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Privatklinik

Privatklinik

Titel: Privatklinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sterile Weißheit, leichter Duft nach Bleiche und Chlor und Waschmaschine, nach Mangelhitze und ›Nichts wäscht weißer als Plum-plum, das neue Waschmittel mit der Leuchtkraft von drei Sonnen‹. Aber Ruhe … göttliche, himmlische, grabesnahe Ruhe! Ein weiches Kissen, worin der Kopf versinkt, ein Gefühl der Schwerelosigkeit … Denkmäler gibt es genug, von Politikern, von Dichtern, von Kaisern, von Bildhauern, von Ärzten … nur einer hat kein Denkmal, dem als erstem eins gebührt: der Erfinder des Bettes.
    O Seligkeit! Schlaf! Sich lang strecken können. Kein anderer im Zimmer, der redet oder auf den Eimer geht, der Streit sucht oder nachts, wenn die Lampen ausgehen, zum Lokus rennt und onaniert. Kein Dreck, kein Menschengestank, keine Gegenwart. Nur Schlaf!
    Peter Kaul wühlte sich in sein Bett und war glücklich. Er hörte nicht mehr, wie Judo-Fritze ihn fragte, ob er keinen Hunger habe. Eine dumme Frage nach einem Klistier. Er schlief tief und selig wie ein müdegespieltes Kind, und sein Gehirn dankte es ihm, indem es abschaltete.
    Am nächsten Morgen sah die Welt weniger bequem aus. Über sich, in der zweiten Etage, hörte er das bekannte Geheul aus den Schlafsälen und das Trappeln vieler Füße. Waschen, hatte Judo-Fritze kommandiert. Es war halb sieben. In der Anstalt braucht man keinen Wecker. Wenn die Blechtassen durch den oberen Speisesaal flogen, war es halb acht. Wenn auf den Treppen Schlägereien mit den Besen stattfanden, war es neun Uhr. Dann war die Kolonne vom Stubendienst am Werk. Um elf Uhr war Ruhe … da kam die Visite. Nur die Notorischen weinten bitterlich und versuchten immer wieder, Mitleid zu erregen. Eine sinnlose Idee, aber sie gaben es nicht auf. Sie waren die großen Optimisten im Bau, die Flenner, die Visitenheuler, die Wasserspeier. Einmal werden sie weich, dachten sie. Der Gedanke vom steten Tropfen, der den Stein höhlt, war ihr Evangelium. Diese Morgenheuler waren es auch, die Vertrauensposten erhielten … sie durften im Garten Gemüse für die Küche holen, sie fegten den Hof und die Wege, sie reparierten kleine Dinge im Haus, denn unter ihnen waren wahre Genies an Einfallsreichtum. Und da sie bis in die Küche kamen, sahen sie auch Frauen. Das war ihr großes Privileg, von dem sie den anderen erzählten.
    Peter Kaul saß im Bett und wartete. Gleich mußte die Tür aufgerissen werden, und jemand brüllte: Aufstehen! Dann hieß es, 'raus aus dem Bett, ab in den Flur, Waschzeug unterm Arm.
    Aber niemand kam und schrie. Auch entdeckte Peter Kaul eine gekachelte Ecke in seinem Zimmer, und in dieser Ecke hingen ein Waschbecken, ein Spiegel, sogar eine Ablage unter dem Spiegel war vorhanden, und vor dem Waschbecken sogar eine Matte aus Frottiertuch. Wunder über Wunder.
    Er kletterte aus dem Bett und trat ans Fenster. Vergittert. Das war klar. Ob erster Klasse oder Schlafsaal – man war ein Säufer, ein Halbtier, ein Isolierter, wie es vornehmer klingt. Nur waren die Gitter dieses Zimmer nicht so grob, Gardinen dämpften ihren Anblick, und sie waren weiß gestrichen. Das gab dem Gitter etwas Zierliches, Fröhliches, Boulevardmäßiges. French style würde es der Amerikaner nennen.
    Peter Kaul trat zurück und betrachtete sein Gesicht im Spiegel. Wie du aussiehst, Peter, dachte er, bleich und wie ein halbgebackenes Brötchen. Deine Augen sind gar nicht mehr deine Augen … früher waren sie braun, von einer warmen, pelzigen Farbe, jetzt sind sie vergittert wie die Fenster, und der Glanz in ihnen ist Angst und Politur des Alkohols.
    Er wusch sich, vermied es, noch einmal in den Spiegel zu sehen, denn was ihm da entgegenstarrte, war wert, angespuckt zu werden. Das aber durfte er nicht. Der Professor würde es anders auslegen: Selbstzerstörungs-Psychose! Dabei ekelte er sich doch nur vor sich selbst.
    Als der Lärm auf der zweiten Etage verebbte und die Säufer, Delirier und Halbblöden an den blanken Tischen saßen und ihr Frühstück verschlangen, kam Judo-Fritze in das Zimmer Kauls und war erstaunt, daß der Patient schon gewaschen, angezogen und menschenwürdig auf einem Stuhl saß, die Hände flach auf den Knien, so wie man vor einem Bestrahlungsapparat sitzt, das Kreuz durchgedrückt.
    »Nanu?« sagte Judo-Fritze. »Schon auf? Du kannst doch länger schlafen. Hannes, das ist der Unterpfleger, mein Sohn, bringt gleich das Frühstück und mißt dir das Fieber. Was, da staunste!« Er setzte sich auf die Bettkante und betrachtete Peter Kaul wie einen interessanten Vogel. »Sag

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