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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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schloss sich ihnen nach dem Ende der Sendung beim Hinausgehen an. Langsam leerte sich der Aufenthaltsraum. Sie wartete fast eine Minute lang an der Tür, bis sie bemerkte, dass Iri ihr nicht gefolgt war. Sie hockte immer noch da drin und sprach mit jemandem. Jet steckte den Kopf durch den Türspalt. Ihre Freundin saß in der vorderen Ecke … und neben ihr Frostbite. Die beiden waren ganz allein im Raum.
    Du lieber Himmel. Sie hatte nicht gewusst, dass Derek da drin war – hatte nicht mal gewusst, dass er von der Therapie zurück war. Sie setzte ein Lächeln auf und ging wieder hinein, um ihm Hallo zu sagen.
    Frostbite musterte sie mit kalten, gehetzten Augen. Sein Gesicht wirkte hagerer, als sie es in Erinnerung hatte, und sein blauer Haarschopf war fast bis auf die Kopfhaut abrasiert. Er war viel zu dünn. »Jet«, sagte er.
    »Wie geht es dir, Frostbite?«
    »Immer noch der Alte«, gab er zurück. »Der Kopf funktioniert noch, falls du das meinst.«
    Jet blickte unbehaglich auf ihre Fußspitzen hinunter.
    »Wie auch immer. Falls du was brauchst«, sagte Iri zu ihm und stand auf, »lass es mich wissen.«
    »Mach ich, Callie. Danke.«
    Iridium grinste ihn an und ging hinaus.
    Jet wollte ihr folgen, blieb aber wie angewurzelt stehen. »Sie hat dich vermisst«, sagte sie leise.
    Er starrte sie mit diesem gehetzten Ausdruck in den Augen an. »Sie wird es verkraften«, entgegnete er. »Ich kann mich nicht länger mit ihr abgeben. Mit niemandem mehr.« Seine Stimme verklang. Es schien, als könne er etwas sehen, das Jet nicht sah.
    »Vielleicht … wenn wir mit dem Superintendenten reden …«
    »Du hältst dich da raus«, knurrte er. »Du willst damit nichts zu tun haben, glaub mir, Jet.« Er sah ihr direkt in die Augen. »Halt dich einfach weiter an Iri. Sorge dafür, dass ihr morgen die Prüfung besteht. Versaut’s nicht.«
    »Werden wir nicht.«
    »Gut.« Er nickte, einmal. »Weißt du, sie haben es uns immer wieder gesagt. Wir sollen dafür sorgen, dass es dir gut geht, und uns an dich halten. Aber die verstehen da was falsch.«
    »Was? Wer hat das gesagt?«
    »Jeder. Die Ausbilder. Die Proktoren.« Seine blauen Augen fixierten ihre dunklen. »Von Anfang an ging es immer nur darum. Achtet auf Jet. Sorgt dafür, dass die Schattenmacht geschützt ist.«
    Sie flüsterte: »Wovon, in aller Welt, sprichst du?«
    Er lachte freudlos. »Man muss ja schließlich verhindern, dass der neue Schatten zu früh austickt.«
    Jet schluckte. In ihrem Hals steckte ein dicker Kloß. »Das ist ja lächerlich.«
    »Finde ich auch«, zischte er. »Wir hätten dich nicht so in Watte packen dürfen. Du bist nämlich von denen allen die Schlimmste.«
    »Derek …«
    Er wies mit einer lässigen Handbewegung auf sie. »Du plapperst doch alles nach, was die sagen. Von dir hört man doch immer nur hipp, hipp, hurra, Akademie, hipp, hipp, hurra, Corp. Du bist so leicht zu beeinflussen, dass von der echten Joan gar nichts mehr übrig ist. Nur noch das, was sie aus dir gemacht haben. Nur Jet.«
    Das muss an der Therapie liegen, dachte Jet traurig. Sie hat ihn wahnsinnig gemacht.
    »Ich schwöre dir, Jet: Wenn Iri morgen die Prüfung vergeigt und gefeuert wird oder Schlimmeres, bloß, weil sie die ganze Zeit damit beschäftigt ist, dich zu beschützen, damit du deinen geliebten Vorschriften folgen kannst, dann Gnade dir Gott. Dann werde ich dich finden, und du wirst dafür bezahlen.« Er sprach die Drohung perfekt aus – ruhig, selbstsicher. Als ob er eine einfache Wahrheit verkünden würde.
    »Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest«, gab Jet zurück. Sie empfand Mitleid mit ihm. Mitleid für das, was er verloren hatte. »Es wird alles gut gehen, ich verspreche es.«
    »Das will ich auch schwer hoffen.« Mit diesen Worten wandte er sein Gesicht dem leeren Videobildschirm zu, und sie war entlassen.
    Draußen vor der Tür holte Jet zitternd Luft. Iri fragte mit weicher Stimme: »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Jaja. Es war einfach nur … hart.«
    »Ich weiß«, sagte Iri mit gepresster Stimme. »Das ist nicht mehr unser Derek.«
    Aber Jet beschlich das Gefühl, dass es der echte Derek war. Nur jetzt ohne Maske.

KAPITEL 55
    IRIDIUM
     
    Polizeibeamte waren gut, städtische Angestellte auch – Reinigungskräfte und so, verstehen Sie? Aber das Allerbeste war, wenn man einen Helden erwischte … Wenn du auf einen Helden triffst und ihn besiegst, bist du da draußen ein Gott.
    Jasper Kane, ehemaliger Bandenführer der Asphalt Kings,

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