Programmierung ausgeschlossen
nichts anzuhaben vermochte. Die andern aber waren der Ansicht, die Marsianer, die in den letzten Jahrhunderten ihrer Existenz als Volk in ständiger Furcht vor den Denebern gelebt hatten, könnten recht wohl den Sachverstand, mit dem ein Unbekannter ihre Maschinen bediente, als Kennzeichen dafür benützt haben, ob es sich um Freund oder Feind handelte. Mit anderen Worten: die Maschinen waren darauf programmiert zu erkennen, ob sich einer mit ihnen zu schaffen machte, der die marsianische Technik verstand – also ein Freund! – oder jemand, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte und demgemäß ein Feind sein mußte. Falsche Schaltungen führten also zur Einstufung dessen, der sie durchführte, als Feind. Die Reaktion der Maschinerie war unvorhersehbar, aber auf jeden Fall verderblich.
Bislang hatte die erste Meinung mehr Punkte für sich verbuchen können als die zweite. Wir hatten, weiß der Himmel, alle möglichen und unmöglichen Knöpfe gedrückt und waren schlimmstenfalls mit einem blauen Auge davongekommen. Auf der Erde, in den Stabs- und Hauptquartieren der Geheimen Wis senschaftlichen Abwehr und der Internationalen Abwehrkoalition – also dort, wo man weit von der Front entfernt war und noch Mu ße hatte, sich über derartige Dinge lustig zu machen – nannte man uns auf dem Mars »die Knopfdruckhausierer«. Wir trugen den Spott mit Gelassenheit; aber jedesmal, bevor wir auf einen zuvor noch nicht betätigten Knopf drückten, lief uns ein Schauder der Furcht über den Rücken.
Selbst die kleine 1418, mit der Lobral seit Monaten experimentierte, war uns im großen und ganzen noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Wir konnten sie fliegen, wir konnten sie landen und starten, wir konnten sogar einige ihrer Geschütze bedienen. Aber ganz sicher waren wir unserer Sache noch lange nicht. So war zum Beispiel vor kurzem entschieden worden, daß der Marskreuzer auch bei dringenden Anlässen nicht mehr auf der Erde landen dürfe. Das Risiko war zu groß. Die Erde war ein dichtbevölkerter Planet. Wenn die 1418 bei einer Landung oder einem Start infolge einer falschen Schaltung explodierte, fanden Tausende, vielleicht sogar Zehn- oder Hunderttausende von Menschen den Tod.
Tancanoc und ich flogen mit einer der von uns entwickelten Raumfähren bis zum gegenwärtigen Standort des Marskreuzers und stiegen dort um. Lobral war auf unsere Ankunft vorbereitet. Er nahm sofort Fahrt auf. Wenige Stunden später landeten wir auf dem Mars.
2.
Der Raumhafen Topthar war eine weite, blauglänzende Metallfläche von mehr als zehntausend Quadratkilometern Flächeninhalt. Gebäude waren nirgendwo zu sehen. Die Anlagen, deren ein Raumhafen bedarf, waren unterirdisch angebracht. Im Verteidigungsfall konnten Geschützkuppeln ausgefahren werden. Im Normalzustand jedoch bot der Raumhafen dem Landenden den Anblick einer rechteckigen Metallscheibe, die scheinbar wahllos in die rote marsianische Wüste plaziert worden war.
Auf dieser Fläche erhoben sich die Giganten der alten marsianischen Raumflotte, die wir aus ihren untermarsianischen Hangars durch riesige Antigravschächte an die Oberfläche bugsiert hatten – eine unserer Großtaten im Zusammenhang mit der Bewältigung der marsianischen Technologie! Hier standen sie aufgereiht: die schweren Kreuzer der Kashat-Klasse, kugelförmig, mit einem Durchmesser von 250 Metern, die Schlachtschiffe der Marshu-Klasse, 400 Meter durchmessend, und schließlich die Riesenleiber der Superschlachtschiffe der Porcupa-Klasse mit einem Durchmesser von 900 Metern.
Man konnte sich nur darüber wundern, wie leicht uns diese
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