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Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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erreichen, unter dem er lag. Sein friedlicher Rastplatz besaß alle Voraussetzungen, um zu seinem Sarg zu werden, zu einem besonders ekelerregenden noch dazu, wenn er es nicht doch noch schaffte, sich loszureißen.
    Der Stengel befand sich weit außerhalb seiner Reichweite. Nachdem er sich wieder aufgesetzt hatte, versuchte er eine der überhängenden Pflanzen zu packen und erwischte die niedrigste. Seine Hoffnung verwandelte sich zu Staub, ähnlich wie der Teller, der ihm in der Hand zerfiel. So wie die übrige Flora Prismas war diese Pflanze weitaus zerbrechlicher, als es auf den ersten Eindruck erscheinen mochte. Immer nervöser und verzweifelter hielt er Ausschau nach einem Stein und wünschte sich, er hätte einen im Gepäck dabei gehabt. Nichts befand sich in seiner Reichweite außer feinem Sand.
    Seine stummen Angreifer überfielen wieder sein Bein, und diesmal schien es nicht so, als würde er es noch einmal losreißen können. Von den Knien abwärts waren beide Beine voller Blut. Plötzlich ging ihm auf, dass es die Mineralsalze in seinem Blut waren, nach denen diese Würmer gierten. Er war ja durchaus bereit, es mit ihnen zu teilen, wenn sie bereit waren, ihn endlich loszulassen. Aber warum sollten sie teilen, dachte er in einem wilden Moment der Klarheit, wenn sie alles haben können? Sie würden ihn fesseln und auf dem Boden festhalten, bis sie jeden Tropfen aus ihm herausgesogen hätten, und ihn dann den Aasfressern überlassen. Zuerst würde die Haut aufgelöst, dann die an Kalzium reichen Knochen.
    Er fand einen kleinen Stein und hämmerte damit auf die lebenden Ketten ein, die ihm die Oberschenkel umschnürten. Aber diese Würmer waren weitaus widerstandsfähiger als ihre irdischen Vettern. Sie waren weder weich noch matschig, noch spröde wie die Pflanze, in deren Schatten er gemütlich verzehrt wurde. Sie waren biegsam, gummiartig und zäh wie ein Bündel Silikatfasern. Als es ihm schließlich gelang, einem den Kopf zu zerquetschen, tauchten sofort zwei weitere auf, um seinen Platz einzunehmen.
    Evan stützte sich auf den linken Arm und schlug mit dem Stein in der rechten Hand um sich, als drei Würmer aus dem Boden hochsprangen, miteinander verbunden, und den Daumen seiner Stützhand umschlangen. Mit einem Schrei drehte er sich zur anderen Seite und hämmerte sie zurück ins Erdreich. Weitere erschienen im Gefolge des ersten Trios. Es dämmerte ihm, dass er sich auf einen Stock oder ein Nest dieser abstoßenden Kreaturen gelegt hatte. Die Unruhe, die durch seine Gegenwehr entstand, weckte mehr und mehr die Ungeheuer, die herankamen, erregt von der Aktivität und der Witterung frischer Nahrung. Wenn sie es schafften, ihm die Hände zu fesseln, dann wäre er absolut hilflos.
    Obgleich er nur allmählich Blut verlor, hatten die Würmer sich lange genug mit ihm beschäftigt, um einen Liter oder mehr aus ihm herausgeholt zu haben. Er wurde schwächer, und das in einem Moment, da er jedes Quentchen Kraft brauchte. Evan war jedoch nicht der Typ Mensch, der Gegenargumente akzeptierte oder gar eigene Niederlagen zugab. Er schlug weiterhin mit seiner gänzlich unangemessenen und ungeeigneten Waffe um sich.
    Irgendwie musste er die Beine befreien, ehe er das Bewusstsein verlor. Doch dank der zunehmenden Erschöpfung konnte er nicht mehr zu gut zielen, und auch die Wucht der Schläge ließ nach, und er traf sich mindestens ebenso oft selbst wie seine Peiniger. Er stützte die linke Hand auf, um das Gleichgewicht zu halten, hob den Stein hoch über den Kopf und kippte augenblicklich nach hinten, als der linke Arm unter ihm weggerissen wurde. Dreißig oder mehr Würmer hatten ein dickes Kabel gebildet, um ihn hinunterzuziehen.
    Er lehnte sich halb auf die linke Seite und versuchte sie wegzuschlagen. Beim dritten Schlag rutschte ihm der Stein aus der Hand. Erschöpft lag er da, keuchend und über die winzige Lebensform nachdenkend, die den brillantesten Geist besiegt hatte, den die Menschheit zu bieten hatte. Evan Orgell konnte nicht einmal im Angesicht des Todes falsche Bescheidenheit an den Tag legen.
    Seltsam, wie ruhig er plötzlich war! Gesammelt. Seine größte Enttäuschung war, dass er nicht mehr lange genug leben würde, um die genaue Art und Weise seines Hinscheidens untersuchen zu können.
    Welch dumme, lächerliche Art und Weise zu sterben! dachte er müde. Nachdem er einen defekten MFW-Anzug und eine ganze Armee gefährlicher fremdartiger Lebensformen überlebt hatte. Niedergestreckt von einer

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