Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
als vorgekauter Sinn aus Büchern … Zum Auswendiglernen. »Ich kann für die nächste Klausur den Lebenssinn aller 52 wichtigen Philosophen fehlerfrei aufsagen. Meine Eltern kennen fast keinen Sinn und schütteln bei meinem lauten Probeaufsagen zu Hause den Kopf. Sie wissen selbst für sich keinen. Ich auch noch nicht. Ich suche mir einen von den 52 aus. Darf man das? Ist das so richtig? Darf ich einen eigenen fühlen? Welchen Sinn muss ich haben, wenn ich mich bei einer Arbeitsstelle bewerbe?«
Im Ernst: Durch gute Tests für viele Begabungen und insgesamt für PQ hätten wir genug Mittel in der Hand, wirklich herauszufinden, wie wir alle notwendigen professionellen Elemente im Kinde fördern könnten.
Ich bekomme jede Woche mindestens einen Leserbrief mit solchen Sätzen: »Ich kam nie mit der Schule klar, auch nicht mit meinem Beruf. Ich habe nie gefühlt, dass ich reinpasse. Sie haben alles Mögliche mit mir versucht. Ich habe mich dann schließlich irgendwie mit meinem Leben abgefunden. Als ich schon relativ alt war, wurde festgestellt, dass ich HOCHBEGABT bin! Können Sie das glauben? Ich auch nicht! Dann habe ich zufällig gleich danach in Ihrem Buch Omnisophie gelesen, und mir ist nun klarer, was für ein Mensch ich bin! Was mache ich jetzt?« Immer wieder schreiben Leser so! Sie haben hohe Begabungen, aber die sind nie erkannt worden – man verschüttete sie durch Normierungsversuche und Aufforderungen an die Begabten, sich endlich anzupassen. »Seid endlich normal!«
Ich habe mit Lehrern über Einzelfälle von Hochbegabung diskutiert. Viele Lehrer sagen immer wieder und ganz hartnäckig, dass das »unsoziale Benehmen« kritischer Schüler für sie ein sicheres Zeichen für deren mangelnde Intelligenz sei.
Tenor: »Wer hochintelligent ist, wird doch zuerst gute Noten haben, oder? Wozu ist er denn hochintelligent? Zugleich wird der Hochintelligente sich gut benehmen! Er wird doch nicht dumm sein! Erst dann, wenn er glänzend dasteht, wird er mir kommen und von mir besondere Förderung erbitten, die ich dann gerne gebe. Aber dieser Problemfall da, für den Sie sich unberechtigt stark machen, benimmt sich absolut schlecht und stört ständig den geordneten Ablauf des Unterrichtsprozesses. So etwas macht ein Hochintelligenter nicht!«
Ich habe ein paar Mal versucht zu sagen, dass ein normaler Lehrer mit einem IQ von 110 einen Schüler mit einem IQ von 80 anschauen soll. Was wird der Mensch mit IQ 110 über den mit IQ 80 denken? Das ist doch ganz klar! Er wird ihn für völlig »unterbelichtet« halten. Klar, oder?
So, und jetzt nehmen wir einen Schüler mit IQ 140. Was bitte, wird dieser über einen Lehrer mit IQ 110 denken? Ja, was? Das frage ich öfter einen Lehrer. Könnte es nicht sein, dass ein Hochbegabter einen normalen Lehrer für völlig unterbelichtet hält? Kann das aus seiner relativen Sicht nicht vielleicht stimmen? Das frage ich Lehrer. Könnte es dann nicht gute Gründe geben, warum der Hochbegabte »unsozial« reagiert, wenn er auf Nachfragen beim Lehrer immer wieder die Antwort bekommt: »Das ist nun einmal so. Werde nicht spitzfindig und frech, ich will das jetzt nicht ausdiskutieren. Es steht so im Buch, basta. Lies doch nach, ich habe recht. Außerdem müssen wir im Lehrplan weitermachen, wir haben keine Zeit für Haarspaltereien. Wir müssen das alles nicht so tief verstehen, weil es in der Klausur nicht drankommt.« Hochbegabte geben innerlich auf, ganz fassungslos, oder sie begehren auf und gehen angesichts der Lehrerallmacht unter.
Können wir das nicht einmal alles objektivieren? Mit Tests messen? Werden die »Normalen« dann vielleicht einsichtiger? Wird man dann endlich Begabungen fördern, und zwar durch Begabte? Wenn ein Schüler hochmusikalisch ist, bekommt er doch ohne Mucks einen Platz in der Meisterklasse eines Meisters, oder? Warum ist das nur bei Musikalität so? Klar, weil jemand offensichtlich auf der Geige etwas kann, was der normale Lehrer nicht bringt. Auf anderen Feldern aber weigern sie sich, Begabungen anzuerkennen. Ich bin bei meinen versuchten »110-zu-140-Diskussionen« bisher entweder absolutem Nichtverstehen begegnet – oder ich musste mich in Notwehrstellung begeben!
Ist das denn nicht sonnenklar? Nehmen wir an, wir würden die emotionale Intelligenz genauso messen können wie den IQ. Stellen Sie sich dann vor, Sie haben jemanden mit einem EQ von 80 als Chef! Der ist für Sie die Ärgerquelle Ihres Lebens schlechthin! Bekommt seine Karriere einen
Weitere Kostenlose Bücher