Projekt Babylon
schüttelte, auf seine Begleiter deutete und in derselben unverständlichen Weise antwortete. Sie wurden eingelassen und gingen durch einige mit Kerzen beleuchtete Flure in einen größeren leeren Raum, wo schon andere Vermummte standen. Sie unterschieden sich wenig voneinander, bis auf die Tatsache, dass die Schürzen zum Teil mit Stickereien versehen, andere hingegen schlicht waren.
»Was war das für eine Sprache?«, flüsterte Patrick seinem Kollegen ins Ohr.
»Ich würde vermuten, dass es Hebräisch war«, zischte Peter zurück.
»Hebräisch?!? Sind die nicht ganz dicht?«
»Ich erkläre es Ihnen später, Patrick.«
Sie mussten nicht lange warten. Peter hatte die Anwesenden, die sich zum Teil halblaut auf Französisch unterhielten, gezählt und war zu dem Schluss gekommen, dass ihre Anzahl in etwa der der parkenden Autos entsprach, als eine Bewegung durch die Wartenden ging. Am Ende des Raums schwangen die Flügel einer schweren Holztür unter leisem Knarren auf, und es wurde deutlich, dass nun der Eintritt in die eigentlichen Logenräume und die Begrüßungszeremonie kurz bevorstanden.
Nacheinander und mit würdevollem Schritt traten sie in einen fremdartigen, sehr hohen, steinernen Raum, den man fast als Halle bezeichnen konnte. Zwei mächtige Säulen säumten den Eingang und bildeten gleichsam ein Portal. Die Säule zu ihrer Linken schien aus weißem Marmor gefertigt und war bis in etwa drei Meter Höhe mit Bronze beschlagen, die mit hebräischen Schriftzeichen bedeckt war. Die rechte Säule bestand aus einem schwarzen Gestein und war spiegelbildlich zur anderen Säule mit Messing verziert. Sie war mit Hieroglyphen und einer ibisköpfigen Gottheit bemalt. Den steinernen Boden bedeckte ein großflächiges, zweifarbiges Mosaik. Es schien eine Art Emblem zu sein. Eine im Kreis angebrachte hebräische Inschrift umgab die Darstellung eines Zirkels, eines Winkelmaßes und eines Steinquaders mit darauf liegender Maurerkelle. Die Logenmitglieder stellten sich im Halbkreis am Rande des Mosaiks auf, während Sebastian seinen Begleitern bedeutete, hinter ihm in einer zweiten Reihe zu bleiben und sich ruhig zu verhalten. Nun hoben die Mitglieder zu einem tiefen, eintönigen Summen an, das nach einer Weile zu größerer Lautstärke anschwoll und schließlich abrupt abbrach. Stille legte sich über die Anwesenden, und kurz darauf war das leise Geräusch einer sich öffnenden Tür zu hören. Am jenseitigen, im Dunklen liegenden Ende der Halle trat ein Vermummter mit einer Altarkerze durch eine unauffällige Tür in den Raum. Wie die anderen trug er Kapuze und Schürze, zudem zierte ihn eine Kette mit einer metallisch glänzenden Brustplatte, in der sich die Flamme spiegelte.
Sebastian beugte sich ein wenig nach hinten und gab Peter und Patrick zu verstehen, dass es sich hierbei um eine wichtige Person handle, ganz offenbar den Großmeister.
Der Mann trat auf ein Stehpult zu und entzündete dort einen siebenarmigen Leuchter. Nun wurde sichtbar, dass hinter dem Stehpult ein freistehender, steinerner Bogen stand. Im Schlussstein des Bogens prangte ein goldener Davidstern.
Der Großmeister hob seine Arme, woraufhin die anderen erneut zu ihrem Summton ansetzten. Als er abgeklungen war, traten zwei weitere Vermummte durch die Tür in die Halle. In ihrer Mitte führten sie eine dritte Person mit sich. Diese war jedoch völlig anders gekleidet und wirkte wie ein Gefangener. Ein einfaches helles Leinenhemd und eine ebenso einfache Hose bedeckten seinen ansonsten anscheinend nackten Körper. Die bloßen Füße steckten in primitiven Schlappen, seine Augen waren mit einem schwarzen Tuch verbunden, um den Hals hing ihm ein kurzes Seil mit Henkersknoten. In völliger Stille führten die beiden den Mann in die Mitte des Mosaikkreises, drehten ihn dort einige Male und verharrten schließlich, als er dem Großmeister wieder direkt gegenüberstand. Nun löste sich jemand aus dem Halbkreis der Anwesenden und ging zum Pult. Der Großmeister trat daraufhin beiseite und verließ die Halle durch die noch offen stehende Tür.
Sebastian fasste Peter an der Schulter und machte ein Zeichen mit der Hand. Er deutete auf die kleine Tür, damit sie dem Großmeister folgten, und hielt dann den Finger an die Lippen. Schweigend verließen sie die Versammlung und betraten schließlich einen schmalen Gang.
»Was haben die mit dem Typen vor?«, drängte Patrick.
»Das ist nur ein Initiationsritus«, antwortete Peter gedämpft.
»Na, hoffentlich
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