Private Dancer

Sekunden, „Ha!“ Jetzt knatschte er sein Essen  und grinste dabei.
    „Baki! Komm schon“, ich musste wieder lächeln.
    „Wollen wir noch eine Viertelstunde tanzen oder gleich reden“, versuchte er meine Aussage vom vergangenen Nachmittag zu wiederholen und knatschte vergnügt weiter. Ich sagte nichts, war aber gespannt, worauf er hinaus wollte. Zuerst sagte er nichts mehr, fing dann aber an etwas zu summen. Eine Melodie...ich überlegte...ich kannte sie. Eine bekannte Melodie...weltbekannt. Ich kam nicht drauf, bis er plötzlich ein paar Worte in sein Gesumme hinzufügte „...private dancer, la la la la la ...mmhh mmhhh mmhh mmhh ...private dancer...“. Jetzt kannte ich das Lied natürlich. Ich hatte es schon oft gehört, dachte mir aber noch überhaupt nichts dabei, als er plötzlich an meiner Schulter zog um mich zu sich zu drehen. Er zeigte mit dem Finger auf mich, meine Kochjacke, mein Messer das ich in der Hand hielt. „YOU'RE MY private Dancer! Dancer for Money! You do what i want you to do! You're my Private Dancer! Dancer for Money!“ Er lachte laut und sang immer weiter. Ich war erschrocken. Ich sah ihn perplex an. Ich kann nicht mehr genau sagen, was ich in diesem Moment gedacht habe. Ich weiss nur noch, dass ich mich unwohl fühlte und, dass ich etwas tun musste damit sich das ändert. Ich fing mich wieder, kniff die Augen nachdenklich zusammen, als er weiterhin lachte, das Singen hatte er vorsichtshalber eingestellt. Ich drehte mich von ihm weg, legte das Messer und die Pfannen in die Spüle, sah kurz auf meinen Arbeitsplatz ob alles in Ordnung war, und ging sehr langsam und ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen aus der Küche in mein Zimmer, nahm meine Tasche und verschwand für immer aus Bakis Leben.
     
    „Je ruhiger du bist(...)desto sauerer bist du, Peter.“ -Baki-
 
 
 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    21
    Und jetzt...???
     
     
    Baki hatte sich nie wieder bei mir gemeldet. Das Spiel war aus. Aber wer hatte gewonnen? Was hätte ich getan, wenn er sich gemeldet hätte? Ich weiss es nicht. Durch den Verlust von Baki als meinen Kunden, oder besser durch das Ablehnen von Baki als Kunden, hatte ich natürlich eines meiner besten Pferde im Stall aufgegeben, aber ich machte mir von Anfang an wenig Sorgen deswegen. Vielleicht in den ersten Tagen, aber ich hatte viel mehr gewonnen, als ich an Geld verloren hatte, das war mir von Anfang an klar.
    Von Dennis hatte ich einige Zeit später erfahren, dass Baki drei Tage nach meinem Verschwinden zu seiner Schwester nach Südamerika geflogen war. Irgendwie gefiel mir der Gedanke. Ich glaubte er bereute, was an jenem Morgen passierte. Als er aus Rio de Janeiro zurückkam, wollte er sich mit Charlotte versöhnen. Aber auch Dennis hatte zu dieser Zeit einen anderen Auftraggeber gefunden und wusste nicht, wie die Sache mit den beiden letztendlich ausging. Aber es gibt ja das Internet: Ganz klar, das Spiel zwischen mir und Baki war aus, aber ich hatte gewonnen!
    Als ich einige Zeit später bei Carl anrief um von meiner Idee dieses Buches zu erzählen, wirkte Carl sehr pikiert. Aber es dauerte keinen Tag bis sein Rückruf kam, indem er mir zusicherte, dass Baki einverstanden war unter gewissen Bedingungen erwähnt zu werden. Na dann...Vielen Dank.
     
    Heute bin ich immer noch mobiler Koch. Allerdings reise ich nicht mehr ganz so oft wie damals durch die Gegend...Na ja...etwas weniger. Ich liebe es, neue Leute kennen zu lernen, neue Küchen zu erobern und die Menschen mit meiner Arbeit fröhlich zu machen...ja, das ist es eigentlich. Und so lange das so ist, werde ich niemals damit aufhören. Denn ich weiss, ich habe aus meinem Beruf das Beste gemacht, was jemals irgendjemand aus seinem Beruf gemacht hat.Und was will man mehr?
     
    Schau 'mer mal...Bis bald!
     
    Herzlichst,
     
    Ihr Peter Porsani