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Private Games - Der Countdown des Todes

Private Games - Der Countdown des Todes

Titel: Private Games - Der Countdown des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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einer Faust.
    Knight und alle anderen im Stadion bejubelten diese Geste. Mundaho war ein verletzter, aber kein gebrochener Mann, ein verbrannter, aber immer noch ein kampferprobter Soldat. Vielleicht würde er nie wieder laufen können, doch sein und der olympische Geist bewiesen noch immer Stärke.

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    Karen Pope hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Sie saß in der Sun -Redaktion und schluckte eine magensäurebindende Tablette. Verständnislos blickte sie auf den Bildschirm, wo die Sanitäter gerade den kamerunischen Sprinter Mundaho in den Krankenwagen schoben. Sie und ihr Redakteur, Finch, warteten auf Kronos’ letzten Brief. Dies taten auch die Detectives der Metropolitan Police in der Eingangshalle. Sie planten, sofort dorthin zu eilen, wo der Brief dem Kurier übergeben worden war.
    » Ich kündige, Finchy«, sagte Pope. Sie wollte nicht wissen, was Kronos über Mundaho zu sagen haben würde. Ihr war es egal.
    » Du kannst nicht kündigen«, schoss Finch zurück. » Wovon redest du? Eine solche Geschichte ist eine einmalige Chance im Leben. Mach jetzt nicht schlapp, Pope. Du hast die Sache hervorragend gemeistert.«
    Sie brach in Tränen aus. » Ich will die Geschichte nicht. Ich will nicht mitmachen, wenn Menschen getötet und verstümmelt werden. Deswegen bin ich nicht Journalistin geworden.«
    » Du tötest oder verstümmelst niemanden«, beruhigte sie Finch.
    » Aber ich helfe dabei«, rief sie. » Wir sind nicht anders als die Zeitungen, die damals das Manifest des Unabombers in den Vereinigten Staaten veröffentlicht haben, als ich noch ein Kind war! Wir helfen beim Morden, Finch! Ich helfe beim Morden, aber das will ich nicht. Ich kann nicht.«
    » Du hilfst doch nicht beim Morden«, widersprach Finch mit sanfter Stimme. » Genauso wenig wie ich. Wir berichten über die Morde. Dasselbe haben die Journalisten aus der Fleet Street damals bei Jack the Ripper gemacht. Wir leisten keine Beihilfe zu einer Straftat, sondern tragen dazu bei, sie aufzuklären. Das ist unsere Pflicht, Pope. Das ist deine Pflicht.«
    Sie fühlte sich klein und unbedeutend. » Warum ich, Finch?«
    » Weiß nicht. Vielleicht finden wir das eines Tages heraus.«
    Pope konnte darüber nicht weiterreden. Sie drehte sich um, ging zu ihrem Schreibtisch, wo sie sich auf ihren Stuhl fallen ließ, und legte den Kopf in ihre Arme. In dem Moment kündigte ihr Blackberry mit einem Piepsen eine ankommende Nachricht an.
    Pope stieß die Luft aus und griff zum Telefon – sie hatte eine E-Mail mit Anhang von Kronos erhalten. Am liebsten hätte sie ihr Telefon kurz und klein geschlagen, doch die Worte ihres Redakteurs klangen noch in ihren Ohren. Sie hatte die Pflicht, diese kranken Leute als das bloßzustellen, was sie waren.
    » Der Brief ist da, Finch«, rief sie mit zittriger Stimme. » Vielleicht sollte jemand den Polizisten unten sagen, dass kein Kurier kommt.«
    Finch nickte. » Ich erledige das. Du hast eine Stunde bis Redaktionsschluss.«
    Pope zögerte, bevor sie voller Wut den Anhang öffnete.
    Kronos hatte erwartet, dass Mundaho auf der Rennbahn sterben würde. Sein Brief rechtfertigte den » Mord« als » gerechte Strafe für das Verbrechen Hochmut«, eine der größten Sünden im antiken Griechenland. Arroganz, Eitelkeit, Stolz und Provokation der Götter – dies waren die Anschuldigungen, mit denen Mundaho von Kronos belastet wurde.
    Er hatte Kopien von E-Mails, SMS und Facebook-Nachrichten zwischen Mundaho und seinem Sportagenten aus Los Angeles, Matthew Hitchens, beigefügt. Laut Kronos ging es darin nicht um das selbstlose Streben nach Größe, wie dies bei den Olympischen Spiele in der Antike der Fall gewesen war.
    Nein, laut Kronos drehte sich in der Korrespondenz der beiden Männer alles nur ums Geld. Wenn Mundaho alle drei Rennen gewönne, würde dies seinen Wert in den nächsten zwanzig Jahren um mehrere Hundert Millionen Dollar steigern.
    » Mundaho bot sein von den Göttern erhaltenes Geschenk zum Verkauf an«, schloss Kronos. » Der Ruhm alleine, der schnellste Mann der Welt zu sein, genügte ihm nicht. Er sah nur den Gewinn, was seine Arroganz den Göttern gegenüber umso deutlicher werden lässt. In der Folge sah sich Mundaho selbst als Gott, der Anspruch auf große Reichtümer und Unsterblichkeit hat. Die Bestrafung eines Verbrechers, der sich des Hochmuts schuldig gemacht hat, muss stets umgehend und mit aller Entschiedenheit vollzogen werden.«
    Doch Mundaho ist nicht tot, dachte Pope voller Genugtuung.

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