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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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weggeschleppt wird, weil er die Frechheit besessen hat, Corp in Frage zu stellen. Führe sie, indem du ein Beispiel gibst. Nicht durch Predigten.« Lester seufzte. »Ich wünschte nur, du würdest endlich erkennen, dass es einen Unterschied macht, ob man ein Abtrünniger ist oder Robin Hood.«
    »Scheint doch bei dir ganz gut funktioniert zu haben.«
    »Bis ich hier drin gelandet bin«, entgegnete Lester finster. »Dein gutes Herz wird dich umbringen, Callie. Hör auf mich. Du musst härter werden.«
    Iridium verstummte. Sie hatte sich in der Tat von Jet überrumpeln lassen. Sie hatte sich überschätzt. Arroganz bedeutete den Tod – eine der wenigen guten Lektionen, die die Akademie sie gelehrt hatte, ob nun gewollt oder nicht.
    »Was ist los?«, fragte Lester. »Diesen Blick kenne ich doch.«
    »Ständig bin ich auf der Flucht«, sagte Iridium schließlich. »Und es fühlt sich trotzdem an, als ob ich nicht vom Fleck komme. Sie wusste genau, wo sie mich finden würde, Daddy. Sie zog einfach ihre ganze kalte Kraft zusammen, und sie hätte mich beinahe getötet. Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass sie die Erlaubnis der Akademie besaß, genau das zu tun.« Sie beschwor eine Erinnerung an die Angst in Jets Augen herauf, nachdem sie ihr den Ohrknopf herausgerissen hatte. Aber der Blick zurück rief nicht das erwartete wohlige Gefühl hervor. »Sie war bereit, mich zu töten«, wiederholte Iridium.
    »So was kommt vor«, sagte Lester, »wenn sich zwei Soldaten in einem Krieg, in dem sie bisher gemeinsam gekämpft haben, plötzlich auf gegnerischen Seiten wiederfinden. Willst du etwa sagen, du würdest sie nicht töten?«
    Iridium sah hinauf zur Uhr. In weniger als einer Minute war ihre Sitzung abgelaufen. »Das hier soll doch kein Krieg sein.«
    »Ist es aber, mein Mädchen. Es ist ein Krieg, und du bist im Moment gerade auf der Verliererseite. Finde heraus, wie du das ändern kannst. Sonst wirst du über kurz oder lang Häftling Nummer 501 sein.«
    Gereizt erwiderte Iridium: »Ich werde nicht zulassen, dass sie mich kriegen. Eher sterbe ich.« Seit dem Tag, an dem sie ihren Status als Superheldin verloren hatte und sich auf der Flucht befand, war ihr klar, dass sie lieber auf einem Friedhof liegen würde, als unter der Knute von Corp im Gefängnis zu sitzen. Diese Genugtuung sollte Jet nicht bekommen. »Sag mir, was ich tun soll, Dad. Du hast gegen sie gekämpft, dich Commander Courage entgegengestellt und dem Taschenspieler. Owl Girl. Velocity. Diesen ganzen Fossilien aus den glorreichen alten Tagen.«
    Sie langte über den Tisch und ergriff Lesters Hand. Die Schritte des Wachmanns kamen näher. »Du willst, dass ich lerne, eine echte Abtrünnige zu sein? Gut. Sag mir, was ich tun muss, um Corp zu schaden. Ihnen richtig zu schaden.«
    »Mach Schluss mit diesem Schwachsinn, den kleinen Räubereien bei den Reichen«, erwiderte Lester. »Ich kenne einen tollen Kerl. Er kann uns helfen, Corp so hart und schnell zu treffen, dass sie noch in 50 Jahren Lehrstunden über dich abhalten werden.«
    »Ich will es tun«, sagte Iridium. »Jetzt bin ich mir ganz sicher. Jet hat alles vergessen, was einmal zwischen uns gewesen ist. Sie ist nichts weiter als eine ferngesteuerte Drohne, und das nächste Mal wird sie mich töten, da bin ich ziemlich sicher.« Zuzugeben, dass Jet vielleicht in irgendetwas besser sein könnte als sie, versetzte ihr einen Stich. Aber Iridium konnte noch immer spüren, wie die Schatten von ihr zehrten, alles aus ihr heraussaugten und nur noch eine Hülle übrig ließen …
    »Du wirst mit unfairen Mitteln kämpfen müssen, Callie«, sagte Lester, als die Tür mit einem Zischen aufging. »Es wird schmutzig und gemein werden. Gegen Corp gibt es kein Pardon. Das muss dir klar sein.«

KAPITEL 6
    JET
     
    Manchmal erscheint es unfair, dass ein Außermenschlicher es mit einfachen sterblichen Kriminellen aufnehmen soll. Welche Chance hat denn ein normaler Mensch gegen jemanden, der fliegen kann oder Stahl verbiegen oder ihn mit Lichtblitzen blenden? Andererseits – und das könnten viele Außermenschliche bestätigen – ist das Leben nun mal nicht fair.
    Lynda Kidder, »Origins, Teil acht« New Chicago Tribüne, 14. Mai 2112
     
    »Der will mich wohl auf den Arm nehmen?«, murmelte Jet. Das passte ja. Wie es aussah, würde sie gleich auf offener Straße überfallen werden.
    Der Schläger kam näher. Er ließ seine Finger knacken und hatte ein Haifischgrinsen aufgesetzt. Jet atmete hörbar aus, um

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