Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Walker!"
"Hat Ihr Mann mit Ihnen über seine Arbeit gesprochen?"
"Nein, nie. Er wollte seinen Ermittler-Job und das Privatleben strikt auseinanderhalten. Deshalb liegt sein Büro auch am anderen Ende der Stadt." Sie zuckte die Achseln "Er hatte sicher dafür seine Gründe, denn die Sachen, die er gemacht hat, waren wohl nicht immer ganz ungefährlich. Er wollte uns - mich und unseren kleinen Michael - nicht in diese Dinge hineinziehen."
"Dann wissen Sie auch nicht zufällig, woran er in letzter Zeit gearbeitet hat?"
"Nein. Keine Ahnung."
"Wurde er vielleicht von irgend jemandem bedroht?"
"Nicht, daß ich wüßte, Mister Walker." Sie zuckte die Achseln und rieb die Handflächen aneinander. "Ich fürchte, ich bin Ihnen keine große Hilfe, was?"
Jo studierte eingehend ihr Gesicht. Die Augen wirkten unruhig und sie rutschte auf ihrem Platz hin und her. Der Privatdetektiv hatte das Gefühl, daß sie ihm nicht hundertprozentig die Wahrheit sagte oder zumindest etwas verschwieg. Zum Beispiel die Sache mit dem Bankschließfach, aber Jo wollte erst noch abwarten, bevor er damit herauskam.
Plötzlich sagte Sie: "Ich sehe keinen großen Sinn darin, wenn Sie auch noch in dieser Sache herumrühren, Mister Walker."
Jo hob die Augenbrauen. "Es wundert mich, daß Sie das sagen!"
"Was könnten Sie schon herausfinden, was die Polizei nicht auch früher oder später herausbekommt?" erwiderte Karen Tierney.
"Nun, Ihr Mann hat das offenbar anders beurteilt."
"Lassen Sie es gut sein und überlassen Sie die Sache der Polizei!"
"Merkwürdig, daß Sie so denken, Mrs. Tierney."
"Warum?"
"Weil es meiner Erfahrung nach so ist, daß Angehörige um jeden Preis diejenigen bestraft wissen wollen, die für die Tat verantwortlich sind..."
"Das ist bei mir nicht anders!" erwiderte sie mit belegter Stimme. "Aber ich bin realistisch. Außerdem können weder Sie noch die Polizei mir meinen Mann wieder holen..."
Damit hatte sie natürlich recht.
Jo erhob sich, um zu gehen. "Haben Sie ein Bild von ihm?"
"Ja, aber..."
"Dann geben Sie es mir bitte."
Sie zögerte. "Sie wollen nicht lockerlassen, oder?"
"Ich habe einen Auftrag."
"Und wenn ich Ihnen diesen Auftrag wieder entziehe?"
"Darauf würde ich mich nie einlassen, Mrs. Tierney. Der Auftrag war der letzte Wille Ihres Mannes. Und den werde ich respektieren."
Sie nickte. Eine seltsame Anspannung hatte sie erfaßt, die Jo sich nicht ganz erklären konnte.
"Ich hole Ihnen ein Foto", sagte sie.
Als sie zurück war und Jo ein Foto von Tierney gegeben hatte, fragte dieser: "Liegt es vielleicht am Geld, daß Sie mir den Auftrag entziehen wollten? Darüber könnten wir reden. Ich muß nicht gleich mein Auto verkaufen, wenn ich auf den Scheck verzichte."
Sie schüttelte den Kopf und vermied es dabei, Jo in die Augen zu sehen. "Nein", meinte sie. "Darum geht es nicht."
"Haben Sie einen Job?"
"Nein. Ich werde mir etwas suchen müssen."
"Und eine Lebensversicherung?"
"Alles futsch. Steve hat eine Hypothek darauf aufgenommen, als wir uns die neue Wohnungseinrichtung gekauft haben. Außerdem war ich letztes Jahr ein paar Wochen im Krankenhaus, das ging auch ganz schön ins Geld. Deshalb wundert es mich ja auch so, daß Steve Ihnen ein solches Honorar zahlen konnte!"
"Wie gesagt, wir können darüber reden."
"Ich bin keine Bettlerin!" erklärte sie empört.
"So war es auch nicht gemeint!"
"Schon gut."
Sie gingen zur Tür.
"Wir werden uns sicher bald wiedersehen", meinte Jo. "Tut mir leid, daß ich Ihnen das nicht ersparen kann.“
"Das braucht Ihnen nicht leid zu tun."
Als Jo die Wohnung verließ, kam ein etwa zehnjähriger Junge das halbe Dutzend Stufen bis zur Haustür hinaufgerannt. Das mußte Michael sein.
Karen Tierney nahm ihren Sohn voller Erleichterung in die Arme. "Ich bin froh, daß du da bist", sagte sie.
Michael schaute zu Walker hinüber und unterzog ihn einer kritischen Musterung. "Wer ist der Mann?"
"Ein Privatdetektiv", erklärte seine Mutter.
"Wie Dad?"
"Ja, wie Dad."
Der Junge musterte Jo ein paar Sekunden lang und ging dann ins Haus.
*
Captain Tom Rowland und Jo Walker waren seit Jahren befreundet, aber der Police Captain schien sich heute nicht besonders zu freuen, den Privatdetektiv wiederzusehen.
Er fegte wie eine Dampfwalze durch das Morddezernat, in der einen Hand einen Kaffeepott, in der anderen einen Stapel Unterlagen. Als er Jo sah, stoppte er ziemlich abrupt, verdrehte die Augen und seufzte.
"Wenn du auftauchst, Jo, dann bedeutet das meistens
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