Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
kein Dealer, soweit ich weiß."
"Aber ein Mann, der sich gezwungenermaßen auf beiden Seiten der Grenze, die das Gesetz zieht, auskannte. Woher wissen wir, ob er nicht auch auf der anderen Seite des Zauns gegrast hat?"
"Richtig", murmelte Jo. "Das wissen wir nicht. Aber ich kriege es heraus, darauf kannst du Gift nehmen!"
Rowland hob die Arme.
"Ich hoffe du läßt es mich dann wissen!"
Jo grinste. "Aber nur, wenn dir das nicht zuviel Zeit raubt und dich von deinem Job abhält!"
*
Michael mußte mit seinem Fahrrad ziemlich abrupt abbremsen, um den Mann nicht anzufahren, der da mitten auf dem Gehweg stand.
"Paß doch auf!" knurrte dieser mürrisch.
"Entschuldigung!"
Einen Augenblick lang begegneten sich ihre Blicke und der Junge erschrak unwillkürlich. Der Mann war hochgewachsen und sehr schlank, was noch dadurch unterstrichen wurde, daß er einen enganliegenden dunkelgrauen Mantel trug. Sein Gesicht war von ungesund wirkender Blässe. Als er den Jungen ansah, zuckte unterhalb des linken Auges ein Muskel. Aber das war gar nicht das eigentlich Erstaunliche. Das waren die Augen. Jedenfalls für den Jungen. Diese Augen schienen ihn geradezu zu durchbohren. Eine fast hypnotische Kraft ging von ihnen aus und verhinderten, daß Michael sich abwandte.
Auf einmal war dem Jungen klar, daß er diesen Mann nicht mochte. Er konnte nicht sagen, weshalb eigentlich. Es war einfach so.
"Ist noch was?" fragte das Bleichgesicht.
"Nein, Sir!" stammelte Michael.
"Warum glotzt du mich dann so an?"
Dem Jungen fiel auf, daß der Mann Handschuhe trug, obwohl es gar nicht so kalt zu sein schien, daß das nötig war.
Der Mann ging an dem Jungen vorbei, und die Stufen hinauf. Michael konnte nicht anders, als hinzusehen, denn das waren die Stufen, die zu ihrer Wohnung führten.
Seine Mum schien den Mann zu erwarten. Jedenfalls stand sie plötzlich in der offenen Haustür.
"Tag, Mrs. Tierney!" sagte der Mann.
Sie schien sich nicht sehr über den Besuch zu freuen.
"Was wollen Sie?" fragte sie gereizt.
"Ich will mich nur erkundigen, ob Sie sich meinen Vorschlag überlegt haben!"
Sie nickte. Und dann sah sie ihren Sohn mit dem Fahrrad. Der bleiche Mann drehte sich halb herum und verzog das Gesicht zur schwachen Ahnung eines Lächelns.
"Ihr Junge?" fragte er. Sein Mund wurde breiter. Sie brauchte gar nichts zu sagen. Er wußte, daß es ihr Junge war.
"Ich habe es mir überlegt", sagte sie. "Ich bin einverstanden."
"Das freut mich. Auch für Ihren Jungen! Für ihn ganz besonders - wenn Sie verstehen, was ich meine!"
"Es gibt da allerdings noch ein Problem", sagte sie.
"So?"
"Nicht hier!"
Sie gingen ins Haus, aber Michael hatte kein gutes Gefühl dabei, seine Mutter mit diesem Mann allein zu wissen.
Wenig später kam er wieder ins Freie und schloß die Tür hinter sich. Mum kam nicht heraus. Der Mann blickte sich zu beiden Seiten um und lief dann zu seinem Wagen, den er am Straßenrand abgestellt hatte. Es war ein Porsche.
*
Jo Walker parkte den champagnerfarbenen 500 SL am Straßenrand und hoffte, kein Strafmandat dafür zu bekommen. Er stieg aus. Dann sah er einen langgestreckten Lockenkopf, der ihm nur zu gut bekannt war.
Es war Lieutenant Browne - und das hieß, daß der Privatdetektiv hier auf jeden Fall richtig war.
Browne bemerkte Jo erst, als dieser ihn schon fast erreicht hatte.
Der Lieutenant machte einen etwas übernächtigten Eindruck, schien aber sonst ganz gut gelaunt zu sein.
"Sagen Sie bloß, Sie arbeiten auch an der Sache, Walker!"
"Allerdings!"
"Da oben ist es passiert!" Browne deutete an der Hausfassade hinauf. Jo konnte sich denken, was der andere meinte. In einem Fenster war die Scheibe zerstört. Dort mußte Tierney sein Büro gehabt haben. "Die Wucht der Geschosse hat ihn aus dem Fenster geschleudert...", war der Lieutenant zu hören. Wo Tierney aufgekommen war, brauchte Jo niemand zu sagen. Es hatte an den letzten Tagen nicht geregnet und deshalb waren die Kreidemarkierungen noch ganz blaß zu sehen.
Jo deutete hinauf. "Das Büro ist versiegelt, nehme ich an..."
"Richtig."
"Ich würde mich dort gerne mal umsehen!"
"Sie werden nichts finden, Walker. Die Spurensicherung hat auch nichts entdeckt. Der Killer war so penibel, daß er sogar seine Patronenhülsen wieder eingesammelt haben muß!"
"Trotzdem."
Browne seufzte. "Wenn Sie mir eine Zigarette geben! Ich habe meine im Büro liegen lassen."
"Wenn's weiter nichts ist!"
Sie gingen hinauf in den siebten Stock und Browne entfernte das
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