Projekt Babylon
möchte von ihr den genauen Aufenthaltsort des Schäfers erfahren.«
»Einverstanden. Dann sollten wir bei der Gelegenheit gleich einen Linguisten oder besser einen Fachmann für Sprachen des Altertums bestellen.«
»Glauben Sie, Elaine kann jemand auftreiben, der Keilschrift, Hieroglyphen und Maya-Glyphen lesen kann? Vielleicht auch noch ein bisschen Hebräisch und Griechisch, wenn wir schon dabei sind?«
»Immerhin reichte ja auch eine Person, die weiß, wo sie die jeweiligen Übersetzungen auftreiben kann. Aber lassen Sie uns ruhig die Grenzen von Madame Kosten-spielen-keine-Rolle ausloten, nicht wahr?«
»Peter, Sie werden mir immer sympathischer.«
2. Mai, Brasserie La Tipia, rue de Rome, Paris
»Herr Professor Lavell! Es freut mich, Sie wiederzusehen!«
Ein Geschäftsmann Mitte fünfzig mit Krawatte und Anzug war an ihren Tisch getreten. Peter stand auf und reichte ihm die Hand.
»Darf ich vorstellen: Patrick Nevreux, Ingenieur und Archäologe, wir arbeiten zusammen. Dies ist Sebastian Hoquet, Bankier und erster Ansprechpartner für unser Anliegen.«
Sebastian setzte sich und bestellte mit einem Wink einen Kaffee. Dann wandte er sich Peter zu und lächelte ihn an.
»Wir haben uns so lange nicht gesehen, Herr Professor. Ich habe Ihre Veröffentlichungen mit Begeisterung verfolgt. Eine Schande, dass das Echo Ihnen und Ihren Forschungen nicht gerecht wird.«
»Ich schätze, es ist nur eine Sache des Zeitpunkts. Es geht ja nichts verloren.«
»Und nun arbeiten Sie schon wieder an etwas Neuem? Was ist der Grund für Ihre Eile?«
»Wir haben eine Zeichnung gefunden und möchten wissen, in welchem Zusammenhang sie mit der Loge steht.«
Sebastian lachte auf. »Sie wissen doch, dass ich im Zusammenhang mit unserer Loge an mein Schweigegelübde gebunden bin?«
»Das weiß ich wohl. Aber es ist doch einen Versuch wert, nicht wahr?«
»Ja, sicherlich. Um was für eine Zeichnung handelt es sich denn, und wo haben Sie sie gefunden?«
Peter überreichte dem Mann eine Kopie der Rose mitsamt der Inschrift. Der sah sich das Papier nur kurz an, da entglitt ihm für einen kurzen Moment die Kontrolle über seine Gesichtszüge. Es war nur ein flüchtiger Augenblick, dann hatte er seine Fassung wiedererlangt.
»Wo haben Sie das her, Herr Professor?«
»Es kommt Ihnen bekannt vor?«
»Sie müssen mir sagen, wo Sie diese Grafik kopiert haben!«
»Ich würde Ihnen gerne helfen, Monsieur Hoquet, aber ich fürchte, wir müssen uns in der Mitte des Weges treffen. Ich arbeite an einem Projekt mit höchster Geheimhaltung. Nichts darf nach außen dringen. Sagen Sie mir doch, was der Grund für Ihre Aufregung ist.«
Der Bankier schien sich etwas zu entspannen, hielt das Blatt aber weiter fest. »Ich bin seit vier Jahren nicht mehr Großmeister. Den jetzigen Kurs der Loge bestimmt nun Renée Colladon. Der Großmeister legt fest, was gesagt werden darf und was nicht. Er ist für das Bild in der Öffentlichkeit verantwortlich. Wir müssen ein Treffen mit Renée vereinbaren...« Er hielt einen Augenblick inne und dachte nach. Dann stand er plötzlich auf. »Ich muss ein paar Telefonate erledigen. Haben Sie heute Abend noch Zeit? Wäre es Ihnen recht, wenn ich Sie im Hotel anrufe und dort abhole?«
»Das ist kein Problem. Wir sind im Méridien. Hinterlassen Sie eine Nachricht für uns. Und bitte lassen Sie das Blatt hier.«
Als der Mann das Restaurant verlassen hatte, war es an Patrick, Fragen zu stellen.
»Der hatte es ja ganz schön eilig. Woher kennen Sie ihn, und von welcher Loge haben Sie gesprochen?«
»Ich habe ihn im Zuge früherer Recherchen kennen gelernt. Damals war er Großmeister der › Bruderschaft der Wahren Erben von Kreuz und Rose ‹, einer einflussreichen Freimaurerloge. Ihr Emblem ähnelt dem aus der Höhle auffallend. Er wird uns sagen können, wie es in die Höhle kommt und was die Inschrift bedeutet.«
»Was haben Sie mit solchen Sekten zu tun, Peter? Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut...«
»Keine Sekte. Es sind Freimaurer, oder sagen Sie meinetwegen eine Geheimgesellschaft, aber es ist keine religiöse Vereinigung. Sie verfolgen harmlose soziale Ziele wie Brüderlichkeit, Verständnis und so weiter. Eines ihrer zentralen Statuten schreibt sogar die Unterlassung von jeglichen Diskussionen über Religion oder Politik während ihrer Treffen vor.«
»Das heißt noch lange nicht, dass sie keine Sekte sind. Freimaurer sind doch die mit den Schürzen und Zylindern, die sich in dunklen Kellern beim
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