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Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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verkündete der Anzug schließlich. »Ein nicht besonders wertvoller, aber wichtiger Bestandteil in den meisten Kommunikationsgeräten. Das Gewächs sucht das Yttrium in den Komponenten.«
    »Demnach frisst es das gesamte Innere der Konsole auf, nur um eine winzige Menge einer seltenen Erde zu erhalten. Ein wahrer Feinschmecker.« Evan verfolgte den Weg der beiden eindringenden Ableger zu dem Tannenzapfengewächs. »Bestimmt haben sie ihre Anlage regelmäßigen Tests unterzogen. Ich kann einfach nicht glauben, dass jemand dies übersehen haben soll.«
    »Entschuldigen Sie, Sir, aber Sie unterliegen einem Missverständnis. Die Fäden stammten nicht von diesem kleinen Gewächse auf dem Fußboden und drangen in die Konsole ein. Die Fäden wachsen von innen nach außen.«
    Das ist die Erklärung, dachte Evan. Eine Spore oder so etwas ist durch die Filter des Gebäudes geschlüpft und hat sich in der Konsole festgesetzt. Vielleicht war sie auf dem Anzug von jemandem und vor dem Desinfektionsgerät hereingekommen, das unweit der Vordertür am Boden befestigt war. Die möglichen Quellen einer Infektion waren überaus zahlreich. Die Besatzung hatte offensichtlich keine Ahnung vom Ausmaß der Schäden gehabt, bis es am Ende zu spät war.
    Er verließ die Konsole und ging hinüber zu der zweiten Gestalt. Die Frau war Ende Vierzig gewesen. Sie lag bequem auf der Couch. Vielleicht hatte sie gerade geschlafen, als der letzte Schlag erfolgt war. Sie war fast unversehrt.
    Evan streckte eine Hand aus, um ihr damit übers Bein zu streichen. Durch die taktilen Sensoren des Anzugs fühlte das Glied sich normal an. Er benutzte beide Hände, um den zähen Dienstanzug vom Knöchel zum Oberschenkel hochzuziehen. Die Haut war unversehrt, wenn auch schrumpelig und ausgetrocknet. Er fuhr mit einer Hand über das nackte Bein.
    Dabei schälte die Haut sich ab wie Pergament. Darunter, wo sich Muskeln und Knochen befinden sollten, war solides grünes Glas. Winzige Gebilde, wie übergroße Korpuskeln mit Beinen, bewegten sich dicht unter der durchsichtigen Oberfläche. Sie stoben auseinander und flohen vor dem unerwarteten Lichteinfall.
    Evan wich zurück und spürte, wie ihm ein Würgen in die Kehle stieg. Für einen kurzen Augenblick verspürte er die Versuchung, das Ungeheuer zu verbrennen. Doch die Logik bremste ihn. Die Frau war bereits tot. Mehr als tot. Das Verbrennen wäre nichts anderes als die unnütze Vergeudung von Energie.
    Nichts so obszön Trügerisches zeichnete das Hinscheiden des dritten Bewohners des Gebäudes aus. Der junge Mann war säuberlich zerlegt worden wie die Puppe eines Kindes, die repariert werden sollte. Arme und Beine lagen weniger als ein Dutzend Zentimeter von ihren Gelenken entfernt da. Der Kopf war um einen gleichen Abstand von den Schultern entfernt worden. Es wirkte so ordentlich, dass es ihn beunruhigte.
    Evan stellte fest, dass er gelegentlich über die Schulter blickte. Dumm, sagte er sich. Der MFW würde ihn vor jeder herannahenden Gefahr warnen und sich mit ihr auseinandersetzen, ehe er von ihrer Gegenwart auch nur etwas ahnte. Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Leiche. Außer dass sie in sechs Teile zergliedert worden war, schien sie unversehrt zu sein. Nichts fehlte – nein, das stimmte nicht ganz.
    »Da ist kein Blut.«
    »Das ist doch längst verdunstet«, meinte der Anzug.
    »Schon möglich, aber es gibt nicht einmal Flecken. Und wenigstens die müssten da sein.« Er kniete nieder, um den Boden zu untersuchen. Der Standardbelag gummiert, biegsam und federnd. Aber er sollte eigentlich Flecken aufweisen. Das Blut war also entfernt worden, ehe es Gelegenheit bekam, auf den Boden zu gelangen.
    »Eisen, Sir«, rätselte der Anzug. »Eisen und wieder Kalium. Offenbar suchen sich verschiedene Lebensformen auch verschiedene Mineralien. Es ist klar, dass sie keinen Unterschied zwischen der Station selbst und ihren Einwohnern machen. Beide sind nichts anderes als Quellen wertvoller Mineralien.«
    Evan konnte den scharfen Unterton in der Stimme nicht unterdrücken. »Ich nicht. Ich bin niemandes Rohstoffquelle.«
    Er kehrte zur Kommunikationskonsole zurück und erprobte eine Reihe offensichtlich unversehrter Kontrollen. Keines der Lichter an der Tafel leuchtete auf. Das schwache Leuchten einer Anzeige verkündete, dass der Nullraum-Generator, der tief unter der Station installiert war, immer noch intakt war; doch das war nur verständlich. Er steckte in solidem Ferroton dreißig Meter unter der

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