Professor Mittelzwercks Geschöpfe
sollen.
Er unterließ es aber auch beim nächsten Mal.
Ihm kam es auch so vor, als nähmen das Haus und seine Inne reien, seit sich Arapi darin aufhielt, einen gräulichen Farbton an. Ihm schien, der Teppich bekäme allmählich einen grauen Flor, in dem der Fuß noch nicht versank, der aber schon das echte Persermuster verschleierte. Er meinte, es röche im Haus nach überalterter, verschmutzter Wäsche, wenn auch nur fein, doch hartnäckig. Und eines Tages fand er die kombinierte Rein i gungsmaschine verstaubt in ihrer Ecke. Er drückte eine Taste, die Elektr o nik sprach nicht an.
Er rief Arapi. Arapi kam nicht. Er suchte sie im ganzen Haus. In der G a rage entdeckte er, daß alle seine Wagen höchst dreckig, nicht fahrbereit und teils entzwei waren. Er konnte auch keinen einzigen Pipo finden.
Er suchte den ganzen Garten ab, bis er ein Rascheln und Wehen über seinem Kopf wahrnahm und auf dem Dach des Hauses die Pipos hocken sah, versammelt um Arapi, als brüteten sie etwas aus.
Arapi, rief er, das Haus ist vollständig verschlampt.
Arapi setzte ihre Brille auf und flog zu ihm herunter. Er fand es unhei m lich, wie sie mit ihren großen Flügeln auf ihn zuflog, er hatte sie mit Flügeln noch nie gesehen, ihm war es, als sähe er das Fräulein Arapi erstmals nackt. So wich er, verwirrt, auch nicht den schwarzen Brillengläsern aus, die sich ihm näherten.
Wollen Sie und die Pipos überhaupt nicht arbeiten?
Arapi sagte sanft, wir behandeln gerade das Thema Arbeit, woher die A r beit als solche historisch kommt, wir nehmen gerade den ersten Pipo durch, der eine Arbeit ausgeführt hat. Natürlich tat er das noch unbewußt. Wir wollen aber den bewußten Pipo, der weiß, wa r um und auch für wen er beispielsweise einen Teppich reinigt.
Warum? fragte Radarro wütend. Weil dieser Teppich von Staub bedeckt ist. Für wen? Für mich, so wie Sie mich hier sehen.
Soweit sind wir auch schon gekommen, das genügt nicht. Der Pipo weiß zwar, warum und für wen er reinigt. Aber er sollte fragen, warum für Herrn Radarro, warum nicht für mich?
Bekanntlich hat kein Pipo einen Teppich.
Er könnte aber einen haben.
Wozu?
Es muß nicht gerade ein Teppich sein, ich meine nur, wir müßten den P i pos die Möglichkeit der Selbstverwirklichung verschaffen. Was sind sie jetzt? Ein Nichts.
Die schwarze Brille kam unerbittlich auf Radarro zu, er sah sich in ihr als ein Ungeheuer, das an die Brillenglasränder stieß. Es hatte ein gierig au f gerissenes Maul und an den Händen Klauen, sein Bauch war prall, und eine Uhrkette aus Gold hing darüber. Radarro befühlte unwillkürlich seinen Bauch, der war nicht prall, an dem hing keine Kette. Auch seine Fingern ä gel befühlte er, sie waren peinlich kurz gefeilt. Im Brillenspiegel sah er einen schwarzen, halbkugeligen Hut mit Krempe auf seinem Kopf, obwohl er wirklich nur Glatze trug. Die Brille zeigte ihm das Bild des sogenannten Ausbeuters, das er als kleiner Junge in der Schule durchgenommen hatte, er hatte mit dem Stab die grausigen Details jener archaischen Erscheinung zeigen dürfen. Dies Ungeheuer soll ich sein? Er sagte rasch, ich bin für Selbstverwirklichung, ich werde Lohn zahlen, wenn ihr es wünscht, ich möchte aber bitten, daß ihr dann auch mein Haus in Ordnung haltet.
Sie sehen ein, Radarro, daß wir den Dingen zunächst theoretisch auf den Grund gehen müssen. Würde Ihnen ein sauberer Teppich denn noch Freude machen, wenn Sie sich sagen müßten, er ist gedankenlos und ohne tief e ren Sinn von unwissenden Pipos gesäubert worden?
Macht euch Gedanken, meinetwegen, tut aber auch mal was.
Das werden wir, das wird schon alles seinen Gang gehen.
Tatsächlich schien am anderen Tag der Reinigungsautomat zu arbeiten, auch schien die Stäubschicht auf dem Teppich dünner, der feine Duft nach alter Wäsche sich zu verflüchtigen, doch bald fiel alles in den alten Z u stand.
Radarro wollte mit seiner Frau darüber reden, er fand sie nicht in ihrem Zimmer. Das Haus schien leer von jedem Lebewesen, das Dach aber war dunkel von Pipos, die Zirkel hielten. Radarro meinte, es säßen oben zwei Arapis. Als er genau hinsah, erkannte er neben Arapi seine Frau. Er meinte, die Pipos hätten sie verschleppt, mutmaßte Geiselnahme, schrie, Arapi solle seine Frau freilassen.
Die Frau winkte ihm zu. Alles in Ordnung, Adam.
Komm runter, schrie er.
Arapi war so freundlich, sie herabzufliegen.
Leider hab ’ ich noch keine Flügel, sagte Frau Radarro.
Du wirst auch keine kriegen,
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