Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht
mal ins Grab bringen.
Der vom Schatten umhüllte Mann brach in die Knie und fiel ganz langsam zu Boden. Sie rief ihre Macht zurück. Dann nahm sie ein Paar Betäubungshandschellen aus einer ihrer Gürteltaschen.
Als der Schatten wieder in sie zurücksickerte, fiel ihr auf, dass sie Hals inneres Licht nicht gespürt hatte. Ja, sie hatte ihn in Schatten gehüllt, aber sie hatte den Mann unter dem Schatten nicht gefühlt.
Ein scharfer Schmerz in ihrem Rücken, ein Hieb, der sie in die Knie gehen ließ.
»Das«, sagte Doctor Hypnotic, »war wirklich ungezogen von dir. Nachdem ich so viele nette Dinge für dich getan habe.«
Sie rollte sich ab und kam wieder auf die Füße. Ihre Macht pulsierte in ihrem Körper. »Ich hab es dir vorhin schon gesagt, Hypnotic. Ich habe einen Eid geschworen und bin dieser Welt verpflichtet. Der realen Welt. Du kannst mich nicht kaufen mit deiner Version vom Paradies.«
Ein Lächeln kroch in sein Gesicht. »Vielleicht sollte ich ja die Schattenstimmen noch einmal freilassen. Sie zu dir wispern und deine Seele stehlen lassen.«
Sie erstarrte.
»Was sagst du dazu, Jet? Soll ich dich noch einmal um den Verstand bringen?«
Einen Moment lang erlaubte sie sich, das Gefühl zu genießen, wie sich der Schatten seinen Weg in ihr bahnte, ohne dagegen anzukämpfen. »So sei es«, flüsterte sie.
Und dann schoss sie einen Schattenpfeil auf ihn ab, traf ihn mitten in die Brust. Er flog nach hinten und krachte gegen die Wand -oder vielmehr durch die Wand, denn sein Flug wurde erst von der dahinterliegenden Wand gestoppt. Einer Wand, die Jet bis gerade eben nicht hatte sehen können. Sie waren die ganze Zeit über in der Eingangshalle gewesen und hatten die um sie herum miteinander kämpfenden Außermenschlichen vermieden. Selbst jetzt wirkten die anderen unwirklich, eher wie Geister. Wie lebendig gewordene Träume, die sich bekriegten.
Netter Trick.
Hypnotic rappelte sich bereits wieder hoch. Immer noch lächelte er sie an. »Deine Mutter wäre stolz auf dich, Jet. Und dein Vater auch.«
In ihrem Kopf zerfiel die Zelle, in der die Schattenstimmen eingesperrt waren, zu Staub. Der Schatten ließ ein ekstatisches Brüllen heraus.
kleines mädchen kleine Joan habe dich vermisst so sehr vermisst …
Und während Adrenalin und Wut und Angst sich eine Schlacht in ihrem Inneren lieferten, feuerte Jet fauchend den nächsten Schattenstoß auf ihren Gegner ab.
IRIDIUM
Nachdem sie sich ein paar Sekunden gegönnt hatte, um ihre Gefühle wieder in den Griff zu bekommen, sie einzusperren und zu Boden zu trampeln, wandte sich Iridium ab, um Taser zu Hilfe zu eilen. Er und eine Abtrünnige – Iridium meinte Gaslight zu erkennen -umkreisten einander misstrauisch. Schließlich blinzelte die zierliche Ex-Heldin. »Hey, Kumpel. Wer zur Hölle bist du? Und warum trägst du diese lächerliche Maske?«
»Taser, ist sie …«
»Sie ist bei Verstand.« Eine schwere Hand legte sich von hinten auf Iridiums Schulter. Sie drehte sich um, und da stand Protean, in voller Größe. Er lächelte. »Wie wir alle.«
Iridium wurden vor Erleichterung die Knie weich. Schnell packte Protean zu und hielt sie aufrecht. »Sieh nach deinem Vater«, flüsterte er ihr ins Ohr.
»Wir haben hier immer noch ein Problem«, sagte Taser. Er duckte sich, um einer giftigen Gaswolke auszuweichen, die seine Gegnerin auf ihn abgefeuert hatte. »Diese Typen sind nicht unsere Freunde!«
»Brenne in der Hölle, du Corp-Lakai«, schrie Gaslight. Die anderen Abtrünnigen in der Halle, etwa ein Dutzend, rotteten sich zusammen und kamen auf die kleine Gruppe der Verbündeten zu.
»Oh Scheiße!«, sagte Kindle.
Aus dem Augenwinkel bekam Iridium mit, wie Nevermore abhob, sah, wie Lionheart wieder zur Raubkatze wurde. Neben ihr ballte Protean die Hände zu Fäusten. »Jeder nimmt sich einen Abtrünnigen vor«, bellte Iridium. »Nehmt sie nur gefangen. Tötet sie nicht!«
»Was du nicht sagst, Prinzessin«, kreischte Nevermore. Sie und Freefall hingen rangelnd in der Luft. Freefall hatte ein Schwerelosigkeitsfeld erzeugt, und Nevermore trudelte wie trunken darin herum, während sie versuchte, oben zu bleiben.
Iridium selbst ließ sich zu Boden fallen, als Knife sie mit gewaltigen Hieben angriff. Seine stählernen Fingernägel zischten genau dort durch die Luft, wo eben noch ihr Gesicht gewesen war.
Protean packte ihn und schleuderte ihn gegen die gegenüberliegende Wand, aber da schwang schon Judge seinen riesigen Richterhammer. Protean
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