Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
Vom Netzwerk:
WERDEN QUETSCH IHN QUETSCH IHN PRESS IHN AUS
    Sie spürte einen Stich auf einer kleinen Stelle unbedeckter, nackter Haut in ihrem Nacken, dann einen plötzlichen Druck. »Du hast doch Bettruhe, Joan«, flüsterte der Mann.
    Dann ließ er sie los, und die Dunkelheit kippte nach links. Jet wankte wie trunken, versuchte, die Welt davon abzuhalten, sich um sie zu drehen. Aber die Schatten griffen nach ihr, mit langen Krallen. Zogen sie zu Boden. Nein, dachte sie verschwommen und wollte ihr Gesicht vor den Reißzähnen der Finsternis schützen. Nein …
    Über das Kichern der Schattenstimmen hinweg hörte sie noch: »Gute Nacht, dann. Schlaf schön.«
    Sie war bewusstlos, noch bevor sie auf dem Boden aufschlug.



KAPITEL 54
    JET
     
    Ich sehe, was Corp da auf die Welt loslässt. Und ich weiß, dass die Welt untergehen wird, wenn niemand dem entgegentritt.
    Arclight, in einem Interview mit der Zeitschrift
    Underground
     
    Eine Flut von Geräuschen überrollte das Hauptgebäude der Akademie. Leute ächzten und stöhnten, Explosionen krachten, Körper prallten gegen Körper. Dazwischen Schlachtrufe, jede Menge Gezeter und unverhüllte Bekundungen von Kampfeslust. Und hätte nicht ein rauer Wind geweht, dann hätte man überall den Gestank von Schweiß, Ozon und Schmutz riechen können. Unter den wachsamen Augen ihrer Ausbilder trainierten angehende Helden mit ihren Partnern. Außer den Schülern des fünften Jahres. Sie absolvierten ihr Training ohne Aufsicht.
    Was Jet enorme Sorgen bereitete. Wie sollte sie denn wissen, ob sie zu langsam oder außer Form war oder ob irgendetwas anderes nicht stimmte, wenn niemand ihr zusah? Sie strich sich ein paar widerspenstige Haare aus den Augen und sagte: »Noch mal.«
    »Nein, es reicht.« Iris Atem bildete in der Kälte, die jetzt, Ende Februar, noch immer herrschte, kleine Dunstwölkchen.
    »Wir haben das nun schon zehn Mal gemacht. Wir beherrschen alles im Schlaf.«
    Jet rieb die Hände, um sie aufzuwärmen. Vielleicht sollte ihre spätere Schwadron-Uniform Handschuhe haben – oder, noch besser, Stulpenhandschuhe, wie Night welche trug. Sie würden ihre Hände schützen und wärmen. »Ich will bloß ganz sicher gehen.«
    »Nun, ich bin sicher. Wir sind fertig für heute.« Um ihre Worte zu bekräftigen, nahm Iridium ihr Comlink aus dem Ohr und steckte es in eine ihrer Gürteltaschen. »Großer Gott, wie ich dieses Ding hasse.«
    »Aber morgen ist der Praxistest«, widersprach Jet. »Wir müssen ganz sicher sein, dass es perfekt ist.«
    »Ist es doch. Wenn wir weitermachen, werden wir bloß müde, und das bedeutet, wir werden nachlässig. Und dann … Bumm.« Iri ließ eine Strobokugel in ihrer Handfläche entstehen.
    Die Gläser von Jets Brille irisierten, um ihre Augen vor dem plötzlichen grellen Licht zu schützen. »Hey, lass das!«
    »Wir sind fertig«, wiederholte Iri. »Und das heißt, es ist Zeit zum Ausruhen. Komm schon. In 15 Minuten beginnt die neue Folge von Squad House.«
    »Na gut. Dann suche ich mir eben jemand anderen zum Üben. Oder ich frage mal, ob die vom Vierten einen Schiedsrichter brauchen. Oder –«
    Iri legte Jet einen Arm und die Schultern. »Hör zu, Süße. Auch wenn es dich umbringen sollte – du wirst dich jetzt entspannen. Wir machen Popcorn und gucken Squad House. Ich wette, Girl Power macht heute Screamer so richtig an.«
    Jet stöhnte, ließ sich aber von Iri zurück ins Gebäude führen. Seit sie sich im vierten Ausbildungsjahr wieder vertragen hatten, war sie die ganze Zeit damit beschäftigt, Iri zu beweisen, dass sie wirklich wieder Freundinnen waren. Und das bedeutete für Jet, mit ihr abzuhängen und, neben vielen anderen Dingen, mit ihr Squad House anzusehen, diese bescheuerte Dokusoap über die Schwadron. Auch wenn sie es kaum ertragen konnte.
    Jet war fest entschlossen, ihre Freundschaft nicht noch einmal aufs Spiel zu setzen. Nicht für die Akademie. Und auch nicht für Corp.
    Oder für Night.
    Der war zurzeit sowieso anderweitig beschäftigt. Das Ende ihres fünften Ausbildungsjahres rückte näher, mit allem, was damit verbunden war. Außerdem arbeitete er an irgendeinem Projekt der Proktoren mit. Und auch in der übrigen Zeit hatte er sich äußerst rar gemacht. Wenn er sie zufällig traf, war er kurz angebunden zu ihr. Grob … und unkonzentriert. Einmal konnte sie einen kurzen Blick auf seine Augen erhaschen, bevor er seine Kapuze befestigte. Sie hatten einen wilden Ausdruck gezeigt – fast so, als hätte er Fieber. Was immer

Weitere Kostenlose Bücher