Private Games - Der Countdown des Todes
eingeschaltet wurde, die Königin in einem blauen Kostüm. Sie lächelte und winkte, während sie zu einem Mikrofon schritt, gefolgt von Charles, William, Kate und weiteren Mitgliedern aus dem Hause Windsor.
Knight und Jack gingen etwas langsamer, um die Königin zu beobachten, die eine kurze Rede hielt, in der sie die Jugend der Welt in London willkommen hieß.
Weitere Reden wurden gehalten. Knight und Jack hatten mittlerweile die Haupttribüne über dem Eingangstunnel erreicht, wo sie ihre Ausweise vorzeigen mussten, um zur Absperrung gehen zu dürfen. Beiderseits des Tunnels unter ihnen standen bewaffnete Gurkhas. Einige von ihnen beäugten Knight und Jack misstrauisch, um die von ihnen ausgehende Bedrohung einzuschätzen.
» Ich würde mich mit diesen Typen nicht anlegen wollen«, sagte Jack, als die Athleten aus Afghanistan im Eingang erschienen.
» Das sind die härtesten Soldaten der Welt«, fügte Knight hinzu und betrachtete sich die traditionellen, langen, gebogenen Messer, die einige der Gurkhas in einer Scheide am Gürtel trugen.
Wurde nicht Sir Dentons Kopf mit einem langen, gebogenen Messer abgetrennt?
Diesen Gedanken wollte er Jack in dem Moment mitteilen, in dem Marcus Morris am Ende seiner Rede ins Mikrofon rief: » Wir heißen die Jugend der Welt in der großartigsten Stadt auf Erden willkommen!«
Auf der Bühne am Südende des Stadions erschienen The Who und sangen » The Kids Are Alright«, als der Einzug der Athleten ins Stadion mit der Delegation aus Afghanistan begann.
Die Zuschauer tobten. Und tobten noch mehr, als The Who mit ihrem Lied am Ende waren und Mick Jagger und die Rolling Stones die Bühne betraten. Keith Richards spielte auf seiner Gitarre das Eröffnungsriff von » Can’t You Hear Me Knocking«.
Tausende Fotoapparate blitzten auf. London war vom Olympiafieber gepackt.
Unter Jack und Knight marschierte die Kameruner Delegation ins Stadion.
» Welcher von denen ist Mundaho?«, fragte Jack. » Er ist doch aus Kamerun, oder?«
» Ja, stimmt.« Knight ließ den Blick über die in grün und leuchtend gelb gekleidete Delegation gleiten. » Da ist er«, sagte er und deutete auf einen großen, muskulösen, lachenden Mann, dessen Haar mit Perlen und Muscheln geschmückt war.
» Glaubt er echt, dass er Shaw schlagen kann?«
» Das glaubt er mit Sicherheit«, antwortete Knight.
Filatri Mundaho war erst sieben Monate vor den Olympischen Spielen auf einem internationalen Leichtathletikwettbewerb in Berlin ins Rampenlicht getreten und machte dem jamaikanischen Sprinter-Star Zeke Shaw Konkurrenz.
Shaw hatte in Berlin nicht teilgenommen, doch viele andere der schnellsten Männer der Welt. Mundaho war in drei Disziplinen angetreten – im Einhundert-, Zweihundert- und Vierhundertmeterlauf – und hatte jedes Rennen überzeugend gewonnen, was bisher noch niemandem bei einem großen Wettkampf gelungen war.
Mundahos Leistung gab Raum für Spekulationen darüber, wozu er bei den Olympischen Spielen in London fähig sein könnte. Bei den Spielen 1996 in Atlanta hatte der Amerikaner Henry Ivey eine Goldmedaille gewonnen und neue Weltrekorde im Vierhundert- und Zweihundertmeterlauf aufgestellt. 2008 in Peking hatte Shaw den Einhundert- und Zweihundertmeterlauf gewonnen und in beiden Disziplinen einen neuen Weltrekord aufgestellt. Aber noch kein Mann – und auch noch keine Frau – hatte jemals bei den Olympischen Spielen in allen drei Disziplinen gewonnen.
Filatri Mundaho legte es darauf an.
Nach Angaben seiner Trainer wurde er bei einem regionalen Ausscheidungswettkampf im Osten von Kamerun entdeckt, nachdem er vor den Rebellen geflohen war, die ihn als Kind entführt und zum Kindersoldaten gemacht hatten.
» Haben Sie neulich den Artikel gelesen, in dem er seine Geschwindigkeit und Ausdauer den hinter ihm herfliegenden Gewehrkugeln zuschreibt?«, fragte Jack.
» Nein«, antwortete Knight. » Aber das klingt für mich durchaus logisch.«
40
Zwanzig Minuten später gaben sich The Who und die Stones immer noch einen Schlagabtausch mit ihren größten Hits, als die Delegation der USA das Stadion betrat, angeführt von Paul Teeter, einem bulligen Mann, den Jack aus Los Angeles kannte.
» Paul hat die University of California in Los Angeles besucht«, erklärte Jack. » Kugelstoßer und Diskuswerfer. Der Kerl hat eine unsägliche Kraft. Und er ist ein anständiger Mensch. Tut viel für die Jugendlichen, die in den problematischen Innenstadtvierteln von L. A. wohnen. Hier wird große
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