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Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Kolonie gemeiner Würmer. Er war Wurmfutter, tatsächlich! Aber dazu käme es erst, nachdem er für eine Weile tot war. Die Würmer durften das Unvermeidliche nicht beschleunigen. Natürlich waren es keine terranischen Würmer. Ihnen war in dem ganzen System nicht der angemessene Platz angewiesen worden.
    Sie hatten ihn ähnlich auf den Boden gefesselt, wie die Lilliputaner es mit Gulliver getan hatten, und sie hatten es viel besser gemacht. Er verlor das Bewusstsein.
    Die Sonne stand hoch am Himmel, aber am falschen Ort, als er die Augen aufschlug. Er war unendlich müde, so müde, wie er es sich niemals vorgestellt hätte. Das ging schon über einen normalen Erschöpfungszustand hinaus. In und um seinen ganzen Körper herrschte eine Taubheit, eine Gefühllosigkeit, die typisch war für anorganische Dinge wie Steine und Metall, aber nicht für müdes Fleisch und Blut.
    Und Blut. Er hob den Kopf und schaute an sich selbst hinunter. Von den Knien abwärts waren die Hosenbeine verschwunden, zerfetzt und weggerissen von irgendeinem unbekannten Wesen. Er konnte deutlich die Wurmnarben sehen, lang und dünn und mit getrocknetem Blut verklebt. Er hatte keine Ahnung, wieviel Blut sie aus ihm herausgesaugt hatten, aber offensichtlich nicht genug, um ihn zu töten. Die rosigen Photorezeptoren, die ihm Schatten gespendet hatten, waren verschwunden. Seine ungeschützten Augen kniffen sich zusammen, um das unerträglich helle Licht auszusperren, aber er konnte immerhin die Dinge in seiner unmittelbaren Umgebung ausmachen. Er lag unter einem Gewächs, das einem normalen Baum sehr ähnlich war. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass der Stamm mit langen Streifen braunen Silikats gesichert war, aber er hatte ein grünes Herz. Er versuchte sich mit Gewalt einzureden, dass es aus Holz bestand.
    Neben ihm wuchsen Büschel hellgelber Blüten, die blau-grün gestreifte Ultraschallprojektoren darstellten und sich träge in der sanften Brise wiegten, aber nicht so träge, um sich nicht ständig nach der Sonne auszurichten. Sehr gut möglich, dass es tatsächlich Ultraschallprojektoren waren, sagte er sich, wenn man den Wahnsinn dieser Welt betrachtete, auf der sie gediehen.
    Die Blumen und der Baum waren anheimelnd, tröstend, aber wo waren die Würmer? Wie lange hatte er bewusstlos dagelegen? Minuten, Stunden oder noch länger? Sein Magen fühlte sich leer an, aber er hatte keinen rasenden Hunger, daher konnten es nicht viele Tage gewesen sein, wenn es denn überhaupt Tage waren. Ein einziger Tag vermutlich. Dreißig Stunden oder mehr in Bewusstlosigkeit verbracht, während der Körper sich von dem Angriff erholte. Er fühlte sich seltsam benommen, und das nicht nur vom Blutverlust.
    Dann erinnerte er sich daran, was er gesehen hatte, ehe er seinen Blackout hatte. Oder was er gesehen zu haben glaubte.
    Den blauen Tausendfüßler, wie er den flachen Abhang herunterkam, in die wimmelnden Würmer hineinwatschelte und sie mit Tritten seiner Beine verscheuchte, sie mit den Mundwerkzeugen zerknackte und mit der geheimnisvollen Flüssigkeit aus dem Injektionsorgan unterhalb der Mundwerkzeuge besprühte. Ein Tropfen dieser Flüssigkeit brachte die Würmer dazu, ihre Verbindung zu lösen, sich wild hin und her zu werfen, während die Körper aufplatzten und sie starben.
    Zweifellos hatte der Tausendfüßler sich an einem unerwarteten Beuteüberfluss gesättigt, indem er sich an den Würmern labte, wie diese sich an Evan gelabt hatten. Vielleicht war das Wesen ihm deshalb überallhin gefolgt. Aber das erschien ihm irgendwie nicht richtig. Bestimmt war der Tausendfüßler ein Photovore mit seinen lichtempfindlichen Zilien auf dem Rücken, oder?
    Dennoch schien er auch Mineralien zu brauchen. Demnach würde er sie sich holen, wenn sich die Gelegenheit ergab, und zwar aus den kleinen Wurmkörpern, in denen die Mineralien konzentriert vorhanden waren. Sicher. Der Tausendfüßler war hinter den gleichen Substanzen her wie die Würmer.
    Warum hatte er dann Evan in der vorhergehenden Nacht in der Höhle nicht angegriffen?
    Das war jetzt gleichgültig. Es zählte einzig, dass der unerwartete Angriff des Tausendfüßlers so viele Würmer getötet hatte, dass der Rest aufgegeben und sich in sein unterirdisches Refugium zurückgezogen hatte. Schwach und kaum bei Bewusstsein, musste Evan es dann geschafft haben, aus der todbringenden Senke zu diesem sicheren Ort zu kriechen, wo sein geschundener Körper die Gelegenheit wahrgenommen hatte, mit der

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