Prisma
mit mir machen.«
»Nun, Sie hatten eine Waffe. Ich bin unbewaffnet.«
»Ja, ich habe eine Waffe«, sagte sie mit einem seltsamen Unterton.
»Der Integrator wollte mich für seine Zwecke einspannen. Ich dachte, ich könnte ihn benutzen. Ich schenkte ihm meinen Leitstrahl, da ich wusste, dass Humula seinem Signal folgen würde. Es tut mir leid, dass beinahe Sie an seiner Stelle dran glauben mussten. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass noch ein anderer Mann mir allein folgte. Ich war sicher, Sie seien er, obgleich ich mir nicht erklären konnte, warum oder wie es kam, dass Assoziationsmitglieder ihn begleiteten. Sie sind also gelandet und haben nach mir gesucht, ohne auf Humula zu stoßen? Das zu glauben fällt mir schwer.«
»Oh, ich habe ihn gefunden. Tot, wie jeder andere in der Station. Wussten Sie das nicht?«
»Ich weiß, dass jeder andere tot ist. Jeder außer mir. Dass auch er dran glauben musste, das wusste ich nicht, sonst hätte ich wohl kaum angenommen, dass Sie er sind. Wie ist er gestorben?«
Evan hob die Schultern. »Details kann ich Ihnen nicht geben. Ich würde sagen, Prisma hat ihn getötet.«
Sie schwieg lange, ehe sie erwiderte: »Das erste Mal, dass ein Planet mich um ein ersehntes Vergnügen gebracht hat. Irgendwie fühle ich mich nicht betrogen. Ich werde jetzt heraussteigen und zu Ihnen kommen. Haben Sie einen schwachen Magen, Evan Orgell?«
Er runzelte die Stirn. Wovon redete sie da? »Meinen Sie, man hätte mir diesen Auftrag gegeben, wenn ich empfindlich wäre?«
»Ich weiß nicht, seit meinem Aufenthalt hier habe ich nicht mehr allzuviel Vertrauen in die Methoden der Firma, Fremdwelten-Personal auszusuchen.«
Eine Gestalt löste sich aus einer Gruppe grüner kristalliner Gewächse und kam auf Evan zu. Er schirmte die Augen mit der Hand ab, als die Gestalt stehenblieb und den rechten Arm hob. Vier Finger schoben sich zusammen, und aus den einander berührenden Spitzen sprang der mörderische Lichtstrahl hervor.
Evan versuchte auszuweichen, kippte zur Seite, während die beiden Ärzte, die hinter ihm Rast gemacht hatte, aufgeregt auseinanderstoben. Doch der Strahl war gar nicht auf sie gezielt. Er stach an ihnen vorbei und schnitt in die zuckenden und sich windenden Abschnitte zweier langer Tentakel, die den ganzen Weg aus dem tiefen Tal hochgeklettert waren.
»Ich sagte Ihnen ja, dass es hier noch immer gefährlich ist. Der Integrator ist ziemlich stur.« Der Arm sank herab, und das rote Licht erlosch. »Ich glaube, er wird jetzt für eine Weile nichts mehr versuchen, aber wenn wir uns unterhalten wollen, dann gibt es dafür sicherere Orte.« Sie lächelte ihn an.
Es war nur ein halbes Lächeln, denn sie hatte nur noch ein halbes Gesicht.
Schön war sie gewesen, sowohl vom Gesicht her als auch figürlich, und die traurige Hälfte, die Martine Ophemert war, setzte sich fort bis zu dem noch verbliebenen Fuß. Nur die linke Körperseite bestand noch aus Fleisch und Knochen, und selbst das war an mehreren Stellen ausgebessert. Die Farbabstimmung der Flicken war gut, aber die künstliche Haut war immer noch überdeutlich sichtbar.
Die rechte Seite bestand aus einem noch intensiver blauen Material als bei Azur.
Irgend etwas hatte knapp mehr als die Hälfte von Martine Ophemert neu aufgebaut. Das Königsblau war so intensiv, dass es fast undurchsichtig war. Er konnte die künstlichen Organe, die innen lagen, nicht erkennen. Er brauchte sie nicht zu sehen, um zu wissen, dass es sie gab. Selbst die rechte Hälfte des Schädels bestand aus blauem Kristall, glatt und unflexibel bis auf die hellere blaue Linse, die das fehlende Auge ersetzte. Sie drehte sich und rotierte zusammen mit ihrem Gegenstück aus Fleisch und Blut. Er fragte sich, wie das Gehirn reagierte und zwei unterschiedliche visuelle Meldungen miteinander verknüpfte. Und das brachte ihn zu der Frage, wieviel von dem ursprünglichen Gehirn noch vorhanden war.
Kosmetische Feinheiten waren eingefügt worden zusammen mit praktischeren Details. Von der rechten Seite des Kopfes hingen lange blaue Fasern bis hinunter auf den Boden. Sie waren in Länge und Durchmesser mit Ophemerts natürlichem schwarzen Haar identisch, bis auf die Farbe – und den winzigen Lichtpunkt, der an der Spitze jeder Faser zu erkennen war.
Sie blieb stehen, als sie knapp einen Meter von ihm entfernt war, und studierte ihn genauso eingehend, wie er sie studierte. Was die Ärzte bei ihm bewirkt hatten, war schon erstaunlich, aber Martine
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