Private Dancer
ganzen Samstagmittag mit den Vorbereitungen verbracht und wollte mich noch einmal frisch machen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es keiner meiner Gäste sein konnte, war es doch gerade mal sechzehn Uhr und ich hatte ab achtzehn Uhr eingeladen. Weit gefehlt, ich hätte es wissen müssen! Tante Ilse kam samt Anhang und Gepäck ganze zwei Stunden zu früh und benutzte die Zeitumstellung auf Winterzeit die nächstes Wochenende stattfinden sollte als legitime Entschuldigung dafür. (???) Ihr Mann, Onkel Albert grüßte mit einem müden Lächeln und fragte nach einem Bier, während meine Cousins sich in meinem Wohnzimmer breit machten und in ihre Smartphones vertieft waren. Innerhalb der nächsten Stunde hatte meine halbe Familie es geschafft zu früh einzutrudeln. Sie ignorierten die Platzkärtchen, die ich aus echten Rosenblättern gefertigt hatte weitestgehend und aßen im voraus schon mal von der Schweinskopfsülze die mein Onkel Heinrich (Hobbykoch) freundlicherweise mitgebracht hatte „falls noch jemand Hunger hat“. Gegen 18 Uhr wurde mir klar, dass ich viel zu wenig Bier eingekauft hatte und beobachtete, wie Oppa den Champagner, den es zum vierten Gang geben sollte exte als wäre es Sprudel. Während Cousine Hilda und Tante Bernadette sich darüber stritten, wer von den beiden die schlimmsten Migräneanfälle hatte, servierte ich den ersten Gang, ein wenig entmutigter als zu Anfang des Tages. Als ich die Suppe servieren wollte, fiel Onkel Robert ein, dass er zuhause etwas vergessen hatte und fuhr „nochmal kurz weg“, begleitet von zwei weiteren Onkeln und einem Cousin. Tante Erika war wohl die einzige, die meine perfekte und stundenlang zusammengestellte Musikliste bemerkt hatte und rief ein genervtes: „Mein Gott, mach mal einer das Gejaule aus“, in die laute Runde. Onkel Albert konnte bei meiner durchdachten und gemieteten Beleuchtung nichts sehen. Cousin Michael fischte die teuersten Pilze der Welt aus der Suppe und versuchte sie meinem einjährigen Patenkind einzuflößen, während ein paar andere Cousins sich in der Küche bereits über den vermeintlichen Nachtisch hermachten und sich entschuldigend vor lachen in die Hose machten, als ich sagte, dass das Mousse von weisser, dänischer Schokolade eigentlich für die Geburtstagsfeier eines Kunden am nächsten Tag bestimmt ist. „Ist aber ein Traum, der Vanillepudding, oder was das auch immer ist, ein Traum!“ Cousine Nina und ihre Familie kamen erst zum Fischgang an und ihre beiden Kinder beschwerten sich, warum es ausgerechnet jetzt den ekelhaften Fisch geben musste. Ich sah mich hilfesuchend im Raum um. Meine Mutter war unserer Welt entschwebt, saß beseelt auf ihrem Stuhl und genoss einen Gang nach dem anderen. Wenigstens eine, die sich freute. Mein Bruder war so schlau gewesen seit einer knappen Stunde mit meinem ältesten Cousin auf dem Balkon eine zu rauchen, der Fuchs! Ich war allein! Nur noch das Fleischgericht servieren und ich hatte das schlimmste hinter mir, das war klar. Jetzt kamen meine Onkel und mein Cousin zurück von ihrer fast zweistündigen Pause und hatten die vergessene, lebenswichtige Gitarre mitgebracht. Nachdem ich das Dessert abgeräumt hatte, ging ich zurück in das Speisezimmer und sah mich um. Die meisten Stuhlhussen waren nicht mehr an ihrem Platz, genauso wie die dazugehörigen Gäste, die sich im Raum verteilten und miteinander quatschten, lachten und selbst mitgebrachte alkoholische Getränke verköstigten. Der Tisch glich einem Schlachtfeld, die Blumenbouquets waren auf den Boden verfrachtet worden weil sie auf dem Tisch störten, die LED Lampen waren ausgeschaltet und der Raum in Kerzenlicht getaucht. Meine Katze verschlang das Kalbfleisch meiner Cousine, Onkel Robert spielte Taximann auf seiner Gitarre und alle sangen lauthals mit...Gegen Mitternacht machten wir uns über die Currywurst her, die ebenfalls für die Geburtstagsfeier am nächsten Tag als Snack gedacht war... Eines ist klar, es war einer der schönsten Abende die man sich vorstellen kann! Ich knutsch euch, Leute!
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Private Dancer
An dieser Stelle meines Berichts machen wir gemeinsam mal wieder einen kleinen Zeitsprung. Denn was in diesem Kapitel geschehen ist, passierte Monate nach meinem ersten Auftrag für Dennis und Aileen.
Ich war inzwischen immer öfter auch mal im Ausland unterwegs, hatte es fast schon komplett eingestellt, großartig Werbung für mich
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