Programmierung ausgeschlossen
weit überlegenen Technologie, von der wir so gut wie nichts verstanden. Wir, auf die vor nicht langer Zeit ein fremdes, ebenfalls weit überlegenes Sternenvolk aufmerksam geworden war, von dem wir annehmen mußten, daß es sich in diesen Tagen und Stunden dazu rüstete, die arme Erde anzugreifen und die Menschheit seinem Sternenreich einzuverleiben.
Sobald Tancanoc unsere Lage verstand, wurde er unser Freund. Auf seine eigene Art empfand er sogar so etwas wie Achtung vor der Tollkühnheit, mit der die Menschheit va banque spielte und alle ihre Hoffnung daraufsetzte, die gefährlichen Fremden durch einen Bluff von ihren Invasionsgelüsten abzubringen. Tancanoc hätte nichts lieber getan, als uns zu helfen. Aber ihm waren die Hände gebunden. Sein Volk war von den Marsianern als Verwalter einer Nachschubwelt eingesetzt worden. Die Yedocekoner verstanden viel von der Güter aller Art fabrizierenden Maschinerie des Nachschubplaneten. Aber sonst wußten sie nichts. Zum Beispiel nicht, wie man ein marsianisches Raumschiff lenkt oder ein Bordgeschütz abfeuert. Die Marsianer hatten sie zu Spezialisten auf einem eng begrenzten Wissensgebiet gemacht. Mit Absicht wohl, denn wem man überlegene Waffen in die Hand drückt, von dem muß man annehmen, daß er sie eines Tages auch in Gebrauch nehmen wird – womöglich gegen einen selbst.
Auch über die Lage seiner Heimatwelt relativ zu unserem Sonnensystem war Tancanoc sich nicht im klaren. Er kannte weder die Entfernung, noch die Richtung. Nicht, daß dieses Wissen uns viel genützt hätte. Um den verderblichen Strom von Nachschubgütern abzustellen, mußten wir das kommandierende Robotgehirn auf der Nachschubwelt entweder umprogrammieren oder vernichten. Aufgrund unserer bisherigen Eindrücke vom Umfang des alten marsianischen Sternenreiches mußten wir jedoch damit rechnen, daß der Nachschubplanet Dutzende, wenn nicht gar Hunderte von Lichtjahren entfernt war. Und noch besaßen wir kein Raumfahrzeug, das diese gewaltige Distanz hätte überbrüc ken können. Oder besser gesagt: wir besaßen solche Fahrzeuge, nämlich den alten Raumschiffpark der Marsianer, aber wir waren unfähig, sie zu steuern.
Das also war Tancanoc, der Yedocekoner: seit kurzem unser Freund und voller Verständnis für die Lage der von den Orghs bedrohten Menschheit, aber unfähig, ihr zu helfen.
»Konnat, ich erwarte von Ihnen, daß Sie in aller Kürze mit einem Vorschlag zur Lösung dieses Problems aufkreuzen!«
Relings harte, stählerne Stimme riß mich aus der Nachdenklichkeit. Ich mußte das Gehörte erst noch einmal überdenken, bevor es mir ins Bewußtsein sank. Die Zumutung war unverschämt und ihres Erfinders durchaus würdig. Also sollte ich den Schwarzen Peter zugeschoben bekommen! Von all den Milliarden Erdmenschen ausgerechnet ich!
Ich setzte ein bissiges Grinsen auf und blickte den Alten voll an.
»Sie können Ihren Untergebenen – und dazu gehöre auch ich, Sir – nahezu jeden Befehl erteilen und erwarten, daß er schleunigst ausgeführt wird. Aber ein Genie zu sein, das können Sie niemand befehlen!«
»Davon war auch nicht die Rede«, knurrte er gereizt. »Sprechen Sie mit Ihrem Freund, diesem NEWTON. Er muß Ihnen helfen!«
Wie oft hatte ich schon bereut, General Reling gegenüber einmal geäußert zu haben, daß ich mich in der Gegenwart des marsianischen Robotgehirns NEWTON fast so wohl fühlte wie in der Nähe eines Freundes. Seitdem war das Gehirn für Reling nur noch »Ihr Freund NEWTON«. Von dieser Freundschaft, die es in Wirklichkeit natürlich gar nicht gab, versprach der General sich Wunderdinge. Auf meine Einwände hörte
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