Private Games - Der Countdown des Todes
gerichtet, die in der Mitte des Stadions kauerte.
» Was?«, fragte Jack überrascht.
» Jedenfalls eine der Furien«, antwortete Knight. » Farrells Haus wurde plattgemacht, um Platz für dieses Stadion zu schaffen. Sie sagte öffentlich, dass die Menschen, die ihr das angetan hatten, dafür bezahlen sollten, und sie flippte total aus, als wir ihr die Flötenmusik vorspielten.«
» Rufen Sie Pottersfield an«, wies Jack ihn an. » Sie soll einen Beamten zu Farrell nach Hause schicken und sie beobachten lassen, bis ein Haftbefehl ausgestellt wurde.«
Draußen im Stadion spielte eine einzelne Klarinette. Aus den Augenwinkeln heraus sah Knight, wie sich der Mann in der Mitte des Stadions erhob. Er war grün gekleidet und trug einen Bogen, über seinem Rücken hing ein Köcher mit Pfeilen. Robin Hood?
» Es sei denn, Farrell ist im Stadion«, überlegte Knight, von plötzlicher Angst gepackt.
» Zu jeder Eintrittskarte gibt es einen Namen«, sagte Jack, der, gefolgt von Knight, zum Ausgang ging.
Hinter ihnen tobte die Menge, als ein vom britischen Filmemacher Danny Boyle entworfenes Programm zu vollen Touren auflief und mit Gesang und Tanz die vielfältige Geschichte Londons zeichnete. Trommeln dröhnten, Musik hallte durch den langen Flur vor der stark bewachten Ehrenloge. Knight drückte die Kurzwahltaste für Elaine Pottersfield, die sich beim dritten Klingeln meldete. Er erklärte ihr, Selena Farrell könne dank der gefundenen DNS mit Kronos’ Brief in Verbindung gebracht werden.
Neben ihm erklärte Jack dasselbe per Telefon demjenigen, der im Moment die Leitung der Sicherheit im Olympiapark innehatte.
» Woher habt ihr Farrells DNS ?«, wollte Pottersfield wissen.
» Lange Geschichte«, wimmelte Knight ab. » Wir suchen sie im Moment hier im Olympiastadion. Ich schlage vor, ihr tut dasselbe bei ihr zu Hause.«
Er und Jack beendeten ihre Gespräche zur selben Zeit. Knight blickte auf die vier bewaffneten Kollegen von Private, die den Eingang zur Ehrenloge des LOCOG bewachten.
» Da kommt niemand rein«, beruhigte Jack ihn, als könnte er seine Gedanken lesen.
Knight wollte schon nicken, bis ihm Guilder und Mascolo einfielen. » Wir können nicht davon ausgehen, dass die LOCOG -Mitglieder die einzigen Ziele sind«, gab er zu bedenken. » Dafür ist Guilder der Beweis.«
Jack nickte. » Stimmt, auch in diese Richtung müssen wir denken.«
Die beiden betraten das Stadion in dem Moment, als Mary Poppins mit hoch erhobenem Regenschirm vom Orbit über das Dach und die faszinierten Zuschauer auf einen nachgebauten Tower von London segelte, der ins Stadion geschoben worden war. Sie landete neben dem Turm, verschwand aber im Rauch, als zur Erinnerung an die Luftangriffe während des Zweiten Weltkriegs rote und weiße Lichter aufblitzten und Pauken dröhnten.
Als sich der Rauch verzogen hatte, tanzten Hunderte von Menschen in unzählig verschiedenen Kostümen um die Nachbildung des Turms. Jemand in Knights Nähe sagte, sie symbolisierten das moderne London und stünden für die Vielfalt der Menschen, die sie zur kosmopolitischsten Stadt der Welt machten.
Doch Knight war an dem Schauspiel nicht interessiert, sondern blickte sich überall im Stadion um, um eine Ahnung dafür zu bekommen, was eine Verrückte in einer solchen Situation tun könnte. Auf der Westseite des Stadions erblickte er einen Eingang.
» Wohin führt der?«, fragte er Jack.
» Zur Trainingsstrecke«, antwortete Jack. » Dort bereiten sich die Mannschaften auf den Einzug der Nationen vor.«
Aus unerfindlichen Gründen fühlte sich Knight von diesem Teil des Stadions angezogen. » Ich möchte mal nachsehen«, sagte er.
» Ich komme mit.« Gemeinsam durchquerten sie das Stadion, als die Lichter wieder gedimmt wurden. Nur ein Scheinwerfer war noch auf Robin Hood gerichtet, der hoch über der Bühne am Südende kauerte.
Robin Hood zeigte auf den Orbit, auf den Bereich oberhalb der Aussichtsplattform, wo die Scheinwerfer auf zwei bewaffnete Mitglieder der Queen’s Guard mit roter Jacke und schwarzen Bärenfellhüten gerichtet waren. Steif marschierten sie von entgegengesetzten Seiten des Dachs auf die Feuerschale zu, wirbelten herum und blieben stocksteif stehen.
Beiderseits der Hauptbühne erschienen zwei weitere Wachen. Die Musik verstummte. » Ladies and Gentlemen, mesdames et messieurs«, ertönte eine Stimme über Lautsprecher. » Königin Elisabeth II . und die königliche Familie.«
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Auf der Bühne stand, als das Licht wieder
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