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Private Games - Der Countdown des Todes

Private Games - Der Countdown des Todes

Titel: Private Games - Der Countdown des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Stadium tobte. Es wurde gejohlt, gepfiffen und gerufen.
    Durch sein Fernglas sah Knight, wie Shaw skeptisch und verwirrt zu den Ergebnissen hinauf und dann zum Kampfrichter blickte, bis er anfing zu grinsen und zu Mundaho rannte, der zurückgrinste. Sie sprachen miteinander, reichten sich die Hände und reckten sie in die Luft. Gemeinsam rannten sie, jeder seine Landesflagge vor sich haltend, auf die jubelnden Zuschauer zu.
    Und gemeinsam drehten die beiden ihre Siegerrunde durchs Stadion. Knight hatte den Eindruck, ein angenehmer Sommerregen würde den stinkenden Rauch aus der Luft fortwaschen. Kronos und die Furien schienen die Spiele nicht mehr zu beherrschen, wie sie es noch vor ein paar Minuten getan hatten.
    Diese Demonstration sportlicher Fairness war ihre Art, der Welt zu sagen, dass die Spiele der Neuzeit noch immer eine positive Kraft ausübten, dass sie trotz Kronos’ grausamen Anschlägen ihren menschlichen Charakter nicht verloren hatten.
    Genau das sagte Shaw, als er und Mundaho an die Ziellinie zurückkehrten und von Reportern interviewt wurden. Das konnte Knight auf dem großen Bildschirm beobachten.
    » Als ich den Gleichstand sah, konnte ich es nicht glauben«, gab Shaw zu. » Und um die Wahrheit zu sagen, meine erste Reaktion war Wut. Ich hatte meinen Rekord gebrochen, aber ich war nicht der Schnellste so wie in Peking. Doch dann, nach alldem, was hier während der Spiele passiert ist, wurde mir klar, dass der Gleichstand etwas Schönes ist, etwas Gutes für den Laufsport, für die Athleten und für die Olympischen Spiele.«
    » Ich fühle mich geehrt, gegen den großen Zeke Shaw angetreten zu sein und dass mein Name in einem Atemzug mit seinem genannt werden wird«, stimmte Mundaho ein.
    Schließlich fragte der Reporter, wer das Zweihundertmeterfinale am Mittwochabend gewinnen würde. Keiner der beiden brauchte einen Dolmetscher. Beide schlugen sich auf die Brust und sagten: » Ich.«
    Beide lachten und klopften sich gegenseitig auf die Schulter.
    Knight seufzte erleichtert, als beide Männer das Stadion verließen. Wenigstens hatte Kronos sie nicht als Ziel auserkoren.
    In der nächsten Stunde wurden das Fünfzehnhundertmeter-Halbfinale und das Finale im Dreitausendmeter-Hindernislauf der Männer ausgetragen. Knights Gedanken schweiften zu seiner Mutter ab. Amanda hatte versprochen, sich nicht wieder in sich selbst zu verkriechen, wie sie es nach dem Tod seines Vaters getan hatte.
    Doch seine letzten beiden Gespräche mit Gary Boss ließen vermuten, dass sie genau das tat. Sie reagierte nicht auf seine Anrufe. Sie nahm überhaupt keine Telefonate entgegen, auch nicht von denjenigen, die mithalfen, die Gedenkfeier für Denton Marshall zu organisieren. Laut Gary Boss verbrachte Amanda jede Minute, in der sie nicht schlief, an ihrem Zeichentisch mit dem Entwerfen von Kleidern. Von unendlich vielen Kleidern.
    Am Tag zuvor und an diesem Morgen hatte er sie besuchen wollen, doch Boss hatte ihm davon abgeraten. Er habe das Gefühl, Amanda müsse die Sache allein durchstehen, zumindest noch ein paar Tage lang.
    Knight litt wegen seiner Mutter. Er wusste nur zu gut, was sie durchmachte. Er hatte gedacht, seine eigene Trauer um Kate würde nie enden. Das würde sie in gewisser Weise auch nicht tun. Doch er hatte einen Weg über seine Kinder gefunden, und nun betete er, auch seine Mutter möge einen Weg finden, der nichts mit ihrer Arbeit zu tun haben würde.
    Dann dachte er über die Zwillinge nach. Er wollte gerade zu Hause anrufen und ihnen eine gute Nacht wünschen, als der Stadionsprecher die Vierhundertmeterläufer aufforderte, sich fürs Halbfinale an den Start zu begeben.
    Wieder erhoben sich die Zuschauer, als Mundaho im Tunnel erschien, hinter dem die Aufwärmbahn lag. Der Kameruner präsentierte sich ebenso zuversichtlich und locker wie vor dem Hundertmeterlauf.
    Doch statt wie ein Känguru zu hüpfen, sprang er hoch und streckte die Beine nach vorne wie ein Reh oder eine Gazelle.
    Knight war voller Bewunderung. Welcher andere Mensch schafft so was? Wie kommt ein Mensch auf die Idee, sich auf diese Weise fortzubewegen? Wegen der hinter seinem Rücken pfeifenden Kugeln?
    Mundaho begab sich zur Bahn eins auf der Innenseite, am Ende der gestaffelt angeordneten Startblöcke. Würde Mundaho es schaffen? Auf einer Strecke zu siegen, die viermal so lang war wie die, auf der er soeben erst Weltrekord gerannt war?
    Offenbar wollte Zeke Shaw genau das auch wissen, weil er am Zugang zur Übungsbahn

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