Projekt Babylon
wissenschaftlicher Analyse.«
»Sie haben bestimmt Recht«, erwiderte Didier Fauvel und verschanzte sich wieder hinter seinem Schreibtisch. »Es freut mich, dass Sie so schnell und gewissenhaft ans Werk gehen. Ich würde mich freuen, wenn Sie mich regelmäßig über den Fortgang der Untersuchungen auf dem Laufenden hielten. Wie Sie sich denken können, liegt mir außerordentlich viel am Wohl der Stadt und seiner Bürger und Besucher.«
»Professor Lavell und ich werden Sie selbstverständlich informieren. Bestimmt werden wir Sie auch das eine oder andere Mal um Rat ersuchen, wenn wir Fragen zur Umgebung haben oder an anderer Stelle nicht weiterkommen. Ich hoffe, wir belästigen Sie nicht zu sehr.«
»Aber keineswegs. Ich habe einige Termine abgesagt, um Zeit für die Beobachtung der Untersuchungen zu haben. Das Tollwut-Problem hat für mich höchste Priorität. Wenn Sie also irgendetwas benötigen, scheuen Sie sich nicht, jederzeit vorbeizukommen.« Er machte eine großmütige Geste. »Jederzeit. Meine Sekretärin hat Anweisung, Sie vorzulassen. Das Gleiche gilt im Übrigen für Ihre Ranger. Meine Polizei unterstützt sie gerne.«
»Vielen Dank. Im Augenblick werden wir uns ein Bild von der Lage machen und gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt auf Ihre großzügige Unterstützung zurückkommen.«
In Peters Augen hatte Patrick etwas zu dick aufgetragen. Es wunderte ihn zwar, dass der Franzose überhaupt eine so formelle Unterhaltung führen konnte, aber vielleicht hätte er den Mann nicht derart beweihräuchern müssen. Dem Bürgermeister schienen die Worte jedoch gut zu gefallen. Er lächelte feinsinnig, so gut es seine Gesichtszüge zuließen, was ihm allerdings einen unfreiwillig durchtriebenen Ausdruck verlieh. Dann stand er wieder auf und reichte seine speckige Hand.
»Ich freue mich auf eine wunderbare Zusammenarbeit. Ich werde Sie nicht länger aufhalten und wünsche Ihnen viel Erfolg.« Diese abrupte Beendigung des Gesprächs kam den anderen nicht ungelegen. Es gab nichts, was sie dem Mann noch zu sagen hatten, der Höflichkeit war Genüge getan. Er begleitete sie ein Stück weit durch sein Büro und blieb neben dem Beistelltisch stehen. »Ich erwarte dann Ihren ersten Bericht nächste Woche.«
»Sie können sich auf uns verlassen«, gab Patrick zurück und sah gerade noch Didier Fauvels Hand zum Tischchen wandern, als sich hinter ihnen die Bürotür schloss.
»Sie sind ihm ja ganz schön um den Bart gegangen«, sagte Peter, als sie wieder im Wagen saßen.
»Sie meinen, ich habe ihn eingeseift?« Patrick lachte und zündete sich eine Zigarette an.
»Was halten Sie von ihm?«
»Ich kenne Typen wie ihn zuhauf. Man sollte sie nicht unterschätzen. Aber no risk, no fun , sagt man das nicht so auf Englisch?«
»So in etwa. Marc, wo geht es jetzt hin?«
Sie stiegen wieder in den Wagen und fuhren los. Auf einer Nebenstraße brachte Marc sie aus dem Ort hinaus.
»Ich fahre Sie jetzt zur Stätte. Dort führe ich Sie kurz herum und liefere Sie danach im Hotel ab.«
»Zur Stätte ?« Patrick machte sich mit einer übertrieben ehrfürchtigen Grimasse über den Fahrer lustig. »Müssen wir dort noch einen Initiationsritus über uns ergehen lassen, bevor wir den heiligen Boden betreten?«
»Lassen Sie doch den Mann«, beschwichtigte Peter, aber der Fahrer hatte es entweder nicht verstanden oder war für diese Art von Humor unempfänglich. Er blieb stumm und fuhr sie in eine immer abgelegener wirkende Gegend. Sie waren seit dem Ortsausgang an keinem Gebäude oder Gehöft mehr vorbeigekommen, und schon bald umgab sie ein dichter Wald. Die Straße wurde zunehmend schlechter, eine Randbefestigung gab es schon lange nicht mehr, Schlaglöcher häuften sich. Schließlich versperrte ein zwei Meter hohes Metallgatter die Straße. Links und rechts davon führte ein ebenso hoher und stabil aussehender Zaun in den Wald. Die Absperrung war offensichtlich erst kürzlich errichtet worden und wirkte seltsam fremd in dieser Abgeschiedenheit. Diesen Eindruck verstärkte auch ein Stahlcontainer jenseits des Zauns, in den Fenster und eine Tür eingebaut waren. Aus ihm trat ein Mann in weiß-grüner Uniform, der das Gatter öffnete, um den Landrover hindurchzulassen. Die Straße endete nun vollends und mündete in einen mit Kieseln bestreuten Waldweg, der einige schlammige Stellen aufwies. Als Marc ohne Kommentar weiterfuhr, beobachtete Peter, wie der Uniformierte das Gatter hinter ihnen schloss und sich in sein
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