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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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bißchen.
    Merkwürdigerweise ergaben sich auch hier die beiden Fragen, die ich den Kapitänen in Quallnik stellte. Ich kam da nicht mehr runter, das ist ein Alterszeichen. Zuerst kommt man aus einer Körperhaltung nicht mehr heraus, fühlt sich stocksteif, muß aus dem Stuhl gehoben werden, und dann verharrt der Geist in einem Mechanismus. Aber war es nicht eher der Wunsch, mit einem Außenstehenden die Fragen zu erörtern, zu hören, was er meinte, auf ihn ein bißchen abzulassen, was mich bedrückte, und, unb e stimmt natürlich und verhüllt, conviva ludibundus ins Gespräch zu bringen, von dem, wie es jetzt aussah, vermutlich nie jemand etwas erfahren wü r de?
    War dieser Wunsch nicht ganz natürlich?
    Ich fragte, sind Sie vielleicht ein Technikfeind? Gehören Sie vielleicht zu denen, die alles Technische verschrotten wollen, die zur Natur zurück möchten? Da will ich Ihnen sagen, zur Natur geht es nicht zurück. Und was ist überhaupt Natur? Der Stock, den sich die Bienen bauen, wird als Natur bezeichnet, und was der Mensch baut und ausdenkt, als unnatürlich. Das ist doch Unsinn. Das Vogelnest, das Spinnennetz, ist das nicht Technik?
    Wer sagt denn, daß ich zur Natur zurück will, und was ist überhaupt z u rück und was ist vorwärts? Und was ist oben und was ist unten, das sind doch alles Hilfsbezeichnungen, damit wir uns not dürftig orientieren können oder doch ungefähre Zeichen geben, wie wir gerade manövrieren wollen, backbord und steuerbord und mittschiffs.
    Der saure Algenwein belebte mich, der Seewind, miefig zwar, doch abg e kühlt, umwehte meine Nase. Ich hatte zum Schlafen keine Lust mehr, die Diskutierlust griff nach mir.
    Wenn Sie zurück und vorwärts auch nur als Eselsbrücken für unsere menschliche Ortsunkenntnis und unseren schwachen Ortssinn gelten la s sen, werden Sie doch nicht leugnen, daß sich der Mensch in dauernder Veränderung befindet, wie auch die Umwelt.
    In dauernder Veränderung, mein lieber Herr Professor, das heißt, er bleibt im Grunde, was er war, zum Glück, und wenn mir heute einer sagt, der Mensch tendiert zum bio-elektronischen Lebewesen, als ob dieses die neueste Entdeckung wäre, kann ich nur lachen. Der Mensch war immer bio, verbunden mit etwas Mechanisch-Technischem. Möglich, daß es ihm eines Tages einmal anwächst. Daß er zum Beispiel aus seinem Auto oder sonst i gem Mobil nicht mehr heraus kann, daß er es mitschleppt, wie Schnecken ihre Häuser und Muscheln ihre Schalen. Na, und was ändert das an dem Prinzip?
    An welchem? fragte ich benommen.
    An dem, was unser lieber Mensch, seitdem er sich als solcher etabliert hat, unentwegt verfolgt, das Leben immer teurer, umständlicher und schwerfälliger zu machen.
    Nun, in den Höhlen konnte er nicht ewig bleiben.
    Das hab ich nicht verlangt. Ich wollte andeuten, daß der mechanische, technische, elektronische Teil des Menschen immer größer und aufwendiger wird und daß vielleicht schon eine gewisse Schlagseite besteht. Ein Teil, das nicht verkümmern soll, muß dauernd in Benutzung sein, heißt es. Vie l leicht wird darum die Technik so viel betätigt, und es wird hingenommen, wenn dabei Mißgebilde der technisch-wissenschaftlichen Phantasie entst e hen, ich nenne bloß die berühmten Mißgebilde, die vor Kai siebzehn verankert sind.
    Ich hatte noch niemals etwas von Kai 17 gehört.
    Ihn wunderte es nicht. Da müssen Sie durch sieben Kontrollen, und e i desstattlich müssen Sie vorher erklären, daß sie nicht zeichnen, nicht fi l men, nicht notieren wollen.
    Dann sehen Sie vielleicht die fünfhundert Meter hohe Walze, die Meere s fabrik, an deren Spitze, wie es hieß, die Brut, in deren Unterteil die ausg e wachsenen Fische gehalten werden sollten, um auf der Plattform gefrostet oder in verschiedenen Soßen eingeblecht zu werden. Dieses Gebilde sollte den Fischfang überflüssig machen. Nur blieb die Frage offen, wie man das Meerwasser fünfhundert Meter hochbekommen sollte. Man schaffte es mit Müh und Not, aber der Energieverbrauch war unrentabel.
    Dann gibt es da auch die schwimmende Hotelnadel, auf deren Spitze sich die Gäste Sonnenbrände dritten Grades holten und in den unteren Gela s sen Rheuma, und die so schwankte, daß sich die Mägen der oberen Insa s sen ständig zu früh und auf dem falschen Weg entleerten.
    Dann ist da das Meereskino f estgemacht, die Hundert-Quadrat meter-Silberwand, die, wie Sie sich vielleicht erinnern, Vorjahren über alle Ozeane zog, an der die Schiffe aber

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