Private Games - Der Countdown des Todes
vergiften, sondern auch das Rechnersystem des Olympiaparks zu knacken und die Anzeigetafel für seine Botschaft zu manipulieren.
Könnte Professorin Farrell so etwas tun? War sie dazu fähig?
Mike Lancer rannte zu Knight und Jack. Er sah aus, als wäre er in den letzten Momenten um zehn Jahre gealtert, als er auf die Bildschirme zeigte. » Hey, Scheiße, was soll das bedeuten? Und was ist das für eine höllische Musik?«
» Das ist Kronos, Mike«, klärte ihn Knight auf. » Er bekennt sich zu diesem Anschlag.«
» Was?«, rief Lancer, der sich verwirrt umsah, bis er Dr. Pierce und ein paar Sanitäter bemerkte, die sich um den Kugelstoßer versammelt hatten. » Ist er tot?«
» Ich habe ihn gesehen, bevor Dr. Pierce zu ihm kam«, erklärte Knight. » Er hatte blutigen Schaum vor dem Mund. Er zuckte und musste würgen.«
» Gift?«, fragte Lancer schockiert weiter.
» Dazu müssen wir erst die Untersuchung abwarten.«
» Oder die Obduktion«, sagte Jack, als die Sanitäter den bewusstlosen Teeter auf eine Rolltrage legten und, gefolgt von Dr. Pierce, zum Krankenwagen eilten.
Einige Zuschauer im Olympiastadion klatschten leise für Teeter. Doch immer mehr strebten zu den Ausgängen, hielten sich die Ohren zu, um die unheilvolle Flötenmusik auszublenden, und schielten besorgt zu Kronos’ Nachricht, die immer noch auf den Bildschirmen zu sehen war.
OLYMPISCHE SCHANDE ENTHÜLLT !
» Mir ist es egal, welchen Anspruch Kronos erhebt«, sagte Jack mit zitternder Stimme, als der Krankenwagen fortfuhr. » Paul Teeter war einer der Guten, ein freundlicher Riese. Ich habe mir eine seiner Kliniken in L. A. angesehen. Die Kinder verehren ihn. Welches kranke Schwein tut einem guten Menschen an einem solchen Abend so etwas an?«
Knight dachte an Professorin Farrell, die am Tag zuvor aus ihrem Büro geflüchtet war. Wo steckte sie? Hatte Pottersfield sie in Gewahrsam genommen? War sie Kronos? Oder eine der Furien? Wie war Teeter vergiftet worden?
Knight ging zu Mundaho, stellte sich vor und fragte ihn, was passiert war. Der kamerunische Sprinter antwortete in gebrochenem Englisch, Teeter habe stark geschwitzt und sei in den Minuten vor seinem Zusammenbruch rot im Gesicht gewesen.
Anschließend ging Knight zu den amerikanischen Sportlern und fragte sie, ob sie gesehen hätten, dass Teeter vor Beginn der Eröffnungsfeier etwas getrunken hatte. Ein Hochspringer sagte, Teeter habe aus einer der unzähligen Plastikwasserflaschen getrunken, die von den freiwilligen Helfern verteilt worden waren, während sich die Athleten zum Einzug der Nationen aufgestellt hatten.
Knight erstatte Jack und Lancer Bericht. Lancer drehte völlig durch und bellte in sein Funkgerät, alle freiwilligen Helfer dürften bis auf Weiteres den Olympiapark nicht verlassen.
Der Leiter der Sicherheit, der einige Minuten zuvor eingetroffen war, blickte zu den leuchtenden Bildschirmen hinauf. » Schaltet die Sprechanlage aus, damit diese gottverdammte Flötenmusik aufhört!«, schrie er in sein Funkgerät. » Und löscht diese Nachricht von den Bildschirmen. Außerdem will ich verdammt noch mal wissen, wie jemand in unser Computersystem eindringen konnte. Sofort!«
SAMSTAG , 28. JULI 2012
4 5
Paul Teeter, Weltranglistensportler und unermüdlicher Anwalt für benachteiligte Jugendliche, starb kurz nach Mitternacht auf dem Weg ins Krankenhaus. Er war sechsundzwanzig Jahre alt geworden.
Stunden später litt Knight unter einem Albtraum, in dem die Flötenmusik, der abgetrennte Kopf von Denton Marshall, der auf Richard Guilders Hemd sich ausbreitende Blutfleck, der auf den Cocktailtisch knallende Joe Mascolo und der blutige Schaum auf den Lippen des Kugelstoßers vorkamen.
Er erwachte schlagartig und mit rasendem Herzen, hatte aber einen Moment lang keine Ahnung, wo er war.
Doch als er hörte, wie Luke in der Dunkelheit am Daumen nuckelte, wusste er es. Er beruhigte sich wieder, zog die Decke um seine Schultern und dachte an Gary Boss’ Gesicht, als er morgens um drei Uhr nach Hause gekommen war.
Die Wohnung war ein einziges Chaos gewesen, und Gary hatte geschworen, niemals wieder auf Knights verrückte Kinder aufzupassen, auch wenn Knights Mutter seinen Stundenlohn verfünffachen würde.
Seine Mutter war ebenfalls sauer auf ihn. Knight hatte sie bei der Eröffnungsfeier nicht nur sitzen lassen, sondern auch auf ihre Anrufe nicht reagiert, nachdem Teeters Tod verkündet worden war. Doch die Arbeit hatte ihn überrollt.
Knight versuchte wieder
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