Private Games - Der Countdown des Todes
Leistung von ihm erwartet.«
Knight wandte den Blick zu einer Frau hinter Teeter, die er erkannte. Er hatte eine Woche zuvor in der Londoner Times ein Bild von ihr im Bikini gesehen. Sie war Ende dreißig und eine der fittesten Frauen, die er je gesehen hatte. Und in echt sah sie sogar noch besser aus.
» Ist das dort Hunter Pierce?«, fragte er Jack.
Jack nickte bewundernd. » Die Frau lässt sich nicht unterkriegen.«
Pierce, die als Notärztin in San Diego arbeitete, hatte zwei Jahre zuvor bei einem Autounfall ihren Ehemann verloren, der sie mit drei kleinen Kindern – alle unter zehn Jahren – zurückgelassen hatte. Als Einundzwanzigjährige hatte sie es als Turmspringerin beinahe in die Olympiamannschaft geschafft, doch irgendwann den Sport aufgegeben, um sich ihrem Beruf und ihrer Familie zu widmen.
Fünfzehn Jahre später hatte sie, um mit dem Tod ihres Mannes zurechtzukommen, wieder mit dem Turmspringen angefangen und war, gedrängt von ihren Kindern, mit sechsunddreißig Jahren erneut zu Wettkämpfen angetreten. Achtzehn Monate später hatte sie unter den Blicken ihrer Kinder die amerikanische Wasserspringergemeinde überrascht und sich für die Olympiateilnahme qualifiziert.
» Absolut großartig, diese Frau«, schwärmte Knight mit Blick auf die lächelnde, winkende Pierce, während die Mannschaft aus Zimbabwe hinter ihr das Stadion betrat.
Die letzte Mannschaft war die aus dem Vereinigten Königreich, dem Gastgeberland. Die dreiundzwanzigjährige Schwimmerin Audrey Williamson, zweifache Goldmedaillengewinnerin von Peking, trug den Union Jack.
Knight zeigte Jack die verschiedenen Athleten der britischen Delegation, denen Medaillenchancen zugetraut wurden. Zu ihnen gehörten die Marathonläuferin Mary Duckworth, die achtzehnjährige Weitsprungsensation Mimi Marshall, der Boxer Oliver Price sowie die Mannschaft der Gewichtheber.
Kurz darauf wurde » God Save The Queen« gesungen, anschließend die olympische Hymne. Nachdem die Athleten den olympischen Eid abgelegt hatten, beobachteten die Zuschauer angespannt den Eingang unter Knight und Jack.
» Ich bin schon ganz neugierig, wer das Feuer anzünden wird«, sagte Jack.
» Das fragt sich jeder in England«, erwiderte Knight.
Die Spekulationen darüber, wem diese Ehre zuteilwerden würde, hatten sich natürlich verstärkt, nachdem die Fackel im Mai von Griechenland nach Großbritannien, genauer nach Much Wenlock in Shropshire gebracht worden war. Dort hatte Pierre de Coubertin, der als Vater der Olympischen Spiele der Neuzeit gilt, 1892 zum ersten Mal öffentlich vorgeschlagen, die Spiele wieder aufleben zu lassen.
Seit diesem Tag im Mai hatte sich die Fackel ihren Weg durch England, Wales und Schottland gebahnt. Bei jedem Stopp waren Neugier und Gerüchte noch mehr angestachelt worden.
» Die Quotenmacher haben sich auf Sir Cedric Dudley, den britischen fünffachen Goldmedaillengewinner im Rudern, als letzten Fackelträger versteift«, berichtete Knight. » Andere sagen, es könnte Sir Seymour Peterson-Allen sein, der erste Mann, der eine Meile in weniger als vier Minuten lief.«
Als die Titelmelodie aus dem Film Die Stunde des Siegers ertönte, tobte die Menge. Zwei Männer rannten unterhalb von Knight und Jack ins Stadion, zwischen sich die Fackel.
Es war tatsächlich Sir Cedric Dudley. Er rannte neben …
» Mein Gott, das ist Lancer!«, rief Knight.
Mike Lancer und Sir Cedric liefen lächelnd und freudig winkend auf eine Wendeltreppe neben der Nachahmung des Tower of London und auf eine in Weiß gekleidete Gestalt zu, die dort auf sie wartete.
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In genau diesem Moment saß Karen Pope in der Redaktion der Sun im achten Stock eines modernen Bürogebäudes am Thomas More Square in der Nähe der St. Katharine Docks am Nordufer der Themse. Sie wollte nach Hause und schlafen, konnte sich aber nicht vom Bildschirm losreißen, auf der sie die Eröffnungsfeier mitverfolgte.
Lancer und Dudley rannten auf die in Weiß gekleidete Gestalt am Fuß einer Wendeltreppe zu, die auf den Turm hinaufführte. Als sie die Freude in den Gesichtern der Zuschauer sah, schwand ihr gewöhnlicher Zynismus, und sie begann zu weinen.
Was für ein wunderbarer Moment für London, für ganz Großbritannien.
Pope blickte zu Finch, ihrem Redakteur hinüber. Die Augen des schroffen Sportveteranen glänzten. » Du weißt schon, wer das ist?«, fragte er Pope. » Der Schlussläufer?«
» Keine Ahnung, Chef«, antwortete Pope.
» Das ist …«
» Sind Sie Karen
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