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Prinzessin in Pink

Titel: Prinzessin in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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statt am Atom mitzuarbeiten.
    Vorhin, als Lilly gerade mit irgendwas anderem beschäftigt
war und Michael an der Salattheke stand, um mir eine zweite Portion Bohnensalat zu holen, hat Tina mich schnell gefragt, was ich jetzt mit Michael machen will, wo er mich doch immer noch nicht zum Abschlussball eingeladen hat.
    »Was kann ich denn schon tun?« Ich weinte fast. »Ich kann nur abwarten und Tee trinken, genau wie Jane Eyre, als Mr Rochester mit Blanche Ingram lustig Billard spielte und so getan hat, als wäre Jane Luft.«
    »Ich finde wirklich, du solltest ihn darauf ansprechen«, sagte Tina. »Mach es doch morgen auf deiner Party.«
    Na super. Dabei hatte ich mich richtig auf meine Party gefreut (mal abgesehen davon, dass Mom bestimmt alle Gäste schon an der Tür abfängt, um ihnen von ihrer unglaublich schrumpfenden Blase zu erzählen), und jetzt? Alles vorbei. Weil Tina mich natürlich den ganzen Abend beobachten und löchern wird, ob ich Michael schon auf den Abschlussball angesprochen hab. Ganz toll. Danke auch.
    Lilly hat mir gerade ein riesiges Schild in die Hand gedrückt. »DAS ›LES HAUTES MANGER‹ IST UNAMERIKANISCH!«, steht darauf. Ich hab sie darauf hingewiesen, dass das allgemein bekannt ist. Immerhin ist es ein französisches Restaurant. »Nur weil der Besitzer in Frankreich geboren ist«, zischte Lilly, »soll er sich nicht einbilden, er müsse sich nicht an die Gebräuche und Gesetze unseres Landes halten.«
    Ich war erstaunt. »Ich hab immer gedacht, es wäre typisch amerikanisch, dass Arbeitgeber Leute einstellen und rausschmeißen könnten, wie sie wollen - also innerhalb gewisser Grenzen natürlich.«
    Lilly guckte mich scharf an. »Auf wessen Seite stehst du eigentlich, Mia?«
    »Auf deiner natürlich«, sagte ich hastig. »Auf Jangbus, meine ich.«
    Wieso begreift Lilly nicht, dass ich viel zu viele eigene Probleme hab, um mich auch noch mit den Problemen eines eingereisten
Tellerwäschers herumzuschlagen? Ich muss die Sommerferien-Frage regeln, mich in Mathe verbessern und ein afrikanisches Waisenmädchen unterstützen. Man kann doch wirklich nicht von mir erwarten, dafür zu sorgen, dass Jangbu seinen Job zurückbekommt, wenn ich noch nicht mal in der Lage bin, meinen Freund dazu zu bringen, mich zum Abschlussball einzuladen.
    Ich hab Lilly ihr Schild zurückgegeben und mich entschuldigt, ich müsse leider zum Prinzessunterricht und könne nicht zur Demo mitkommen. Lilly hat mir vorgeworfen, ich würde nur an mich denken und nicht an Jangbus drei hungernde Kinder. Ich hab sie gefragt, woher sie weiß, dass Jangbu überhaupt Kinder hat, weil das in keinem der Zeitungsartikel stand und Lilly bis jetzt noch nicht persönlich mit ihm gesprochen hat. Da hat sie gesagt, das hätte sie nicht wörtlich gemeint, sondern metaphorisch.
    Dabei denke ich sehr wohl an Jangbu und seine drei metaphorischen Kinder. Aber die Welt da draußen ist nun mal ein Haifischbecken und im Moment hab ich genug eigene Probleme. Jangbu würde das verstehen, da bin ich mir fast sicher.
    Ich werde versuchen, Grandmère dazu zu bringen, den Geschäftsführer dazu zu überreden, Jangbu wieder einzustellen. Das ist das Mindeste, was ich tun kann, wenn man bedenkt, dass meine Existenz auf dieser Erde der Grund dafür ist, dass der arme Mann seinen Lebensunterhalt nicht mehr verdienen kann.
     
    Hausaufgaben:

    Mathe:
Keine Ahnung
Englisch:
Mir doch egal
Bio:
Pfft...
Gesundheitslehre:
Also bitte!
G & T:
Ja, klar
Franz:
Irgendwas
Geschichte:
Irgendwas anderes

Freitag, 2. Mai, in der Limo auf dem Heimweg vom Plaza Hotel
    Grandmère tut so, als wäre gestern Abend nichts passiert. Als hätte sie ihren Pudel nie zu meinem Geburtstagsessen mitgenommen und als hätte ihretwegen nie ein unschuldiger Mensch seinen Job verloren. Als würde ihr Gesicht nicht die Titelseite jeder Zeitung - außer der Times - in ganz Manhattan zieren. Zur Begrüßung fing sie gleich an, mir einen Vortrag darüber zu halten, dass es in Japan als grobe Unhöflichkeit gilt, wenn man seine Essstäbchen in den Reis steckt. Weil das anscheinend die Toten beleidigt oder so.
    Mir egal. In nächster Zeit werde ich wohl kaum nach Japan kommen. So wie es aussieht, werde ich ja noch nicht mal auf den ABSCHLUSSBALL kommen.
    Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. »Grandmère«, hab ich gesagt. »Hast du vor, heute noch mit mir über das zu reden, was gestern im Restaurant passiert ist, oder willst du weiter so tun, als wäre nichts passiert?«
    Grandmère guckte

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