternehmen, wenn er unter Grandmères tyrannischer Herrschaft leben müsste?
    Ich kann nur schaudernd vermuten, was die Gäste im »Les Hautes Manger« gedacht haben müssen, als ein knapp viereinhalb Kilo leichter, kahler Zwergpudel unter ihren Tischen hindurchraste. Na ja, eigentlich weiß ich, was sie dachten, weil Michael es mir nämlich hinterher erzählt hat. Die hielten Rommel für eine Riesenratte.

    Ohne Fell sieht er aber auch wirklich ziemlich rattig aus.
    Trotzdem glaub ich nicht, dass es in so einer Situation viel bringt, auf die Stühle zu klettern und sich die Seele aus dem Leib zu kreischen. Michael hat mir erzählt, dass ein paar Touris auch ihre Digitalkameras zückten und losknipsten. Morgen erscheint garantiert in irgendeiner großen japanischen Zeitung eine Schlagzeile über die massive Rattenplage, unter der die New Yorker Luxusrestaurant-Szene leidet.
    Ich hab nicht selbst gesehen, was als Nächstes passierte, aber Michael meinte, es sei wie in einem Baz-Luhrmann-Film gewesen, bloß ohne Nicole Kidman. Ein ahnungsloser Tellerwäscher schleppte ein riesiges Tablett voll halb leerer Suppenteller an der Rohkosttheke vorbei, wo mein Vater Rommel gerade in die Enge getrieben hatte. Der hysterische Rommel sprang dem Tellerwäscher direkt vor die Füße, worauf der stolperte und ein Regen von Hummersuppe niederging. Vor allem über Grandmère. Gerechterweise. Denn wer so doof ist, seinen HUND

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