Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Siegel. Dann ging die Tür auf. "Sie können sich gerne umsehen", meinte Browne. "Die Spurensicherung hat jeden Fetzen untersucht. Kaputtmachen können Sie also nichts, Walker!"
"Danke!"
"So war's nicht gemeint!"
Jo ließ den Blick über das Chaos gleiten, das hier herrschte. "Wie lange hatte der Täter Zeit, um sich hier umzusehen?" fragte Jo.
"23.47 wurde ein Schuß gehört und laut Protokoll war der erste Streifenwagen um 00.01 am Tatort." Browne zuckte mit den Schultern. "Ich habe mich schon hundert mal gefragt, wonach er hier wohl gesucht haben könnte! Besonders schien er sich für Fotos zu interessieren..."
Jo hob die Augenbrauen. "Wie kommen Sie darauf?"
"Der Killer hat die Akten nur kurz durchgesehen, aber wenn Fotos darin waren, sind sie herausgenommen und auf dem Boden verstreut worden."
"Und die Kamera?"
"Welche Kamera?"
"Wenn er Fotos gemacht hat, muß er eine Kamera gehabt haben. Wo ist die?"
"Wir haben keine gefunden, Walker! Weder hier in seinem Büro, noch in seinem Wagen! Vielleicht hat der Killer sie mitgenommen!"
Jo nickte. "Wäre möglich." Dann nahm er sich die Schreibtischschublade vor, für den sich der Mörder nicht so sehr interessiert zu haben schien. Sie war prall gefüllt mit Quittungen und Belegen, die Steve Tierney wahrscheinlich für die Steuererklärung gesammelt hatte.
Jo holte die Schublade ganz aus ihren Halterungen heraus stellte sie auf den Tisch.
"Was haben Sie vor?" fragte Browne.
"Tierneys letzter Fall interessiert mich. Vielleicht hat er ja in letzter Zeit irgendwelche Anschaffungen gemacht, die damit zu tun haben!"
Ein paar Minuten hatte Jo gewühlt, dann hielt er tatsächlich etwas in den Händen. Es war die Quittung für eine Kleinbildkamera, kaum eine Woche alt. Und dann war da noch etwas: Subway-Fahrscheine. Die meisten davon gingen in dieselbe Richtung...
"Sehen Sie sich das an", meinte Jo, nachdem er eine ganze Weile in den Belegen herumgewühlt hatte. "In den Wochen vor seinem Tod ist Tierney fast täglich zur Wall Street gefahren..."
Browne runzelte die Stirn. "Zeigen Sie her..."
"Nach allem, was ich bisher über Tierney gehört habe, wäre die Bowery eine plausiblere Adresse!" meinte Jo. "Ich frage mich, was er so oft in der Wall Street zu suchen hatte..."
Browne zuckte die Achseln.
"Vielleicht hatte er einen Nebenjob als Broker!" Das war natürlich nicht ernst gemeint. Aber nur, um die Zeit totzuschlagen oder sich die New Yorker Börse von außen anzusehen, war Tierney sicher auch nicht dort gewesen.
"Ich schätze, er hat jemanden beschattet!" murmelte Jo. Fragte sich nur, wen - schließlich war die Auswahl unter den zigtausend Menschen, die täglich in Wall Street und Umgebung arbeiteten ja mehr groß genug.
Als Jo ein paar Minuten später wieder im Wagen saß, meldete sich April per Funktelefon.
"Hallo, Jo!"
"Na, wie steht's?"
"Wie schon! Es gibt nun wirklich Vergnüglicheres, als einen halben Tag vor einem Haus zu sitzen und darauf zu warten, daß jemand bei Mrs. Tierney zu Besuch kommt!"
"Ist denn wenigstens jemand gekommen?"
"Allerdings! Ich habe ein paar Bilder gemacht! Es dürfte nicht allzu schwer sein, herauszukriegen, wer das gewesen ist!"
Wenigstens ein vager Ansatzpunkt! dachte Jo.
*
Der Fotoladen war nicht besonders groß und an einer Straßenecke gelegen. Der bleichgesichtige Mann sah sich nach einem Parkplatz um, sah aber, daß im weiteren Umkreis keine Chance war, einen Porsche legal abzustellen. So stellte er sich ins Parkverbot. Die Sache würde nicht lange dauern. Unwahrscheinlich, daß man ihn gerade in diesen paar Minuten aufschreiben würde.
Als der bleiche Mann eintrat, sah er hinter dem Tresen einen stämmigen, untersetzt wirkenden Mann mit Halbglatze, der das Bleichgesicht eingehend musterte.
"Was wünschen Sie?" fragte der Untersetzte.
Der Eingetretene legte einen Belegschein auf den Tresen. "Ich möchte diese Bilder abholen, Mister."
"Für welchen Namen?"
"Mister Steve Tierney!"
Der Untersetzte nahm das kleine Stück Papier, warf einen prüfenden Blick darauf und meinte dann: "Sie sind nicht Mister Tierney! Ich kenne ihn seit Jahren, er ist einer meiner Stammkunden."
"Und wenn schon", sagte der Fremde. "Ich habe den Beleg. Das dürfte doch genügen, oder?"
Der Fotohändler schüttelte den Kopf. "Nein, für mich nicht."
"Hören Sie..." Das Bleichgesicht beugte sich etwas über den Tresen, dabei ging sein Blick seitwärts. Eine Frau stand an einem Ständer mit Fotoalben und war darin vertieft, sich
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