Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

dann – zweiundzwanzig?«
    »Irgendwas in der Art.« Eigentlich sind es sechsundzwanzig. Er hat mitgezählt. Aber es liegt ihm nichts daran, Terry zu korrigieren.
    »Wo seid ihr?«
    »Ecke Dritte und Obama.«
    »Toni ist in zehn Minuten bei euch.«
    »Also«, sagt Garth. »Dann denkst du noch mal über meinen Vorschlag nach?«
    »Auf jeden Fall.«
    Er will sich nicht zu früh freuen, aber sein Herz macht trotzdem einen kleinen Hüpfer. »Und?«
    »Und ich werde ihn auf dem nächsten Treffen offiziell zur Abstimmung stellen.«
    Garth wirbelt Mary Janice voller Freude im Kreis herum und drückt sie ganz fest.
    »Was ist denn los?«, fragt sie atemlos.
    »Wir stimmen auf dem nächsten Treffen darüber ab.«
    Sie grinst. »Das ist verrückt. Ich sollte eigentlich nicht wollen, dass das passiert. Aber trotzdem tu ich’s, weißt du? Nach allem, was wir gemacht haben … will ich, dass es passiert.« Das Grinsen verschwindet, und sie wickelt eine blonde Locke um ihren Finger. »Glaubst du … glaubst du, dass es passieren wird?«
    »Oh ja«, erwidert Garth, und ihm ist, als könnte er fliegen. »Das glaube ich.«

Jetzt
KAPITEL 56
    JET
     
     
    Phase 2 von Projekt Sunstroke angelaufen. Diesmal achtundneunzig Freiwillige. Muss mit Planung von Phase 3 beginnen. Überlege, wie ich an die Wasserversorgung der Stadt herankomme.
     
    - Aus dem Tagebuch von Martin Moore, Eintrag Nr. 299
     
     
    »Das hier sind die Letzten«, rief Protean und warf mit einem müden Grunzen vier bewusstlose Mutanten vor ihr auf den Boden.
    »Vorsichtig«, mahnte Jet. »Tu ihnen nicht weh.«
    »Ihnen? Gott im Himmel, ich glaube, ich hab mir den Rücken verrenkt …«
    »Nimm eine Tablette«, riet Iridium und klopfte sich den Schmutz von den Händen. »Ist noch lange nicht so schlimm, als hättest du Tunnelmutanten-Gestank in deinem Gleiter oder so …«
    Gemeinsam hatten die Schwadron, die Gruppe aus dem Blackbird und die von Taser angeführten Runner die Mutanten in der Stadt unschädlich gemacht, jede von Serum verformte Person, die ihnen über den Weg gelaufen war, in ein künstliches Koma versetzt. Diejenigen, die fliegen konnten, waren in den Himmel aufgestiegen und hatten von oben Schlaf herunterregnen lassen wie ein fürsorglicher Gott. Bis auf Nevermore, die jedes Mal gackernd gelacht hatte, wenn wieder eins von den Dingern zu Boden ging. »Als ob man Babys abschießt«, hatte sie gekräht. Jet hoffte inständig, sie möge übertreiben.
    Die anderen hatten sich Gleiter und Autos besorgt und patrouillierten auf den Straßen und in der Luft, um die restlichen Monster zu finden.
    Sogar eine Handvoll ehemaliger Mitglieder der Schwadron hatten sie erwischt. Eine nette Zugabe. Jet brach der Schweiß aus, als sie darüber nachdachte, wie viel Taser wohl für die zusätzlich nötige Kennzeichnung und den Transport berechnen würde. Dann entschied sie jedoch, dass dies nicht ihr Problem war. Es war Corps.
    Bei diesem Gedanken musste sie lächeln. Sie konnte noch immer nichts Negatives über Corp-Co sagen, ohne dass ihr Gehirn Feuer fing, ja, nicht einmal etwas Schlechtes über die Firma denken. Aber sie konnte sich gut vorstellen, was für ein bürokratischer Albtraum das Exekutivkomitee erwartete, wenn der Vorstandsvorsitzende alle Abbuchungen erklärt haben wollte, die die Schwadron getätigt hatte. Wenn alle Rechnungen eintrafen, die die Schwadron an Corp stellen würde. Es war nicht auszuschließen, dass Stan Kane einen Herzanfall erleiden würde, der Ärmste. Nun, glücklicherweise hatte Corp exzellente Pläne für alle Arten von medizinischen Notfällen im Angebot.
    Jet und die Ex-Häftlinge befanden sich jetzt am Staatsgefängnis von Illinois und warteten vor den extra verstärkten und mit Starkstrom gesicherten Toren (die für niemanden ein ernsthaftes Hindernis darstellten, der fliegen konnte) auf das Eindämmungsteam, um ihm die neuesten Zugänge zu übergeben. Frostbite und Steele waren ins Hauptquartier zurückgekehrt, sicher verstaut im Fond eines Runner-Transporters. Er hatte sich vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten können, und Steele hatte gemeint, sie müsse unbedingt mit Firebug reden. Allein.
    Nach Jets Ansicht ließ das für Kai nichts Gutes ahnen.
    Taser hatte sich mit der Bemerkung, er habe für diesen Tag noch andere Jobs in seinem Terminkalender stehen, ebenfalls auf den Weg gemacht. Aber er würde sich auf jeden Fall wieder melden und seine Rechnung schicken. Dann hatte er Iri einen Handkuss zugepustet, und Jet