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Privatklinik

Privatklinik

Titel: Privatklinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Portier!« Der Wachtmeister war erzürnt. Sitten reißen jetzt ein! Keine Achtung mehr vor der Obrigkeit. »Wie lange ist Ihr Mann denn hier?«
    »Den dritten Tag.«
    »Ach so.« Der Wachhabende wurde milder gestimmt. Neulinge haben Narrenfreiheit. Man muß manches übersehen. »Wissen Sie was: Da gehen Sie erst mal zum Direktor und beantragen eine Sprecherlaubnis. Am besten macht das Ihr Rechtsanwalt. Sie haben doch einen?«
    »Nein.«
    »Offizialverteidiger?« Das klang gut. Es ist für einen Beamten immer eine Wonne, amtlich zu sprechen. Es klingt so gebildet. Susanne schüttelte den Kopf. »Nicht?«
    »Nein. Mein Mann ist nur vorübergehend hier.«
    Dem Wachtmeister dämmerte etwas. Er sah in dem Berichtsbuch nach und fand, daß Peter Kaul vor drei Tagen abgeholt worden war. In die LHA. Ein Beklopfter, um es hochdeutsch auszudrücken. Der Wachtmeister klappte das Buch zu und bemühte sich, nicht verlegen zu sein. Diese Kameraden von der Verwaltung, dachte er. Immer diese Schlamperei. Haben vergessen, der Frau die Verlegung mitzuteilen. Wie gut, daß es in der Beamtensprache gewisse Redewendungen gab, die Ersatzansprüche ausschalteten.
    »Ihr Mann ist noch im Vorgang!« sagte der Wachtmeister.
    »Was ist er?« stotterte Susanne erschreckt.
    »Im Vorgang. Das heißt, seine Verlegung wird aktenkundig gemacht und das Schreiben an Sie ausgefertigt.«
    »Verlegung?« stammelte Susanne. Sie schwankte, ihr wurde plötzlich übel. O mein Gott, dachte sie. Verlegung … und ich muß mich übergeben. Seit einigen Tagen ist es so … jeden Morgen … Dreimal habe ich das mitgemacht. O Gott, laß es nicht wahr sein. Laß nicht wieder eine zweite Gundula in meinem Leib wachsen …
    »In die Landesheilanstalt«, sagte der Wachtmeister und stützte Susanne, indem er ihr unter die Achsel griff. Dabei streifte er ihre Brust. Ein strammes Weib, dachte er – es ist doch zum Kotzen, daß die Ganoven immer die schönsten Weiber haben! Als ob sie besonders riechen, wie die Moschusbullen.
    »Das … das gibt eine Katastrophe!« stammelte Susanne. »Er wollte nicht mehr in die Anstalt. Er wird alles kurz und klein schlagen. Was kann man denn da machen? O Gott, da muß doch was geschehen! Dort wird er ja nie geheilt. Dort wird er ja erst wirklich verrückt!«
    Der Wachtmeister zuckte mit den Schultern. Meine Sorge, dachte er. Wenn er tobt, kriegt man den schon klein. Es ist schade um so ein schönes Frauchen … Er seufzte, stützte Susanne weiter, und als sie sich aufrichtete, war es nicht zu vermeiden, daß sein Handrücken wieder über ihre Brust glitt. Das machte ihn nervös, und er war froh, daß die Frau ohne weiteren Wortwechsel die Wachstube verließ.
    Vor dem Gefängnis blieb Susanne wie betäubt stehen. Sie begriff das alles nicht, und als sie wieder klarer denken konnte, kam ein galliger Verdacht in ihr hoch.
    Sie haben ihn betrogen, dachte sie. Auch Pfarrer Merckel hat ihn betrogen. Sie haben ihn ins Gefängnis geschafft und dann, als sie ihn sicher hatten, weiter in die LHA. Nur einen kleinen Umweg haben sie gemacht. Sie haben Peter betrogen. Meinen armen Peter … Sie rannte zur nächsten Straßenbahnhaltestelle und kümmerte sich wenig darum, daß es bald Zeit war, das Mittagessen zu machen, und die Kinder aus der Schule kamen.
    Sie fuhr in die Stadt, von dort mit dem Omnibus hinaus zur Landesheilanstalt.
    Ich werde es Ihnen sagen, dachte sie und ballte die Fäuste im Schoß. Ich werde ihnen ins Gesicht schreien, daß sie Betrüger sind. Ganz gleich, was nachher kommt …
    Zwei Tage arbeitete Peter Kaul im Bungalowneubau von Judo-Fritze. Es ging ganz gut, niemand merkte es. Nach dem Mittagessen nahm Fritz den ›Harmlosen‹, wie er zum Pförtner sagte, mit an den Bau und ließ ihn dort allein. Vor dem Abendessen holte er ihn wieder ab, schnupperte, sagte: »Mund auf!« nickte, klopfte Kaul auf die Schulter: »Brav, mein Junge!« und nahm ihn mit in die Anstalt zum Fiebermessen.
    Prof. Brosius hatte Kaul nur einmal gesehen. Am Tag nach seiner Rückkehr. Er war jovial, aber kurz angebunden, was das Merkmal großer, überlasteter Geister ist. »Es freut mich, Herr Kaul, daß wir uns in Zukunft enger miteinander beschäftigen werden«, sagte er, blickte Kaul tief in die Augen, bemerkte noch die Nachwirkungen des Alkoholexzesses im Gefängnis, nickte stumm und machte sich eine kleine Notiz, die niemand entziffern konnte. Übrigens, Brosius auch nicht … aber darauf kommt es ja nicht an. Ein Professor, der sich vor einem

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