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Privatklinik

Privatklinik

Titel: Privatklinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Plätzen wieder … in den ehemaligen Bunkern, im Obdachlosenasyl, in den Schlafstätten der Heilsarmee, beim Guttemplerorden, in den Caritas-Häusern oder« – er blickte auf das junge Mädchen und fuhr zögernd fort – »oder in bestimmten Häusern, Sie wissen, was ich meine, Frau Linden. Bei Razzien tauchen sie dann in den Fahndungsbüchern auf als Nichtseßhafte, Landstreicher und Nichtgemeldete.« Der Polizeirat suchte nach Worten, um wenigstens etwas Tröstliches zu sagen. »Ich glaube, daß wir auch Ihren Gatten auf diese Weise auffinden. Ihn systematisch zu suchen, ist fast unmöglich! Außerdem hat er – bis jetzt – keine kriminellen Handlungen vollbracht, die einen Sondereinsatz meiner Beamten rechtfertigen. Stellen Sie sich vor, wenn wir für jeden herumstrolchenden Alkoholiker die gesamte Polizei in Alarm versetzen wollten! Haben Sie keine Sorge … Ihr Gatte kommt von ganz allein in die Arme der Behörden. Lassen Sie bitte ein gutes Bild von ihm hier, ich werde es an die Dienststelle weiterleiten.« Der Polizeirat seufzte, als er ein Foto Dr. Lindens in der Hand hielt. Ein Bild aus dem OP. Ein schöner, intelligenter Kopf, das, was man einen Beau nennt. Weißer Arztkittel, die Haltung eines Siegers, der Ausdruck in Gesicht und Körper der eines Herrschers. Eine Modellstudie für ein prämienreifes Bild: Der Chefarzt. »Man versteht es wirklich nicht«, sagte er und legte das Bild auf den Tisch. »Köln scheint eine merkwürdige Anziehungskraft für Alkoholiker zu haben. Wenn ich Ihnen die Berichte der Razzien zeigen würde … erschreckend! Und darunter – wie Ihr Gatte – hochintelligente Männer! Einmal sogar ein Professor! Und ein ehemaliger Generaldirektor! Wenn Ihr Gatte sich nicht von allein fängt – und das wollen wir alle hoffen, Frau Linden –, dann sehen wir ihn eines Tages in irgendeinem Bunker oder Asyl wieder. Es wäre nützlich, wenn Sie eine Anzeige erstatteten, damit wir ihn dann festsetzen können.«
    »Ich soll meinen Mann anzeigen?« fragte Frau Linden leise.
    »Wir müssen eine Handhabe haben! Wenn sich Doktor Linden sittlich unauffällig benimmt, kein öffentliches Ärgernis darstellt, sich nicht der Landstreicherei schuldig macht – wie sollen wir ihn dann festnehmen! Anders ist es, wenn Sie Anzeige wegen Verletzung der Unterhaltspflicht erstatten. Das ist in solchem Fall immer gut! Dann kriegen wir ihn! Was dann folgt, ist ja eine Verständigung zwischen den Anwälten und der Justiz.«
    Brigitte Linden erhob sich langsam. Sie mußte sich auf die Tischkante stützen, so schwach war sie plötzlich in den Knien.
    »Von einer Anzeige … Herr Kriminalrat … ich habe noch die Hoffnung, meinen Mann ohne eine solche Anzeige zurückzuführen in sein früheres Leben. Wenn … wenn Sie mir die Plätze nennen, wo man ihn treffen könnte … ich meine die Plätze, wo die … die Trinker sich sammeln oder übernachten …«
    »Unmöglich!« Der Kriminalrat starrte Brigitte Linden entsetzt an. »Sie wollen in die Bunker gehen?«
    »Ja.«
    »Da wagen sich unsere stämmigen Beamten nur zu zweien oder dreien 'rein! Es ist völlig ausgeschlossen, daß Sie –«
    »Ich liebe meinen Mann …«, sagte Brigitte Linden leise.
    Das Mädchen begann zu weinen. Der Kriminalrat nagte an der Unterlippe. Das ist völlig ausgeschlossen, dachte er. Eine Frau allein unter diesen stumpfsinnigen, betrunkenen, amoralisierten Elementen. Man würde sie anfallen, wie Raubtiere auf ein hingeschobenes Stück Fleisch stürzen.
    »Übermorgen ist wieder eine Kontrolle der Bunker und Asyle angesetzt«, sagte er ausweichend. »Bitte, halten Sie sich in einem Hotel auf. Ich bin sicher, daß wir Ihren Mann aufgreifen. Ich verspreche Ihnen, alles zu tun. Wo sind Sie abgestiegen?«
    »Noch nirgendwo. Wir kommen direkt aus Essen.«
    »Dann rufen Sie mich bitte an, wenn Sie ein Zimmer gefunden haben.«
    Brigitte Linden nickte und verließ das Präsidium. Wieder im Wagen sagte das Mädchen weinend: »Was nun, Mutti? Ich schäme mich so. Papa ein Säufer! Wenn das im Gymnasium bekannt wird! Ich schäme mich so …«
    »Wir werden Papa suchen, aber ohne Polizei.« Brigitte Linden fuhr an und ordnete sich in den Straßenverkehr ein. »Jetzt fahren wir erst zu einem Hotel, und dann erkundige ich mich, wo sich die Trinker treffen …«
    »Und wie willst du das erfahren, Mama?«
    »Jeder Taxifahrer weiß das.« Brigitte Linden starrte durch die Windschutzscheibe. Sie fuhren über den breiten Ring von Köln, aber sie sahen

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