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Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Selbstreparatur zu beginnen.
    Seinem Instinkt folgend, hatte der Tausendfüßler ihm unabsichtlich sehr geholfen. Er hoffte, dass er wieder mit ihm zusammentraf. Vielleicht bekäme er irgendwann einmal die Chance, sich ihm erkenntlich zu zeigen, sich zu revanchieren. Falls seine Erinnerung an die Ereignisse richtig war und falls das, woran er sich erinnerte, wirklich so abgelaufen war. Vielleicht würde er irgendwann wieder auftauchen, um ihm erneut zu folgen. Wenn er die Kreatur dazu animieren konnte, mit ihm zur Station zurückzugehen, dann würde er sie mit den Überresten des chemischen Labors füttern, bis sie nichts mehr in sich hineinbekäme. Sie könnte wertvolle Mineralien nach Herzenslust in sich hineinschaufeln – vorausgesetzt, sie hatte ein Herz anstelle einer Serie von Siliziumbatterien.
    Die Benommenheit wollte nicht weichen. Sein Körper hatte sich alle Mühe gegeben, aber nun brauchte er mehr als nur Ruhe, um den Wiederherstellungsprozess fortzusetzen. Sein Magen bestand darauf. Während er versuchte, sich aufzusetzen, stellte er fest, dass er zur linken Seite leicht wegkippte. Irgend etwas zog ihn am linken Ohr. Stirnrunzelnd wollte er sich an der Stelle kratzen, damit das Jucken aufhörte oder um zu entfernen, was immer sich dort während des Schlafs festgesetzt hatte.
    Seine Finger berührten zwei extrem dünne Antennen, die ihm aus dem Kopf herauswuchsen. Sie waren ihm nicht ums Ohr gewickelt, ins Haar geflochten, sie klebten ihm auch nicht an den Koteletten. Sie befanden sich an den Ohren, hingen aus ihnen heraus.
    Er blickte scharf nach links. Ein Paar glasiger hellgrüner Kugeln starrte ihm aus einer Entfernung von nur wenigen Zentimetern in die Augen. Es war der Tausendfüßler.
    Er saß ihm auf der Schulter, um den Hals gewickelt wie eine Silikatstola. Die Beine umklammerten ihm das Schlüsselbein und die Schultern, wobei sie sich nicht tief, aber entschlossen in die Muskeln krallten.
    Und die Kiefer, die fähig waren, Steine zu zerbröseln, ruhten sacht am Fleisch des Oberarms.
    Die beiden dünnen Antennen traten aus dem Kopf des Tausendfüßlers und drangen in Evans Ohr ein, wobei sie am Trommelfell vorbeiglitten, ohne es zu beschädigen, und tiefer in den Schädel vordrangen. Etwas kitzelte Evans Gehirn. Es war so, als hätte man ihm einen leichten Schock verpasst.
    Als nächstes erlebte er einen Blackout, ohne jedoch das Bewusstsein zu verlieren. Um es anders auszudrücken: Er drehte für eine Weile durch, sprang auf und rannte wie irre umher, prallte von den Glasgewächsen ab und versuchte die ganze Zeit über, das Wesen von der Schulter zu bekommen und die Antennen loszuwerden, die es ihm in den Kopf gesenkt hatte. Er zog und zerrte und riss an den dünnen Fasern. Sie wollten nicht zerbrechen, und sogar unter Einsatz seiner ganzen Kräfte war es zu bezweifeln, dass er sich aus dem zehnbeinigen Griff würde befreien können.
    Die ganze Zeit über rührte sich der Tausendfüßler nicht und gab keinen Ton von sich. Nur die schwarzen Augenlider reagierten, schlossen sich, um die grünen Linsen vor Evans verzweifelt zustoßenden Fingern zu schützen. Es war genauso, als attackiere er einen Spiegel. Er fügte sich selbst mehr Schaden zu, indem er gegen Bäume und größere Felsklötze prallte, als den Tausendfüßler zu behelligen.
    Als er an den Fäden zog, die ihm aus dem Ohr hingen, erreichte er damit nur, dass er sich einen furchtbaren Schmerz zufügte.
    Seine Kehle versagte zuerst, heiser vom ständigen Brüllen. Während seiner wilden Jagd durch den Wald hatte er die letzten Reste seines Selbstvertrauens verloren, das er aufgebaut hatte, seit er seinen Anzug verlassen hatte, sowie eine Menge davon, was als zivilisiertes Benehmen bezeichnet wird. Zuerst die Würmer, dann die scheinbare Errettung und nun dies. Nur ein unerschütterliches Vertrauen in seine Überlebensfähigkeit hielt ihn irgendwie davon ab, völlig den Verstand zu verlieren. Andere hätten diese Haltung vielleicht Arroganz genannt.
    Schließlich erreichte die Erschöpfung die Beine, und er sank auf die Knie. Er schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte unkontrolliert. Auch jetzt klammerte der Tausendfüßler sich weiterhin an seine Schulter, glasig und ungerührt, von dem nervlichen Zusammenbruch ebenso unberührt wie von den hysterischen Versuchen, ihn von der Schulter zu entfernen.
    Evans kippte auf die rechte Seite. Er lag dort, erschauernd, und versuchte den Gedanken auszusperren, was mit ihm geschehen war oder

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