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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Kerzenschein die Hände reichen.«
    »Ihr profundes Halbwissen entzückt mich. Ich gebe zu, dass viele ihrer Symboliken, Riten und Traditionen religiös wirken. Tatsächlich hat das alles einen äußerst interessanten kulturhistorischen Ursprung, und zwar im 18. Jahrhundert.«
    »Na gut, wenn Sie es sagen, Herr Professor. Solange Sie mir nicht mit New Age oder anderem Okkultismus anfangen!«
    Peter seufzte. »Das eine hat zwar nichts mit dem anderen zu tun, aber ich weiß, was Sie meinen. Nein, keine Sorge. Okkultismus ist mit ziemlicher Sicherheit das Letzte, wofür ich empfänglich bin.«

    Sebastian Hoquet holte sie um 23 Uhr am Hotel ab. Sie stiegen in seinen Wagen und fuhren über den Autobahnring hinaus in die Vororte von Paris.
    »Es war nicht einfach, ein Treffen zu organisieren«, erklärte er. »Heute Abend ist eigentlich eine reguläre Zusammenkunft im Tempel. Aber der Großmeister ist zugegen. Leider ist es nicht möglich, einfach draußen zu warten. Wir werden also gemeinsam der Begrüßungszeremonie beiwohnen und uns dann mit ihm zusammen zurückziehen.«
    »Wenn wir dort komische Sachen singen oder essen müssen«, warf Patrick ein, »dann wüsste ich das gerne vorher, um mich rechtzeitig auszuklinken.«
    »Sie brauchen keine Bedenken zu haben, Monsieur.« Sebastian wies auf eine Schachtel auf dem Rücksitz. »Da drin finden Sie schwarze Kapuzen und Schürzen. Die werden wir alle tragen. Sie folgen mir und tun das, was ich mache oder was ich Ihnen sage. Ansonsten schweigen Sie einfach.«
    »Schwarze Kapuzen und Schürzen! Ich habe es geahnt. Haben Sie das schon mal gemacht, Peter?«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Ah. Sehr beruhigend...« Patrick klang nicht überzeugt. Er packte die Schürzen aus und begutachtete sie. Sie waren aus sehr dünnem weißem Lammleder gefertigt und wurden offenbar um die Hüfte gebunden, um den Schoß zu bedecken. Er schüttelte den Kopf.
    Sie kamen in ein ruhiges Viertel. Hinter den Bäumen der Allee und den alten Mauern verbargen sich noble Villen. Sebastian hielt vor einem großen schmiedeeisernen Tor, direkt neben einem kleinen Pfosten mit Lautsprecher. Er ließ das Fenster herunter und sprach einige unverständliche Worte in die Anlage. Kurz darauf glitt das Tor beiseite, und der Wagen fuhr hinein. Die Auffahrt war breit, mit Kopfsteinpflaster ausgelegt und unbeleuchtet. Das gesamte Grundstück lag im Dunklen und wurde nur von den Autoscheinwerfern bruchstückhaft erhellt. Kurz hinter dem Tor lenkte Sebastian den Wagen in eine Art Parkbucht. Er zog zwei schwarze Tücher aus dem Handschuhfach, stieg aus und verhängte die Nummernschilder. Dann fuhren sie weiter. Die gewundene und mit hohen Rhododendronbüschen gesäumte Zufahrt führte sie hinter einer Biegung auf eine weite Fläche, die von einer imposanten Villa überragt wurde. Auf dem Platz davor parkten bereits rund zwei Dutzend Autos, alle mit verhüllten Nummernschildern.
    »Ist das hier ein Treffen der Anonymen Alkoholiker?«, fragte Patrick.
    Mit einem merklich verärgerten Gesichtsausdruck drehte sich Sebastian zu ihm um.
    »Ich hoffe, Sie können Ihre Zunge ab sofort im Zaum halten, Monsieur. Die Treffen der Loge sind immer anonym. Kein Mitglied kennt die Identität der anderen. Auf diese Weise legen wir unsere Befangenheiten und Eitelkeiten ab und konzentrieren uns auf unsere Worte und Taten.«
    »Ah! Oh!«
    »Ich muss Sie jetzt bitten, die Kapuzen aufzusetzen und sich eine Schürze umzubinden.«
    »Wenn alle anonym sind, woher kennen Sie den Namen Ihres Großgurus?« Patrick machte nicht den Eindruck, als wolle er sich das Wort verbieten lassen, aber Sebastian hatte offensichtlich entschieden, nicht weiter auf ihn einzugehen.
    »Wir benutzen selbstverständlich nicht unsere wahren Namen«, antwortete er.
    »Na klar, hätte ich auch selber draufkommen können.«
    »Patrick, ich bitte Sie«, beschwichtigte Peter. »Wir brauchen dieses Treffen.«
    »Ist schon gut. Ich hoffe nur, es fotografiert mich keiner in diesem Aufzug.« Er sah Peter durch die Sehschlitze der Kapuze an. Seine Stimme klang etwas gedämpft. »Was für eine Schlagzeile: Patrick Nevreux der Fetischist und seine geheimen sexuellen Obsessionen. «
    Sebastian führte sie zum Eingang, wo ihnen geöffnet wurde. Der Mann war ebenfalls mit Kapuze und Schürze bekleidet. Dass es ein Mann war, konnte man zumindest aufgrund seiner Statur annehmen. Er sprach Sebastian in einer fremden Sprache an, woraufhin Sebastian ihm lange und umständlich die Hand

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