Programmierung ausgeschlossen
er nicht, wollte er nicht hören.
»Ich habe Ihnen oft dargelegt, Sir«, begann ich mit demselben Sermon, den ich wenigstens schon zweidutzendmal abgezogen hatte, »daß NEWTON mich zwar als Erben seiner Erbauer anerkennt, in gewissen Dingen jedoch …«
»… starke Zurückhaltung übt«, fuhr mir Reling ungeduldig in die Parade. »Natürlich, ich habe es gehört. Meinen Sie, ich litte an Gedächtnisschwund? Wie oft wollen Sie die Geschichte noch wiederholen? Veranlassen Sie das Gehirn dazu, seine Zurückhaltung aufzugeben, verdammtnochmal! Entlocken Sie ihm alle seine Geheimnisse … wie man marsianische Schlachtschiffe fliegt, Geschütze abfeuert, den sinnlosen Nachschub stoppt – und solche Dinge.«
»Und wie soll ich das tun?« fragte ich scharf, denn der Alte fing an, mir auf die Nerven zu gehen.
»Das muß ich Ihnen überlassen«, brummte Reling. »Ich kenne mich mit marsianischen Computern nicht aus.«
»Also läuft Ihr Befehl doch darauf hinaus«, antwortete ich trocken, »daß ich ab sofort ein Genie zu sein habe. Ich …«
Plötzlich wurde ich unterbrochen – weder von Reling noch von Tancanoc, sondern von einem Einfluß, der aus weiter Ferne kam. Jemand sprach mein Bewußtsein an. Ich hörte Reling noch sagen:
»Was ist los mit Ihnen? Ist Ihnen nicht gut? Ihre Augen …«
Dann trat die unmittelbare Umgebung für mich einstweilen in den Hintergrund. Statt Relings Worte empfing ich den Gedankenstrom von MA-23, Hannibal Othello Xerxes Utan, Major der Geheimen Wissenschaftlichen Abwehr, Telepath und auch sonst eines der unglaublichsten Geschöpfe, die dem Schoß der Menschheit jemals entsprungen waren.
»Hallo, Großer!« empfing ich. »Tut mir leid, dich auf deiner wichtigen Besichtigungstour stören zu müssen, aber NEWTON wird allmählich unruhig.«
Die Telepathiesendung kam über unser altbewährtes Relais, Kiny Edwards, eine natürliche Telepathin, die sich an Bord des Marskreuzers 1418 befand, der halbwegs zwischen Mars und Erde schwebte. Utans und meine telepathische Sendeleistung reichten nicht aus, um die gewaltige Entfernung zwischen den beiden Planeten zu überbrücken. Die jetzt siebzehnjährige Kiny hatte uns schon bei der Vorbereitung zur Abwehr des letzten Vorstoßes der Orgh als Relais gedient, wenn einer von uns sich auf dem Mars, der andere auf der Erde befand. Am Anfang hatte sie einfach die Sendung des einen empfangen und sie möglichst wortgetreu an den anderen weitergeleitet. Sie war also nicht eigentlich ein Relais, sondern eine Zwischenstation gewesen.
Vor kurzem jedoch war es uns gelungen, Kiny Edwards’ Fähigkeiten auf andere Weise zum Einsatz zu bringen. Wenn sie sich auf die einlaufende Botschaft genügend intensiv konzentrier te, gelang es ihr, die telepathischen Impulse so zu verstärken, daß sie auf diese Weise die Entfernung Erde-Mars mühelos zu überbrüc ken vermochten. Kiny versank dann vorübergehend in einen Zustand tiefer Trance, aber die Sache hatte den Vorteil, daß sie nun den Inhalt der empfangenen Meldung nicht mehr von sich aus weiterleiten mußte. Statt dessen bekam der Empfänger den Sender selbst zu hören, wie ich in diesem Augenblick Major Utans Gedanken empfing, verstärkt durch das telepathische Relais Kiny Edwards.
»Was bedrückt NEWTON?« erkundigte ich mich.
»Das will er mir nicht sagen«, antwortete Utan. »Er verlangt, dich zu sprechen.«
Die telepathische Nachrichtenübermittlung funktionierte nahezu zeitverlustfrei. Radioimpulse hätten bei der gegenwärtigen Konstellation über fünf Minuten gebraucht, um den Mars zu erreichen.
»Keinerlei Andeutung, was ihn beunruhigt?« wollte
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