Prinzessin wider Willen
Moment." Jana sah noch einmal zu der Stadt. Die Freudenfeuer brannten noch in den Straßen. Sie hörte einen freudigen Ausruf: "Lang lebe Fürstin Marijana!" Eine andere Stimme nahm den Ruf auf, dann noch eine.
Tränen blendeten sie. Es war kein Fehler gewesen, um die halbe Welt zu fliegen. Die Menschen hier wollten sie.
"Ich werde die beste Fürstin sein, die dieses Land jemals gesehen hat", flüsterte sie heftig.
"Ich bin sicher, dass Sie das sein werden", erwiderte Nicolas höflich.
Jana holte tief Luft und schwor sich, zum ersten Mal in ihrem Leben Erfolg zu haben.
Panik stieg in ihr hoch, aber sie schluckte schwer und ignorierte die Angst. Sie schlang Nicolas' Cape um sich, hielt den Kopf hoch und betrat an der Seite ihres Premierministers das Schloss.
4. KAPITEL
Nicolas Rondo wartete mit Janas Hofstaat auf dem breiten Korridor vor den Türen ihrer Privatgemächer. Ein Fremder, der die hier Versammelten betrachtete, hätte nicht vermutet, dass Boglandia am Rand der Zahlungsunfähigkeit schwebte. Juwelen blitzten, goldene Uhren schimmerten, Seide und Satin raschelten auf Teppichen, die aus dem sechzehnten Jahrhundert stammten.
Doch Jana sah nur Nicolas. Sofort, nach seiner Rückkehr nach Boglandia vor zwei Wochen hatte er sich die Haare schneiden lassen. Sie waren jetzt im Nacken kürzer, aber an den Seiten noch immer dic ht.
Manche Männer wirkten in förmlicher Kleidung unbehaglich, aber nicht Nicolas. Er sah aus, als wäre er für elegante Kleidung geboren worden. Auch das schön geschnittene Jackett konnte den harten, kraftvollen Körper nicht verbergen. Er bewegte sich durch den versammelten Hofstaat mit der Anmut eines Athleten, während er gleichzeitig das gewandte Auftreten eines Aristokraten beibehielt.
Als Jana aus ihren Gemächern kam, trat Nicolas vorwärts, verbeugte sich und bot ihr den Arm an, um sie in den Speisesaal zu geleiten. Sie zögerte einen Moment, während er seinen Blick über sie schweifen ließ, dann schob sie ihre behandschuhte Hand unter seinen Arm.
Sein Blick sank zu ihrem Halsausschnitt und wanderte rasch weg. "Sie sind die einzige hier anwesende Frau, die keine Juwelen trägt", bemerkte er gereizt.
Hinter ihnen verbeugte sich der Präsident der Vosnia vor Constanza Menski, Janas Kammerfrau. Eine Prozession formte sich, Rang und Herkunft entsprechend. Heftig gewisperter Streit entspann sich darüber, wer vor wem den Vortritt hatte. Der Streit verwandelte sich in reizendes Lächeln, wenn Jana ihren Blick über die Prozession wandern ließ. Sobald sie wegsah, wurden Anschuldigungen und Beschimpfungen wieder
aufgenommen.
Seufzend blickte sie zu Nicolas' Profil hoch und redete sich ein, das Prickeln, das von ihrer Hand durch ihren Körper zog, stammte von der abendlichen Kühle.
Das war natürlich eine Lüge. Das Prickeln stammte von Nicolas Rondo. Wann immer er ihr in die Nähe kam, lud die Luft sich plötzlich auf.
"Die Kronjuwelen gehören Ihnen", fuhr Nicolas fort, als sie schwieg. "Sie sollten sie tragen. Einige der Damen bei Hof haben schon angefragt, ob Juwelen aus der Mode sind."
"Sollten sie es nicht sein?" antwortete Jana. Ihre Stimme klang schärfer als beabsichtigt, weil es ihr peinlich war, dass ihre Finger an seinem Arm bebten.
Sie wandte ihren Kopf von ihm ab und zwang sich zu einem Lächeln für die Leute aus der Stadt, die in das Schloss Cyznik gekommen waren, um die höfische Prozession vor dem Essen zu bestaunen. Es war ein Brauch, der auf das Mittelalter zurückging und Jana höchstes Unbehagen bereitete.
"Wie kann ich Diamanten tragen, wenn diese Leute Flicken, an Knien und Ellbogen haben?" fragte sie leise. "Ich hätte ein verdammt schlechtes Gewissen."
Eine Frau mit einem Kopftuch und einem geflickten dünnen Mantel betrachtete Jana mit schimmernden Augen und
verbeugte sich tief, als Jana und Nicolas vorbeigingen. Jana hörte ein gemurmeltes "Eure Hoheit ... Fürstin Marijana ...".
Stolz und Anerkennung erwärmten die leisen Stimmen.
"Ihre Untertanen wollen, dass Sie wie eine Fürstin aussehen", erwiderte Nicolas. Sein Arm berührte zufällig die Seite ihrer Brust, und beide stockten. Nicolas räusperte sich. "Die Leute wollen Sie in schönen Kleidern und mit Juwelen sehen. Sie vertreten das Volk. Sie sind die Verkörperung des Stolzes von Boglandia."
"Wenn ich mich recht erinnere, hat Marie Antoinette auch mit dieser Rechtfertigung angefangen, und wir alle wissen, was mit ihr passiert ist", erwiderte Jana. "Für den Preis der Diamanten
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