Private Games - Der Countdown des Todes

einzuschlafen, allerdings kreisten seine Gedanken um die Notwendigkeit, ein neues Kindermädchen zu finden, um seine Mutter und den Inhalt von Kronos’ zweitem Brief. Er, Jack und Hooligan hatten den Brief im Labor von Private London untersucht, kurz nachdem Pope ihnen den gesamten Umschlag gegen ein Uhr nachts gebracht hatte.
    » Welcher Ruhm kann in einem Sieg liegen, den man nicht verdient hat?«, hatte Kronos den Brief begonnen » Welcher Ruhm darin, den Gegner durch Betrug zu besiegen?«
    Kronos behauptete, Teeter wäre als Betrüger ein Sinnbild für die zahllosen korrupten Olympiasportler, die bereit waren, alle verfügbaren illegalen Drogen zu nehmen, um ihre Leistung zu steigern.
    Dann behauptete Kronos, Teeter und andere ungenannte Olympiateilnehmer verwendeten ein Extrakt aus Reh- und Elchgeweihbast, um Muskelkraft und Geschwindigkeit zu erhöhen und die Erholzeit nach dem Training zu verkürzen. Geweihe sind die am schnellsten wachsenden Substanzen, die es gibt, weil der nährstoffreiche Bast, die filzige, behaarte Haut über einem neuen Geweih, viel IGF -1, einen insulinähnlichen Wachstumsfaktor, enthält, der laut olympischen Vorschriften verboten ist. Vorsichtig angewendet allerdings und als Mundspray statt als Injektion verabreicht, lässt sich Geweihbast im Körper kaum nachweisen.
    » Die Einnahme von IGF -1 hat immense Vorteile«, schrieb Kronos weiter. » Besonders für einen starken Athleten wie Teeter, weil er dadurch die Fähigkeit erhält, Muskeln schneller aufzubauen und sich nach dem Training schneller zu regenerieren.«
    Im Brief wurden zwei Kräuterheilkundler beschuldigt – einer in Los Angeles, der andere in London –, in Teeters ausgeklügelten Drogenbetrug verwickelt zu sein.
    Die beigefügten Dokumente schienen Kronos’ Behauptungen zu untermauern. Vier Quittungen stammten von dem Kräuterheilkundler, auf denen der Verkauf des Mittels vermerkt war. Rothirschbast aus Neuseeland wurde demzufolge an die Postfachadresse eines Bauunternehmens in L. A. geliefert, das Teeters Schwager Philip gehörte. Andere Dokumente gaben vor, die Ergebnisse von unabhängigen, hochmodernen Tests von Teeters Blut widerzuspiegeln.
    » Sie beweisen eindeutig, dass sich in den letzten vier Monaten IGF -1 in Teeters Blut befunden hatte«, schrieb Kronos am Ende. » Somit musste dieser Paul Teeter, der wissentlich betrogen hat, geopfert werden, um die Spiele reinzuwaschen.«
    Ein paar Stunden nachdem Knight diese Worte gelesen hatte, lag er auf dem Sofa im Kinderzimmer der Zwillinge und dachte: Werden die Olympischen Spiele auf diese Weise wieder reingewaschen? Indem man Menschen umbringt? Welches kranke Hirn kann auf so etwas kommen? Und warum?

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    Nach Teeters Zusammenbruch vor den Augen der Welt ziehe ich stundenlang durch die Stadt und freue mich hämisch über die Rache, die wir geübt haben, und über den Beweis, dass wir den schwachen Bemühungen von Scotland Yard, MI 5 und Private haushoch überlegen sind. Sie werden mir und meinen Schwestern auch nicht annähernd auf die Spur kommen.
    Überall, wo ich zu dieser späten Stunde hingehe, sehe ich schockierte Londoner und Zeitungen mit einem Foto der Großbildschirme und unserer Botschaft darauf: » OLYMPISCHE SCHANDE ENTHÜLLT !«
    Und die Überschriften: » TOD SUCHT DIE SPIELE HEIM !«
    Also, was haben die sich denn gedacht? Dass wir sie einfach so weitermachen lassen – den antiken Brauch verhöhnen und die Prinzipien von fairem Wettkampf, verdienter Überlegenheit und unsterblicher Größe verunglimpfen lassen?
    Kaum.
    Und jetzt sind Kronos und die Furien bei Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt im Gespräch. Sie lassen sich nicht schnappen, sie töten nach Belieben, wenn es darum geht, die dunkle Seite des größten Sportereignisses der Welt zu offenbaren und auszulöschen.
    Einige Verrückte vergleichen uns mit den Palästinensern, die während der Sommerspiele 1972 in München israelische Sportler als Geiseln genommen und umgebracht haben. Sie beschreiben uns als Terroristen mit unbekannten politischen Motiven.
    Von diesen Idioten mal abgesehen, habe ich das Gefühl, die Welt beginnt, mich und meine Schwestern zu verstehen. Ein Schauder erfasst mich, wenn ich merke, dass Menschen, egal wo, unsere Größe spüren. Sie fragen sich, wie es sein kann, dass manche Leute die Macht haben, Betrug und Korruption mit dem Tod zu bestrafen, und Opfer im Namen des Guten und Ehrbaren bringen.
    Vor meinem geistigen Auge sehe ich die Monster, die mich