Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht
hier nicht weg!«
»Du kannst deinen Vater nicht retten, wenn du selber gefangen wirst.«
Aus den tieferen Eingeweiden des Gebäudes drang ein gequälter Schrei zu ihnen. Lesters Schrei. Iridium riss sich von Protean los.
»Lauf weg«, flüsterte er.
»Na los, Mädelchen«, rief Kindle. »Du besitzt keine mentalen Kräfte. Du kannst ihm nicht widerstehen!«
»Er hat meinen Vater!« Fest entschlossen, Arclight zu finden, stürmte Iridium den Gang hinunter.
Hinter sich hörte sie Kindle entsetzlich fluchen. »Dass du mir ja nicht abdriftest, du haariger Trottel! Protean! Greg?« Kindles Stimme wurde immer dünner. »Ah, Scheiße, Mann. Was lässt er dich sehen? Heul doch nicht …«
Mit zusammengebissenen Zähnen stürmte Iridium weiter.
»Mädelchen«, rief Kindle ihr hinterher. »Rette dich …« Und dann begann er zu kreischen.
Iridium drehte sich um und sah, wie überall um sie herum blaue Flammen emporloderten. Sie bildeten eine Wand aus Hitze, die weit heißer war als ihre eigenen Strobos.
»Fort mit euch!«, schrie Kindle und schlug wild mit den Armen um sich. »Weg von mir!«
Mehr Ermunterung brauchte Iridium nicht. Tiefer und tiefer rannte sie hinein in Hypnotics Versteck. Alles um sie herum versank, und nur der eine Gedanke blieb: Sie musste ihren Vater retten.
Bruce sah auf, als sie durch die Tür trat. Er hatte die Ärmel hochgekrempelt, und über seiner Schulter hing ein Geschirrtuch. »Du bist ja ganz außer Atem, Darling. Wo brennt’s denn?«
Iridium erstarrte direkt im Türrahmen. Ihr Herz schlug heftig gegen die Rippen. »Was in drei Teufels Namen …?«
»Süße, alles in Ordnung mit dir?« Bruce schwenkte eine Hand vor dem Sensor, um das Wasser abzustellen, drehte sich zu ihr um und schaute sie an. Dann runzelte er die Stirn und kam auf sie zu.
Als Iridium eine Lichtkugel rief, drehte sich ihr der Magen um, und ihr wurde schwindelig. Es war, als säße sie in einem Gleiter, der ungebremst nach unten fiel. Hier stimmte etwas nicht, sie war nicht sicher … »Bleib mir verflucht noch mal vom Leib, Taser!«
»Callie, du darfst jetzt nicht durchdrehen«, sagte Bruce behutsam. »Du weißt doch, dass der Reporter von der Tribüne im Wohnzimmer sitzt.«
»Du bist nicht real.« Iridium warf eine Lichtkugel nach ihm, als er die Hand nach ihr ausstreckte und beruhigend ihr Gesicht streicheln wollte. »Nichts hiervon ist real!«
»Callie«, seufzte Bruce. »Ich weiß, du stehst ziemlich unter Stress, jetzt, wo dein Vater krank ist. Aber es wird alles wieder gut werden. Ich bin für dich da.«
»Meinem Vater geht es gut«, flüsterte Iridium. Sie duckte sich unter Tasers Arm durch und griff sich ein Fleischermesser aus der Spüle. »Du bist nicht real. Du bist Hypnotic.«
In Bruce* Augen flackerte Besorgnis auf. »Du weißt nicht, was du redest.«
Iridium hielt ihm das Fleischermesser an den Hals. »Ich bin nicht einer von diesen gehirngewaschenen Superhelden, Hai Mein Verstand ist nicht von Corp programmiert worden, damit ich nett und formbar bin. Ich weiß, du zeigst mir bloß Dinge, von denen du glaubst, dass ich sie sehen will. Aber du hast verdammt schlecht geraten.«
Eine Welle von Schwarz rollte durch ihr Blickfeld.
»Aber ist es Hypnotic?«, schnurrte eine Stimme. »Oder ist es jemand, der dir viel näher steht?« Eine raue, knubbelige Hand streichelte ihre Wange. »Mach die Augen auf, Calista! Sieh, was direkt vor dir steht!«
Sie tat es – und befand sich plötzlich wieder in dem alten Wohngebäude. Ein Paar hell schimmernde Augen starrte sie an. Radars Augen. Iridium versuchte, sich loszureißen, zurückzuweichen. Aber der kleine Mann war viel, viel stärker, als er aussah.
»Du?«, stieß sie hervor. »Nicht Hypnotic? Das ist alles dein Werk?«
Wieder Schwärze, und dann war Radar verschwunden. An seiner Stelle stand die dunkle Gestalt eines großen, schlanken Mannes. Er trug graue Gefängniskleidung, und seine Augen hatten die Farbe von Tilizium.
»Oder vielleicht ist alles ein und dasselbe?«, sagte Hypnotic. »Du bist wunderschön, Calista. Du siehst deinem Vater so ähnlich. Bist du auch so eitel wie er? Luster hat nämlich immer gern den Schönling gegeben.«
Iridium knickten die Beine weg, und an den Rändern ihrer Wahrnehmung erschien wieder das Apartment, hell und licht und luftig - dein Zuhause, Collie. Und das von Bruce, deinem Ehemann.
»Es gibt gar keinen Radar«, presste sie hervor. »Du warst es, die ganze Zeit.«
»Und du bist auch genauso clever wie
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