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Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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nicht.«
    Selbst für Evans ungeübtes Auge schienen die Verletzungen schlimm zu sein. Mehrere Gliedmaßen fehlten ganz. Eine Seite war aufgerissen und ließ den Blick auf Innereien zu, die einen Biologen verwirrt und einen Ingenieur überaus fasziniert hätten.
    »Was geschieht jetzt? Wird er sterben?« Ohne den Sammler würde es für die Ärzte viel schwieriger, Verletzungen zu heilen.
    »Natürlich nicht«, meinte Azur.
    Die beiden Ärzte diskutierten mit dem Prozessor. Sie würden natürlich versuchen, ihren verletzten – defekten? – Gefährten zu reparieren.
    Evan richtete seine Frage an den reglosen auslaufenden Sammler. »Hast du Schmerzen?«
    »Schmerzen?« Die Stimme war leise, sprach langsamer als die des Bibliothekars oder des Kundschafters.
    »Du spürst keine Schmerzen? Kein Unbehagen?«
    »Da ist ein Bewusstsein um körperliche Schäden. Es kann sehr ernst werden, wenn es nicht behandelt wird. Der Verlust von Funktionen bereitet mir Sorge. Meinst du das?«
    Evan zögerte. »Ich bin mir nicht sicher.« Dann, als die Ärzte anfangen wollten, stellte er Azur eine Frage. »Hör mal, ich möchte jetzt nicht unhöflich oder indiskret erscheinen. Soll ich nicht lieber ein wenig in den Wald gehen, damit ihr hier etwas ungestörter seid?«
    »Ungestört? Durch ein anderes Mitglied der Assoziation? Wie können wir uns gestört fühlen? Warum sollten wir das wollen?«
    »Aber ich bin doch kein Angehöriger der…«
    »Du bist es. Du bist es seit der Nacht, als dein Wissen uns half, die Vwakoriten zurückzuschlagen.«
    »Niemand hat mir etwas davon gesagt.«
    »Das war auch nicht nötig. Nicht wir haben dich zu einem Mitglied der Assoziation gemacht. Das hast du schon selbst getan. Wir dachten, du seist dir dessen bewusst.«
    »Ich glaube, ich bin etwas langsam im Kopf.«
    Azur verfolgte die Arbeit der Ärzte. »Außerdem steckt ein Teil von uns jetzt in dir.«
    Evan berührte die Gesichtsseite unterhalb des linken Ohrs. »Wie bitte – du meinst den Kommunikator? Das ist doch nichts.«
    »Es reicht. Das und was du fühlst und was du denkst, genauso wie das, was du getan hast.«
    »Das ist mir eine Ehre. Ich glaube, ich sollte mich bei jedem von euch bedanken.«
    »Das sollst du nicht«, sagte der erste Arzt, ohne von seiner Arbeit hochzublicken. »Du sollst lieber still sein. Wir beraten gerade.«
    Evan gehorchte etwas sprachlos. Ein hohes Heulen kitzelte seine Ohren, und er fragte sich, wieviel von dem Besprochenen er überhaupt hörte. Der Sammler legte sich auf die Seite. Das Heulen dauerte an, richtete sich auf den verletzten Gefährten, und Evan erahnte den Sinn. Er hatte ja selbst die elektronische Anästhesie kennengelernt.
    Was neu war und was er sich zu sehen wünschte, waren die Mittel, mit deren Hilfe jeder Arzt einen intensiven dünnen Lichtstrahl oberhalb des Mundes aktivieren konnte. Die Strahlen selbst sah er nicht deutlich, sondern nur die strahlenden Reflexe, die sie in der Körperhöhle des Sammlers hervorriefen.
    Sie waren konzentriert an der Arbeit, durch Kommunikationsantennen miteinander verbunden. Zu ihnen gesellte sich der Prozessor, der ihnen die Rohmaterialien lieferte, die zur Herstellung der Ersatzteile nötig waren. Alle drei arbeiteten wie eine Einheit, geschickt und erfolgreich, während sie ihre vielfältigen Aufgaben erledigten.
    Nach und nach wurden die Schäden des Sammlers repariert, wobei die Ärzte die notwendigen neuen Teile im eigenen Körper produzierten und sie dann an Ort und Stelle einsetzten. Eine Aufgabe, die gemeinsame Bemühungen von Tausender von Menschen erforderlich gemacht hätte, wurde hier von einem Trio primitiver Aliens ausgeführt, die ohne spezielle Werkzeuge am Werk waren.
    Bis in den Nachmittag hinein arbeiteten sie, ohne die eingenommene Haltung auch nur um Zentimeter zu verändern. So müde er auch war, Evan konnte sich von dem Schauspiel der Körperreparatur nicht trennen. Er bemerkte, wie er schläfrig wurde, und legte sich in den Sand, um weiter zuzusehen. Vielleicht war es die Anstrengung vom Schwimmen durch den Fluss und vom Verscheuchen des Grampions oder vielleicht war es auch die Wirkung des einschläfernden Heulens, das die Ärzte erzeugten – ganz gleich, er versank jedenfalls in einen gesunden traumlosen Schlaf.
    Kurz bevor er das Bewusstsein verlor, glaubte er zu sehen, wie Azur mit dem ersten Arzt diskutierte, aber das konnte genausogut ein Trugbild der Phantasie sein.

12
    ER ERWACHTE MIT RASENDEN KOPFSCHMERZEN, die Seine

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