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Prinzessin in Pink

Titel: Prinzessin in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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tut, Boris, da gibt es nichts zu bereden. Zwischen uns ist es aus. Das musst du einfach akzeptieren und dein Leben weiterleben.«
    »Aber warum denn?«, hat Boris jedes Mal gewimmert. Richtig laut. So laut, dass die Sportcracks und Cheerleader am Tisch der Schulstars immer wieder kichernd zu uns rüberglotzten. Es war fast peinlich. Aber auch ziemlich dramatisch. »Was hab ich dir getan?«
    »Du hast mir gar nichts getan«, ließ sich Lilly irgendwann wenigstens zu einer Antwort herab. »Ich bin einfach nicht mehr in dich verliebt. Unsere Beziehung hat ihren natürlichen Zenit überschritten, und auch wenn ich die Erinnerung an die Zeit mit dir immer im Herzen bewahren werde, müssen wir beide von nun an getrennte Wege gehen. Ich hab dir geholfen, dich selbstzuaktualisieren, Boris. Du brauchst mich nicht mehr. Es gibt andere bedürftige Seelen, die meine Hilfe jetzt nötiger haben.«
    Ich frag mich, wie Lilly auf die Idee kommt, Boris wäre selbstaktualisiert. Er trägt immer noch eine Zahnspange und steckt sich hartnäckig den Pulli in die Hose, wenn ich ihn nicht daran erinnere, ihn rauszuziehen. Wahrscheinlich ist er sogar der un-selbstaktualisierteste Mensch, den ich kenne … mit Ausnahme von mir selbst natürlich.

    Boris hat das alles nicht gut aufgenommen. Lilly hat ihn ja auch ziemlich krass abgesägt, das muss man echt sagen. Andererseits müsste Boris besser als jeder andere wissen, dass Lilly knallhart bei ihren Entscheidungen bleibt, wenn sie sie einmal getroffen hat.
    Jetzt arbeitet sie gerade fieberhaft an der Rede, die Jangbu heute Abend im Holiday Inn in Chinatown auf der Pressekonferenz halten soll, die sie für ihn organisiert hat.
    Boris muss sich damit abfinden: Er ist abserviert.
    Ich frag mich, wie die beiden Doktoren Moscovitz reagieren, wenn Lilly ihnen Jangbu vorstellt. Dad würde mir bestimmt keinen Freund erlauben, der schon mit der Schule fertig ist. Außer Michael natürlich. Aber das ist was anderes, weil ich ihn schon so lange kenne.
    Oje... gleich passiert was. Boris hat gerade den Kopf von der Tischplatte gehoben. Er sieht Lilly an, und seine Augen erinnern mich an heiß glühende Kohlen … nicht dass ich jemals heiß glühende Kohlen gesehen hätte, weil Kohleöfen in Manhattan wegen der Smog-Bestimmungen verboten sind. Jedenfalls sieht er Lilly mit derselben gebündelten Konzentration an, mit der er sonst nur das Foto seines absoluten Idols, des Weltklassegeigers Joshua Bell, ansieht. Jetzt öffnet er den Mund. Er will etwas sagen. WIESO BIN ICH EIGENTLICH DER EINZIGE MENSCH IN DIESEM RAUM, DER DEM, WAS VORGEHT, AUCH NUR DIE GERINGSTE AUFMERKSAMKEIT ZOLLT…?

Montag, 5. Mai, Krankenzimmer
    Boah, war das eben dramatisch. Ich kann kaum den Stift halten. Im Ernst. Ich hab noch nie so viel Blut gesehen.
    Übrigens bin ich wahrscheinlich dazu berufen, eine Karriere als Medizinerin einzuschlagen, mir wurde nämlich kein bisschen schlecht. Noch nicht mal schwindelig. Ich glaub sogar, dass ich neben Michael und Lars die Einzige im Raum war, die einen kühlen Kopf bewahrt hat. Was bestimmt daran liegt, dass ich als Schriftstellerin eine geborene Beobachterin zwischenmenschlicher Beziehungen bin und vor allen anderen kommen sah, was dann auch kam … vielleicht sogar noch vor Boris. Die Schulschwester meinte, ohne mein beherztes Eingreifen hätte Boris wahrscheinlich noch viel mehr Blut verloren. Ha! Wenn das nicht vorbildhaftes Prinzessinnenverhalten ist, Grandmère! Ich habe einem Menschen das Leben gerettet!
    Okay, nicht das Leben . Aber vielleicht wäre er ohne mich bewusstlos geworden. Ich versteh gar nicht, wieso er so ausgeklinkt ist. Oder, na ja, vielleicht schon. Ich glaub, die Stille im Klassenzimmer hat dazu geführt, dass Boris kurzzeitig wahnsinnig wurde. Im Ernst.
    Ich kann das gut nachvollziehen, mich hat sie auch total fertiggemacht.
    Das Ganze kam so: Wir saßen alle da und beschäftigten uns still mit uns selbst - also, alle außer mir natürlich, weil ich ja Boris beobachtete. Da stand er plötzlich auf und sagte: »Lilly, ich ertrag es nicht mehr! So kannst du mich nicht behandeln!
Du musst mir eine Chance geben, dir meine unsterbliche Liebe zu beweisen.«
    Oder so was in der Art. Angesichts dessen, was dann geschah, ist es kein Wunder, dass ich mich nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnere.
    An Lillys Antwort erinnere ich mich dagegen. Sie war sogar ziemlich freundlich. Man merkte ihr an, dass sie doch Schuldgefühle hat, weil sie Boris auf meiner Party so mies

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