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Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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narrte. Innerhalb seines Anzugs in Sicherheit, konnte er gleichgültig durch sie hindurchmarschieren und einen Teppich irisierender Farben zurücklassen, doch alles, was nicht ähnlich geschützt war, wäre von Milliarden winziger Messer zerschnitten worden.
    Anstatt sich ständig zu drehen, um immer der Sonne zugewandt zu sein, rührten sich die Nadelkissen nicht. Hunderte von lichtempfindlichen Flächen befanden sich stets in der günstigen Position, um einige Milliarden Photonen zu schlucken, ganz gleich, wo die Sonne am Himmel stand.
    Was an wertvollen Salzen und Mineralien die verborgenen Körper enthielten, war vor jedem Raubtier sicher. Das kleinste Nadelkissen ließ den erschreckendsten terrestrischen Kaktus im Vergleich so gut wie wehrlos erscheinen.
    Am vierten Tag wurde er von einer Hecke aufgehalten.
    Tatsächlich war >Hecke< eine ziemliche Untertreibung und als Begriff völlig unangemessen, um die Barriere zu beschreiben, die sich vor ihm erhob. Er stand vor einer soliden Silikatmauer, zwischen vier und zehn Metern hoch, die sich von Horizont zu Horizont spannte. Jedes der Gewächse, welche die Hecke bildeten, war an seiner Basis mehr als einen Meter dick. Sie drängten sich so dicht zusammen, dass nichts Größeres als eine Glasmaus zwischen ihnen hindurchschlüpfen konnte.
    Nach zwei Dritteln Höhe des Stammes wurde jeder >Baum< von drei oder vier trägerähnlichen dicken Asten durchbohrt. Die Oberflächen dieser Auswüchse waren auf Hochglanz poliert und rotierten um eine gemeinsame Achse, um so viel Licht wie möglich in den lichtaufnehmenden oberen Teil des Stammes zu reflektieren. Der übrige Organismus hatte die Farbe und den Glanz von pinkfarbenem Chrom.
    Die Hecke hatte sämtliche Vegetation aus ihrer direkten Nähe verdrängt. Der Anzug schätzte die Dicke der Mauer auf etwa fünf Meter. Sie waren weniger als einen Tagesmarsch vom Standort des Leitstrahlsenders entfernt.
    »Nicht festzustellen, wo sie aufhört«, murmelte Evan und schaute nach rechts und nach links. »Können wir uns irgendwie hindurchschneiden?«
    »Ich kann es versuchen, Sir.«
    Evans näherte sich dem nächsten Baum und studierte staunend dessen makellose glatte Oberfläche. Dann ballte er eine Hand zur Faust und schlug zu. Ein großer Brocken des pinkfarbenen Silikates – zweifellos eine Lithium-Aluminiumverbindung – brach heraus und fiel zu Boden. Für eine kurzen Moment glaubte er bemerkt zu haben, dass das Muttergewächs leicht erschauerte, aber das konnte Einbildung gewesen sein. Ganz bestimmt war eine Pflanze wie diese unfähig zu einer sichtbaren Reaktion auf geringfügige Beschädigungen. Er schlug erneut zu. Der Brocken, der diesmal von seiner bewehrten Hand abgesplittert wurde, war kleiner als der erste.
    »Das dauert zu lange und vergeudet zuviel Energie«, murmelte er. »Brenn uns durch!«
    »Ich bin nicht sicher, ob damit mehr zu erreichen ist, Sir. Ein Laser ist bei stark reflektierenden Körpern nicht besonders wirkungsvoll, und soweit ich die innere Struktur erkennen kann, sind diese Gewächse in hohem Maß streuungsfähig.«
    »Versuch es trotzdem! Ich habe keine Lust, Stunden damit zu verbringen, mich wie ein schwachsinniger Boxer hindurchzuschlagen.«
    Sein Arm hob sich, und der Laser begann zu schneiden. Die Silikatoberfläche vor ihm reagierte, indem sie Blasen warf und wegschmolz. Die Sorgen des Anzugs schienen unbegründet zu sein.
    Evan wartete ungeduldig, während der Anzug eine Lücke schnitt, die breit genug war, um die erste Reihe Gewächse zu durchdringen, und nahm die zweite Reihe in Angriff. Dort verlief die Arbeit etwas langsamer, doch schon bald war auch die zweite Reihe überwunden. Der Anzug nahm die dritte in Angriff. Dahinter erkannte Evan Tageslicht.
    Ein einzelner Baum, mehr als einen Meter dick, wurde glatt durchschnitten, und er musste beiseite treten, als er nach hinten auf ihn zu kippte. Er zerschellte, als er auf dem Boden aufschlug, und Splitter flogen durch die Luft. Er stieg gemütlich darüber hinweg, während der Laser die letzten beiden Stämme anvisierte, welche ihnen den Weg versperrten.
    In der Mitte des durchgeschnittenen Stumpfs war ein dunkleres Material zu erkennen, das die Farbe von Morion hatte, einem fast schwarzen Quarz. Es hatte eine seltsame Ähnlichkeit mit dem Kernholz eines normalen Baumstamms. Vielleicht diente das dunklere Material als Transportsystem für das Rohsilizium aus dem Erdreich, das der Baum für sein Wachstum verwendete. Ein interessanter

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