Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht
noch mal!
Heiliges Licht, es tat so weh! Fast wollte sie sterben.
Etwas wickelte sich um ihren linken Arm und riss sie brutal nach vorn.
Jet öffnete die Augen. Sie starrte direkt in das Gesicht ihrer Gegnerin. Wenn auch nur ein winziger Rest von der furchtlosesten Reporterin New Chicagos übrig sein sollte, so lag er tief verborgen im Inneren der monströsen Bestie, die von Lynda Kidders Körper Besitz ergriffen hatte. Was Jet da anglotzte, erinnerte nicht im Entferntesten mehr an einen Menschen. Es waren die Augen eines wilden Tieres, und in ihnen loderte nur eine einzige Gier: zerfetzen, zerfleischen, zermalmen.
»Lynda«, flüsterte Jet. »Nicht –«
Kidder grinste, und Jet verdorrten die Worte auf der Zunge.
Das riesige Monster packte sie am Arm und beugte sich zurück, um Schwung zu holen. Jet schrie, als ihr Schultergelenk ausgerenkt wurde. Dann flog sie wie ein Baseball mit dem Rücken voran durch die Luft. Immer noch schreiend krachte sie in die Tunnelwand.
IRIDIUM
»He, Sie da, kommen Sie sofort zurück, verdammt noch mal!«
Iridium sah, wie der alte Mann den Tunnel entlanglief, so schnell er konnte. Bloß weg von hier.
Taser schnaubte. »Das merk ich mir. Folge nie Geräuschen, die in den sicheren Tod führen. Soll ich ihn zurückholen?« Aus der entgegengesetzten Richtung drangen unablässig Schreie und Grunzen zu ihnen herüber. Die Wände des Tunnels erzitterten und die Beleuchtung flackerte, als ein neuer Donnerschlag durch die Gänge hallte.
»Vergiss ihn«, sagte Iridium und drehte sich wieder in die Richtung, aus der die Kampfgeräusche kamen. Ein Teil der Wand war eingestürzt. Zwischen den Ziegeln und der Plastikauskleidung klaffte ein Loch – mehr als groß genug, um hindurchzuklettern. Iridium ging langsam auf die Öffnung zu. »Bevor er den Ausgang findet, finden ihn die Undergoths.«
»Soll mir recht sein«, sagte Taser und schloss zu ihr auf. »Was, zur Hölle, hat dieser ganze Aufruhr zu bedeuten?«
»Jet«, entfuhr es Iridium, als sie einen Blick durch das Loch warf. Sie versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Vorsichtig mied sie dabei Trümmerteile, ganz besonders die herabhängenden Leitungen. Gerade wich Jet irgendetwas aus und verschwand aus dem Blickfeld.
Iridium versuchte zu erkennen, gegen wen Jet da kämpfte … und ihr Kiefer klappte herunter. Jet schlug auf etwas ein, viel zu groß für einen Menschen. Das Monster wich ein Stück zurück, und Jet landete keuchend vor ihm auf dem Boden des Tunnels.
Großer Gott, dachte Iridium, und ihre Augen weiteten sich. Was ist das denn?
Die Kreatur lachte. Dann griff sie Jet an, die den riesigen Fäusten geschickt auswich. Es gelang ihr, nahe genug and das Ding heranzukommen, um ihm ein paar schnelle Schläge zu verpassen. Dann sprang sie zurück, außer Reichweite.
Iridium biss sich auf die Lippen, um nicht laut aufzuschreien. Schatten, Joan. Benutze deine Superkräfte, verdammt noch mal! Alles andere bringt hier gar nichts.
»Dieses … Ding … ist …« Taser schüttelte den Kopf. »Was ist das?«
»Irgend so eine Art Tunnelmutant.«
Taser blickte zu ihr, und die Augenschlitze seiner Schutzbrille verengten sich.
»Was denn?« Sie drehte sich um und starrte ihn an. »Es gibt sie wirklich. Habe ich in dieser Fernsehsendung gesehen, Mysterious Chicago.«
»Was du nicht sagst.«
Sie wandte sich wieder dem Geschehen zu. Jet hatte inzwischen begriffen, dass ihr hier nur ihre Superkräfte helfen konnten. Sie fesselte den Mutanten mit Schattenstreifen. Wurde auch Zeit. Iridium wollte Taser gerade vorschlagen, sich leise zurückzuziehen, als das Monster die Schattenfesseln sprengte und erneut angriff. Gerade noch rechtzeitig erzeugte Jet einen Schild aus grauer Materie und schirmte sich damit gegen die niedersausenden Riesenfäuste ab. Dennoch traf sie der Schlag so heftig, dass sie in die Knie ging. Noch ein Hieb. Iridium zuckte zusammen, als Jet mit einem lauten Schrei zusammenklappte.
»Helfen wir ihr?«, fragte Taser mit gedämpfter Stimme.
Du musst nur eine einzige Strobokugel abfeuern, dachte Iridium, und es ist vorbei. Jet wüsste nicht mal, dass du hier gewesen bist.
Und dann hörte sie Lesters Stimme in ihrem Kopf, so hart wie Stein. Sag mir nicht, dass du für irgendjemanden von denen noch Gefühle hegst.
»Nein«, erwiderte Iridium. »Nein, wir werden uns nicht einmischen.«
»Ich glaube, der Tunnelmutant hat vor, die Heldin zu töten.«
»Nun, das ist nicht wirklich unser Problem, oder?«,
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