Prisma
was nicht mit ihm geschehen würde. Dann wäre es schon besser gewesen, er wäre ohne Schmerzen beim Angriff der Würmer gestorben. Das schlimmste war, dass er nicht die geringste Idee hatte, was dieses Ding mit ihm vorhatte. Wollte es sich an ihm gütlich tun? Fraß es von ihm? Bereitete es sein Gehirn vor als eine Art Zufluchts- oder Aufbewahrungsort für seine Jungen? Als einen Brutkasten?
Da er nicht mehr rennen oder schreien konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als stillzuliegen und zu überlegen. Zu überlegen und nachzudenken. Es nahm ihn langsam auseinander, von innen nach außen. Ja, es löste ihm die Hirnmasse auf und entzog sie ihm Stück für Stück durch die beiden Antennen. Er würde ganz langsam die Kontrolle über sich verlieren, und er würde nur anfangs unter dem Bewusstsein leiden, was geschah.
Ein weiterer Versuch, sich von den Antennen zu befreien, erbrachte ein neuerliches Aufflammen des Schmerzes, den sein vorheriger Versuch schon hervorgerufen hatte. Ein dumpfes Pulsieren, das am Hinterkopf begonnen hatte. Die ersten Anzeichen, dachte er. Er war zu müde, um zu schreien. Es brachte ihm sowieso nichts. Seine Lage war völlig hoffnungslos.
Ja, es vernichtete ihn von innen. Er hatte bereits gesehen, was die Kreatur mit jenem Injektionsorgan unterhalb der Mundöffnung tun konnte. Injizierte sie ihm diese oder irgendeine andere Flüssigkeit ins Gehirn, und zwar jetzt, in diesem Augenblick? Es erschien seltsam, dass er keinen Schmerz spürte, aber solange er nicht an den dünnen Ranken zog, war da nur dieses leicht pulsierende Gefühl, ein Pochen, das stärker und schwächer wurde, das ohne Vorwarnung verschwand und zurückkehrte, ohne weh zu tun. Er wollte und konnte keine Schmerzen mehr ertragen.
Das Pulsieren erinnerte an Wellen, die sich auf einen Strand ergießen. Weich und gleichmäßig, überhaupt nicht schmerzhaft. Genauso, wie die Worte nicht schmerzhaft waren.
»Es tut mir leid, Weiches Ding«, teilte das Pulsieren mit, »dass ich so lange herumprobiert habe, aber dein Stöpsel war so schwer zu finden.«
Evan rollte sich herum und richtete sich auf, schwankte einen Moment lang, bis er sich fing, um dem Echo der Wortimpulse zu lauschen, die ihm durch das Gehirn wogten.
»Verstehst du mich? Ich spüre, dass du empfängst, aber nicht sendest.«
So ist es also, wenn man verrückt ist, dachte Evan ruhig.
»Du bist geistig nicht aus dem Gleichgewicht«, informierte die Stimme ihn in vertraulichem Ton. »Verwirrt und müde, ja, aber sicherlich gesund. Deine Impulse sind richtig geordnet. Anfangs waren sie mir sehr fremd, doch rein konzeptionell kommen sie sehr gut herüber.«
»Was kommt gut herüber?« Evans wurde sich bewusst, dass er die Frage nur dachte. Er hatte den Mund nicht geöffnet, seit er zu schreien aufgehört hatte, und er hatte Angst, es zu tun, damit er nicht wieder mit dem Schreien anfing. Das wollte er nicht tun. Toben brachte nichts.
»Die Kommunikationsimpulse, die dein Gehirn erzeugt. Einigermaßen verwirrend, aber das war zu erwarten. Alle Kommunikationsimpulse aus Weichgewebe-Geistern sind leicht durcheinander.«
»Was du nicht sagst«, murmelte Evan, diesmal laut. Der Klang der nicht schreienden Stimme war angenehm. Leicht verrückt mochte er sein, aber er hatte sich noch immer unter Kontrolle.
Er zwang sich, den Kopf zu drehen und die blaue und grüne und gelbe Erscheinung anzuschauen, die aus dem Schauglas auf seine Schultern geklettert war.
»Was tust du mit mir?«
»Ich unterhalte mich mit dir. Stell dich der Wirklichkeit! Nimm sie an!« Als weiteren Beweis zwinkerte der Tausendfüßler ihm zu.
Diesmal vorsichtig tastete Evan nach den dünnen silbernen Fäden, die aus der Stirn der Kreatur heraustraten und in seinem linken Ohr verschwanden. Netz? Eingang?
»Ich habe keine Steckbuchse im Kopf«, knurrte er.
»Natürlich hast du das.« Der Tausendfüßler klang absolut sicher. »Jedes intelligente Wesen hat einen Eingang. Deinen zu finden, war schwierig. So erstaunlich es auch erscheinen mag, aber er ist noch nie benutzt worden. Infolgedessen ist er verkümmert und hat sich verändert. Um eine einwandfreie Verbindung zu schaffen, waren einige Modifikationen notwendig, die ich vornahm, während du dich von dem Raubzug der Syaruzi erholtest.«
Evan nahm tiefe regelmäßige Atemzüge. Das verhinderte ein mögliches Zittern. »Wovon redest du? Modifikationen? Du hast etwas in meinem Kopf verändert? Was hast du mit mir getan? «
»Ich habe nur etwas
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