Private Games - Der Countdown des Todes
höchstens zwei Stunden geschlafen«, hatte sie gesagt. » Immer wenn ich endlich einnickte, habe ich nur von Denton geträumt, und jedes Mal, wenn ich mich im Traum freute, wachte ich auf, und mir ging es wieder schlecht.«
» Gott, wie schrecklich, Mutter.« Er hatte sich an die Schlaflosigkeit und die Qualen erinnert, unter denen er in den ersten Wochen nach der Geburt der Zwillinge und Kates Tod gelitten hatte. Viele Nächte hatte er gefürchtet durchzudrehen.
» Ach, das habe ich ganz vergessen«, hatte er das Thema gewechselt. » Mike Lancer hat mich eingeladen, bei der Eröffnungsfeier als sein Gast in der Loge des Organisationskomitees zu sitzen. Wenn du für mich ein Kindermädchen findest, können wir zusammen hingehen.«
» Ich weiß nicht, ob ich schon bereit bin, das ganze Mitleid der Leute zu ertragen. Außerdem muss die Trauerfeier noch geplant werden. Ich möchte auch nicht den Eindruck erwecken, als würde ich mich vergnügen.«
» Die Olympischen Spiele gehören zu Dentons Erbe«, hatte Knight sie erinnert. » Du würdest ihn damit ehren. Abgesehen davon täte es dir gut, aus dem Haus zu kommen und mir dabei zu helfen, Dentons Ruf zu verteidigen.«
» Ich denke darüber nach.«
» Und außerdem: kein Kindermädchen – keine Ermittlungen. Dann kann ich Dentons Mörder nicht finden.«
» Ich habe schon verstanden, Peter. Ich bin schließlich kein Trottel!«, hatte sie ihn angeschnauzt und aufgelegt.
Gegen drei hatte Knight seinen Chef, Jack, erreicht. Jack war ein relativ gelassener Mensch, doch Knight hatte am Telefon den Druck gespürt, unter dem Jack stand.
» Ich tue alles, um ein Kindermädchen zu finden«, hatte Knight gesagt.
» Gut«, hatte Jack erwidert. » Wir brauchen Sie nämlich.«
» Scheiße«, hatte Knight nach dem Telefonat geschimpft.
Gegen halb sechs klingelte jemand an der Haustür. Knight spähte durch den Spion. Es war seine Mutter in schicker schwarzer Bluse und Hose, schwarzen Schuhen und einer Kette und Ohrringen aus grauen Perlen. Eine dunkle Sonnenbrille verdeckte ihre Augen.
» Ich habe mich für heute Abend um ein Kindermädchen gekümmert«, verkündete sie, als Knight die Tür geöffnet hatte und den Blick auf einen äußerst unglücklich aussehenden Garry Boss freigab, Amandas persönlichen Assistenten in prächtiger Aufmachung: dreiviertellanger Khakihose, karierten Socken, Slippern und um den Hals eine quer gestreifte Fliege.
Boss zog beim Eintreten die Nase hoch, als wäre Knight für alle Abscheulichkeiten verantwortlich, die er hier würde beaufsichtigen müssen. » Wissen Sie, dass ich persönlich mit allen Agenturen in London gesprochen habe? Sie haben einen gewissen Ruf weg, würde ich sagen, Peter. Also, wo sind die kleinen Blagen? Ich sollte wohl noch wissen, was wann erledigt werden muss.«
» Sie sitzen im Wohnzimmer vor dem Fernseher«, antwortete Knight und blickte zu seiner Mutter, als Boss verschwand. » Schafft er das?«
» Er kriegt das Dreifache seines ohnehin schon exorbitanten Stundenlohns. Dafür wird er sich schon was einfallen lassen können.« Amanda nahm ihre Sonnenbrille ab, hinter der sie ihre roten, verquollenen Augen versteckte.
Knight rannte nach oben, um sich rasch umzuziehen. Als er zurückkam, versteckten sich die Zwillinge hinterm Sofa und beäugten Boss vorsichtig. Seine Mutter war nirgends zu sehen.
» Ihre Hoheit sitzt im Wagen«, sagte Boss. » Und wartet.«
» Aa, Daddy«, sagte Luke und tätschelte seine Windel.
Warum konnte er nicht einfach auf die Toilette gehen?
» Also gut«, sagte Knight zu Boss. » Das Essen der Kinder steht im Kühlschrank in Plastikdosen. Muss nur aufgewärmt werden. Luke kann ein bisschen Eis haben. Bella ist allergisch, also für sie nur Vollkorncracker. Bad. Buch. Bett um neun Uhr. Wir sind gegen Mitternacht zurück, denke ich.«
Knight ging zu seinen Kindern und küsste sie. » Hört schön auf Mr. Boss. Er ist heute Abend euer Kindermädchen.«
» Aa, Daddy«, beschwerte sich Luke.
» Richtig«, sagte Knight zu Boss gewandt. » Und Luke hatte Stuhlgang. Entweder Sie wechseln die Windel sofort, oder Sie werden ihn eher früher als später baden müssen.«
Boss schaute Knight noch gequälter an. » Eine Kackwindel wechseln? Ich?«
Knight unterdrückte sein Lachen, als er zur Tür ging. » Sie sind jetzt das Kindermädchen.«
3 6
Während Knight und seine Mutter auf dem Weg zum Bahnhof St. Pancras waren, um dort den Hochgeschwindigkeitszug zum Olympiapark in Stratford zu
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