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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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und Fahrzeuge eingehen. Die Organisation des Ablaufs unseres Alltags muß ich dir überlassen. Mich interessieren Besonderheiten.
    Besonderheiten, das werde ich mir merken.
    Dein Zimmer liegt im Oberstock, gleich unterm Dach. Das wird deiner Mentalität entgegenkommen. Du kannst da schnell mal rausfliegen und nach dem Rechten sehen. Wir sind uns also einig?
    Noch nicht so gänzlich, sagte Arapi schüchtern. Da ich nun Ihren Namen trage, wäre es richtig, wenn Sie mich auch mit Sie ansprechen würden. Es sei denn, ich sagte auch zu Ihnen du.
    Radarro fand dies unverschämt, doch fürchtete er, Arapis Stimme würde wieder schrillen. Wir wählen dann das Sie. Sind wir uns einig?
    Ich hielt es für günstiger, wenn ich gleich neben Ihrem Schlafzimmer wohnen würde. Dann könnte ich viel eher nach dem Rechten sehen.
    Nein, nein, sagte Radarro.
    Noch besser wäre es, ich würde in Ihrem Zimmer schlafen. Am besten dicht neben Ihrem Bett.
    Nein, schrie Radarro.
    Noch was. Ich möchte für die Arbeit etwas haben.
    Sie kriegen Futter und Kleidung wie die anderen Pipos.
    Ich möchte Geld, sagte Arapi.
    Kein Pipo hat je Geld empfangen.
    Soll ich ohne Geld meine Persönlichkeit entwickeln?
    Wir werden noch darüber sprechen.
    Arapi sagte, bitte gleich, sie setzte eine große Brille auf, in deren schwa r zen Gläsern Radarro sich als hutzeliges Männchen sah. Zweifach und daher besonders hutzelig. Und auch besonders geizig. Geiz möchte aber Radarro sich nicht vorwerfen lassen. Ich werde Ihnen geben, was Sie brauchen, von Fall zu Fall. Er dachte, für widerlichen gr ünen Lippenlack. Ich will einen Ve r trag abschließen, sagte Arapi.
    Radarro schlug Vertrag auf Probe vor: Ich kriege kein Geld von Ihnen, Sie keins von mir, bis wir uns einig sind, daß wir ein festes Arbeitsverhältnis eingehen wollen. Natürlich haben Sie hier Essen und Trinken frei sowie Logis.
    Arapi packte mit ihrer hornigen, doch grünlich manikürten Hand Radarros Hand, so daß sie noch lahmte, als er unterschreiben wollte, und ihm Arapi die Hand führen mußte.
    Ich sollte Sie noch meiner Frau vorstellen. Radarro hoffte, seine Frau würde Arapi ablehnen, sie war jedoch von ihr entzückt.
    Wir haben endlich eine Hausdame. Ich werde für Ihre Garderobe sorgen, liebe Arapi.
    Sie dachte an ihre abgelegten Kleider, Schuhe, Hüte, die ihre Schränke beängstigend verstopften. Arapi war ihr auch sympathisch, weil sie sie häßlich fand und weil sie keine menschliche Dame war.
    Menschliche Damen, sagte Frau Radarro, werden so leicht gewöhnlich. Sie klopfte Arapis Rücken, wo sich, wenn auch nur schwach, die Flügel wölbten.
    Arapi steckte den Vertrag hinter den Bund des zipfeligen Rockes und bat zu Bett gehen zu dürfen.
    Sie kann entsetzlich kreischen, das wollte ich dir noch mitteilen, sagte Radarro zu seiner Frau.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    9
     
    Arapi kreischte nicht, sie kam auch niemals wieder auf das Geld zu spr e chen, Radarro erinnerte sich nicht, daß sie das Wort noch einmal in ihren grünlackierten Mund genommen hätte. Sie sprach sehr leise mit den Hau s haltpipos, die leise taten, was sie verlangte. Radarro fürchtete schon, er wäre taub geworden, so ungeheuer war die Stille in seinem Haus.
    Bei mir verhalten sich die Orthogen en leise, sagte er zu Irreversi blus und auch zu Alius, die nicht auf ihn hörten, weil sie noch immer die orth o genen Laute nachzubilden suchten. Es ist der beste Beweis, sagte er darauf zu seiner Frau, daß die verrückt sind und ich als einziger normal, und tr a gisch ist es, daß gerade der Erschaffer der Pipos und Pipogeni, ihr Vater, mit ihnen nicht fertig werden kann. Ich glaube, das kommt daher, daß ich von Anfang an ein nüchtern ökonomisches Verhältnis zu ihnen hatte. Ich habe Geld in sie gesteckt, Irreversiblus hat sein Leben investiert.
    Doch er verriet ihr nicht, daß ihn manchmal Unheimlichkeit be schlich, wenn er Arapi still in einer Ecke des Hauses, sehr häufig aber auf der Ga r tenmauer sowie auf kleineren Bäumen versunken hocken sah, gekleidet in die abgelegten Sachen seiner Frau.
    Arapi, fragte er bisweilen, haben Sie nichts zu tun?
    O doch, sagte Arapi, es wird schon seinen Gang gehen, Sie werden es erleben.
    Sie setzte auch gelegentlich die schwarze Brille auf, doch sah Radarro nicht sehr gründlich hin, aus leisem Horror vor einer Widerspiegelung. Wenn sie die Brille absetzte, war er unzufrieden. Ich hätte doch reinsehen

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