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Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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so etwas. Deshalb kann ich ohne meine Sonnenbrille sehen. Ihr habt auch die Farbe meiner Augen verändert.«
    »Nicht ganz«, meinte der erste Arzt und kam näher. »Wir dachten uns nur, wenn wir den Sammler operieren, dann können wir bei dir gleich weitermachen. Seit einiger Zeit schon suchten wir nach einem Weg, wie wir dich von deinem unbequemen Apparat befreien könnten, den du zum Schutz der Augen tragen musstest.«
    Evan setzte sich, zog die Knie ans Kinn und starrte den Arzt an. »Wie habt ihr es gemacht?« Er wischte sich mit den Händen über die Augen. Da war noch immer kein Hinweis auf frisch eingepflanzte Kontaktlinsen. Es mussten irgendwelche Tropfen sein. Wie lange hielten sie vor, bis die Wirkung verflog? Und außerdem würde er sie wiederholt zu sich nehmen müssen.
    Er schaute an seinen Gefährten vorbei und stellte fest, dass er tiefer in den Wald hineinschauen konnte als je zuvor. Intensive farbige Lichtkaskaden ergossen sich aus vor kurzem noch tot und abgestorben aussehenden Pflanzen. Im Wald gab es doppelt so viel Leben, wie er vermutet hatte.
    »Ist die Sehfähigkeit genauso wie bei euch? Sowohl im infraroten und ultravioletten Bereich wie auch im normalen Spektrum?«
    »Ich weiß nicht, was du mit >normalem Spektrum< meinst«, erwiderte der erste Arzt, »aber eine oberflächliche Untersuchung deiner Augen ergab, dass du teilweise blind warst. Wir dachten, wir könnten das heilen und dich gleichzeitig in die Lage versetzen, bei normalem Tageslicht zu sehen, ohne deine Fähigkeit der Nachtsicht einzuschränken. Bist du zufrieden?«
    »Natürlich bin ich zufrieden, bis auf diese verdammten Kopfschmerzen. Ich denke, die werden noch vergehen. Das muss von der Wirkung der Tropfen herrühren.«
    Der zweite Arzt meldete sich. »Tropfen? Welche Tropfen?«
    Evan lächelte. »Die ihr benutzt habt, um diese Wirkung hervorzurufen.«
    Die Ärzte sahen sich gegenseitig an. »Wir haben keine Tropfen verwendet«, sagte der erste.
    »Du meinst, ihr habt mir neue Linsen eingesetzt?« Er runzelte die Stirn und rieb sich wieder die Augen. »Ich kann kaum fassen, wie genau sie passen. Wie bekomme ich sie heraus, um sie zu reinigen?«
    »Ich hab’s euch gesagt«, meinte Azur plötzlich. »Ich habe es gewusst.«
    »Dein Körper reinigt sie«, informierte der zweite Arzt ihn. »So sollte es jedenfalls sein.«
    »Aber nicht die Rückseite. Es ist mir egal, wie genau ihr sie angepasst habt, aber mikroskopisch kleine Staub- und Schmutzpartikel können jederzeit zwischen Kontaktlinse und Hornhaut geraten.«
    »Evan«, sagte Azur beschwörend, »du kannst sie nicht herausnehmen.«
    »Deine alten Linsen waren defekt, wie ich schon erklärte«, erinnerte der erste Arzt ihn. »Es bestand keine Möglichkeit, sie hinreichend zu verändern, damit du wieder richtig sehen könntest. Daher haben wir sie ausgetauscht.«
    »Das sehe ich.« Evan wies auf seine alte Sonnenbrille, die in der Nähe lag.
    »Nein, deine alten Linsen sind hier.« Während er in eine Höhlung im eigenen Körper griff, holte der erste Arzt etwas Kleines und Glänzendes hervor und hielt es hoch.
    Evan starrte wie gebannt auf zwei kleine gläserne Objekte. Sie waren, von der Seite betrachtet, oval und von vorn rund. Sie zitterten sacht in der offenen Hand des Arztes.
    Evan starrte sie an, bis er heftig zu zittern begann. Dann wandte er sich ab, unfähig, noch länger hinzuschauen. Trotz des hellen Sonnenscheins war ihm plötzlich kalt geworden. Doch die Kopfschmerzen klangen leise ab, und er spürte sonst keine Schmerzen, obgleich er sich der Existenz seiner Augen nun bewusster war als je zuvor in seinem Leben. Er hielt sie fest geschlossen, als fürchtete er, sie jemals wieder zu öffnen.
    »Es war nicht so schwierig, wie du vielleicht annimmst.« In völliger Unkenntnis von Evans nachoperativem Trauma redete der Arzt weiter, als erzähle er von der Reparatur eines simplen Haushaltsgerätes. »Wir haben Weichkörperwesen eingehend studiert. Wir ersetzten ganz einfach deine alte Linsen durch die neuen und nahmen einige Korrekturen an dem Interpretationsmechanismus dahinter vor.«
    »Ihr habt etwas an den Stäbchen und Kegeln geändert«, murmelte Evan. »Etwas, das mich jetzt in die Lage versetzt, in beiden Richtungen über das normale Spektrum hinaus zu sehen sowie fraktale Formen weitaus klarer zu erkennen.«
    Vorsichtig tastete er mit den Fingerspitzen den Bereich um die Augen ab. »Und wenn es nicht funktioniert hätte? Wenn ich jetzt völlig erblindet

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