Programmierung ausgeschlossen
ich wissen.
»Er ergeht sich in dunklen Aussprüchen«, antwortete Utan sarkastisch. »Ziemlich seltsam bei einem Computer, nicht wahr? Computer sind moralisch verpflichtet, sich kurz und sachlich zu äußern. Aber dieser hier …«
»Wenn ich eine Vorlesung über die Verhaltensweise von Ro botgehirnen haben will, bitte ich darum«, unterbrach ich den Kleinen. »Jetzt interessiert mich mehr, was NEWTON gesagt hat!«
»Jawohl, Herr Generalmajor!« schnappte Utan. »Er sprach von Dingen wie ›Gefahr der Entdeckung‹, ›ununterbrochene Aufrißströme‹ und ähnlichem. Ich verstehe kein Wort davon.«
»Es ist gut, ich komme!« sendete ich. »Auf dem schnellsten Weg.«
»Ende«, sagte Utan.
Reling starrte mich entgeistert an. Er hatte mich wenigstens ein dutzendmal im Zustand telepathischer Aktivität gesehen, aber der starre Ausdruck, den mein Gesicht dabei annahm, erschreckte ihn noch immer.
»Ich hoffe … es war nichts Ernstes«, stieß er hervor.
»Doch, Sir, etwas sehr Ernstes«, antwortete ich. »NEWTON hat etwas auf dem Herzen!«
»Was …?« bellte Reling.
»Er spricht von der Gefahr der Entdeckung. Außerdem verlangt er mich zu sehen.«
Der Alte packte mich bei den Schultern. Ich hatte ihn selten so erregt gesehen. Er funkelte mich an und schnaubte:
»Sie müssen hin! Sofort! Verstehen Sie? Sie dürfen keine Sekunde verlieren!«
Ich erwiderte seinen Blick mit gespielter Ruhe; denn in meinem Gehirnkasten sah es in diesem Augenblick wahrscheinlich nicht weniger turbulent aus als in Relings Kopf.
»Das war mir klar, Sir«, antwortete ich möglichst gelassen.
Für sogenannte Emergency Transfers – Flüge zwischen Mars und Erde also, bei denen es auf größte Eile ankam – hatten wir seit einiger Zeit den kleinen Marskreuzer 1418 herangezogen. Die 1418 war das erste marsianische Fahrzeug, das wir in Betrieb hatten nehmen können. Der Kreuzer hatte eine geringe Besatzung – weil man im Katastrophenfall so wenig Leute wie möglich verlieren wollte – zu der auch Kiny Edwards gehörte. Der Kommandant war Captain Lobral. Im Laufe der Wochen und Monate war er zu einer Art Experten in der Handhabung kleiner Marskreuzer geworden. Die 1418 war so gut wie dauernd unterwegs. Sie war unser Schulungsschiff, durch dessen ständigen Gebrauch wir eines schönen Tages die Geheimnisse der marsianischen Raumschiffahrt zu entschleiern hofften.
Denn das war unser wirkliches, unser allergrößtes Problem: wir hatten das Erbe der alten Marsianer angetreten. Die nahezu unversehrten Überreste ihrer weit entwickelten Technologie standen uns zur Verfügung, ganze Raumschiffflotten, unterirdische Städte, Ortungsanlagen, phantastische Kraftwerke. Aber wir konnten nichts damit anfangen. Wir wußten nicht, welche Knöpfe gedrückt, welche Hebel gezogen werden mußten. Wenn einer von uns an einem marsianischen Gerät eine Schaltung vornahm, tat er es mit eingezogenem Nacken und gespannten Bauchmuskeln, weil er nicht wußte, ob ihm das Ding nicht in der nächsten Sekunde um die Ohren fliegen würde. Durch wahlloses Probieren war es uns gelungen, die 1418 zu starten. Ebenso wie einen Start hätten wir jedoch auch eine Explosion des Raumschiffs erleben können. Daß die Sache gut ausgegangen war, war Zufall … oder Glück, nichts anderes.
Um uns weiter zu verunsichern, gab es da noch zwei verschiedene Meinungen unter unseren eigenen Theoretikern. Die einen meinten, das wahllose Drücken der Knöpfe sei keinesfalls gefährlich, weil die fortgeschrittene Technologie der alten Marsianer ohne Zweifel idiotensicher konstruiert war, also so, daß ihnen selbst die falscheste Schaltung
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